Der Orgelbaumeister am Spieltisch. Foto: Schwarzwälder Bote

Martinskirche: Restaurierung der Weigle-Orgel: Mit dem geplanten Einweihungstermin am 10. Mai wird es nichts

Aus 806 Pfeifen, teils aus Holz, teils aus Metall, besteht die Weigle-Orgel in der Conweiler Martinskirche. Doch der Zahn der Zeit nagte an der alten Dame.

Straubenhardt-Conweiler. Vor drei Jahren begann die Kirchengemeinde, allen voran Organist Martin Wessinger als Organisator, für deren Renovierung Pfeifenpatenschaften auszuloben und sich nach Bundes- und Landesfördermitteln umzutun. Ein Betrag von stattlichen 80 000 Euro galt es zu stemmen. Denn, wie Organist Wessinger und Pfarrer David Gerlach ihr ehrgeiziges Ziel damals erklärten: Die pneumatische Orgel aus dem Jahr 1912 sollte nicht irgendwie repariert, sondern in ihren Originalzustand mit romantischem Klangbild zurückversetzt werden. Dies bedeutete teilweise eine Ergänzung an einzelnen Pfeifen, die zwischenzeitlich für ein barockes Klangbild verkürzt worden waren, oder gar die Fertigung komplett neuer Pfeifen. Und selbstverständlich die Reinigung und Instandsetzung jeder einzelnen der zwischen 1,5 Zentimeter und 2,80 Meter langen Klangkörper.

Schimmelbefall vorbeugen

Orgelbaumeister Gerhard Lenter aus Sachsenheim und sein Geselle, Orgelbauer Jan-Hendrik Strauß, haben die anspruchsvolle Arbeit vorgenommen: Ausbau der Orgelpfeifen, gegebenenfalls Ergänzung, dazu Überarbeitung der Blasebalge, der Bleirohre vom Spieltisch, der Lederelemente und Dichtungen.

Die Luftzirkulation hinter der Orgel auf der Empore wurde durch Lüftungsgitter verbessert, um Schimmelbefall vorzubeugen. Im Laufe des April wurde nun Pfeife für Pfeife wieder eingebaut. "Die gesamte mechanische Arbeit hat mein Mitarbeiter Strauß gemacht. Ich bin mit der Feinabstimmung, der Einrichtung des Klanges, beschäftigt", erklärt Orgelbaumeister Lenter an einem der letzten Arbeitstage auf der Empore der Martinskirche, die über Monate immer wieder Arbeitsplatz des Teams war.

Akribisch hat er jede Pfeife an der Intonierlade auf ihren ganz speziellen Klang hinsichtlich "laut-leise" und "scharf-weich" eingestellt. Damit, so Lenter, "der alte Weigle-Klang wieder zu hören ist!" Diese Intonation könne er durch Veränderung der Pfeifenöffnungen vornehmen, wodurch sich der Luftstrom innerhalb des Klangkörpers verändere. Wobei es nicht einfach sei, heute noch mit Sicherheit zu sagen, wie laut beispielsweise das Gemshorn, ein Register mit dunklem Renaissanceton, dem gleichnamigen Blasinstrument nachempfunden, original tatsächlich war.

Erst wenn Lenter ganz zufrieden ist, wird die Pfeife eingebaut. Der Orgelbaumeister hat immense Erfahrung. Hat er doch nicht nur 52 Jahre im Beruf hinter sich, sondern in Staffort schon einmal eine Weigle-Orgel restauriert. Die Substanz in Conweiler sei hervorragend, bestätigt er, auch habe man in der Martinskirche insgesamt gutes Holz verbaut, sodass kein Holzwurmbefall auf die Fichtenholzpfeifen passierte.

Pfeifenpatenschaften gefunden

Organist Wessinger ist voll freudiger Erwartung, ein tolles musikalisches Kleinod als „seine" Orgel bald wieder spielen zu können.

Für rund 180 Töne wurden Pfeifenpatenschaften gefunden, erzählt er, ob von Großeltern für Enkel oder sogar vom örtlichen Kleintierzuchtverein und der Feuerwehr. Hinzu kamen weitere Spenden und ein Benefizkonzert, in der Summe ergab das etwa die Hälfte des erforderlichen Betrages. Hinzu kommen zugesagte Förderungen von Land und Bund über etwa die zweite Hälfte des Restaurierungsbetrages.

Nur mit dem Einweihungstermin, geplant für den 10. Mai, wird es wegen Corona nichts. Als neuer Termin, so Wessinger, wird das Erntedankfest am 20. September anvisiert. Zuvor wird die Orgel ab und an bei den Online- Gottesdiensten zu hören sein. Außerdem ist geplant, in den nächsten Wochen immer einmal wieder Stücke einzuspielen und über die Homepage der Kirchengemeinde hochzuladen: www.conweiler-evangelisch.de.