Joachim Rösch schenkt der Pforzheim Galerie zwei Werke zur Ergänzung der Sammlung. Foto: Stadt Pforzheim Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Joachim Rösch übergibt Werke von Camill Leberer und Manfred Mohr an die Stadt

Joachim Rösch hat Werke von Camill Leberer und Manfred Mohr für die Kunstsammlung der Stadt Pforzheim an Kulturamtsleiterin Angelika Drescher übergeben.

Pforzheim. Die städtische Kunstsammlung umfasst zahlreiche Werke von Künstlern des 19. bis 21. Jahrhunderts, die biografisch oder mit ihrem Schaffen in Bezug zu Pforzheim und der Region Nordschwarzwald stehen. Die Wahrung und Erweiterung dieser Sammlung ist für die Stadt von großer Bedeutung. Umso erfreulicher ist die Schenkung zweier Werke durch Joachim Rösch, Gründer und Ehrenvorsitzender des Freundes- und Förderkreises der Pforzheim Galerie.

Die Schenkung umfasst ein Werk von Camill Leberer und eines von Manfred Mohr, beide Arbeiten hat er selbst bei der Kunstauktion "Loft" ersteigert. Manfred Mohr, geboren 1938 in Pforzheim, lebt und arbeitet in New York. In seiner Jugend war er ein gefragter Jazzmusiker und konnte sich lange nicht zwischen Musik oder bildender Kunst entscheiden. Auch seine Vorstellung von Abstraktion entstand aus der Musik.

Rationale Ästhetik

Von informellen Anfängen über eine stärker geometrisch, konstruktive Malerei entwickelte sich seine Suche nach einer rationalen Kunst. Die theoretische Grundlage bildeten die Schriften des Stuttgarter Philosophen Max Bense und seine Theorie von einer rationalen Ästhetik ohne Inhalt und Bedeutung. In Paris lernte Mohr 1967 den Komponisten Pierre Barbaud kennen, der seit 1960 einen Computer für seine „Automatischen Kompositionen“ nutzte. Dadurch angeregt erlernte er die Programmiersprache FORTRAN IV und nutzte im französischen Nationalinstitut für Meteorologie den damals noch riesigen Computer, um seine Programme einzugeben und mittels eines großformatigen Plotters die "geschriebenen" Bilder zu realisieren. Gleich einer "visuellen Partitur" entstand nun eine Kunst der Logik, mit präzisen Zeichen, die – einmal programmiert – jederzeit abrufbar und reproduzierbar sind.

Mohr betont, dass der Rechner lediglich ein Instrument oder Werkzeug sei. Wie ein Komponist seine Partituren, so erstellt er das Programm. Analog einem Klavier oder Saxophon gibt der Computer auf dem Bildschirm oder im Ausdruck das Geschriebene wieder. Folgerichtig resümiert er, seine Kunst sei keine Computerkunst, und er selbst sei auch kein Computerkünstler. Mohr nutzt lediglich den Computer als "legitimen Verstärker seiner intellektuellen und visuellen Erfahrungen", wie er selbst sagt.

Camill Leberer, geboren 1953 in Kenzingen, lebt und arbeitet in Stuttgart. Der Bildhauer und Fotograf hatte 1987/88 an der Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim einen Lehrauftrag inne und ist seitdem in der Sammlung vertreten. Mit seinen auf Metall gearbeiteten, oft transparent schillernden Bildern bewegt er sich an den Grenzen zwischen Malerei und Skulptur. Seine bevorzugten Arbeitsmaterialien sind Eisen, Farbe und Glas. Mit diesen Mitteln und ihren teils gegensätzlichen Eigenschaften lotet Leberer Erscheinungsformen, wie Licht und Raum, Dynamik und Ruhe sowie Offenheit und Geschlossenheit aus. Gerade in seinen zweidimensionalen Arbeiten wird eine strenge Trennung von Fläche sowie Raum aufgelöst und die Fläche selbst als Bildraum aufgefasst. Durch die Verwendung transparenter und spiegelnder Materialien, wie Glas, Kunststoff oder bearbeitetes Metall – bezieht Leberer den umgebenden realen Raum konsequent mit in die Bildfläche ein.

Quaderförmige Objekte

Auch die dreidimensionalen Objekte erschließen Raum aus der Flächigkeit. Mittels rechtwinklig angeordneter Rahmenstrukturen konstruiert der Künstler zumeist aus flächigen Elementen quaderförmige Objektkörper. Er befragt damit die Wahrnehmung von Raumgefügen, seine Arbeiten wirken wie Versuchsanordnungen für unkonventionelle Erlebnisräume. Wenn man sich mit dem Schaffen Leberers befasst, so fallen häufig Begriffe, wie konstruktivistisch, minimalistisch, der Kunstwissenschaftler Rene Hirner spricht von "Postminimalismus". Seine Werke enthalten weder narrative noch expressive Elemente und geben kein Abbild der Natur oder bestimmter Dinge wieder.

Es handelt sich um Kunst, die zunächst sich selbst zum Inhalt hat. Neben der Linie, der Kante, sind es in den meisten Fällen rechteckige Flächen, die der Künstler einander gegenüber stellt. Als weiteres zentrales Element kommt die Farbe hinzu, die in allen Bereichen eine entscheidende Rolle übernimmt.

Der Dreiklang von Durchsichtigkeit, Semitransparenz und opaken Feldern, und damit das Changieren von matt zu glänzend – daraus resultierend ein Spiel von Nähe und Ferne, Durchlässigkeit und Entziehen.