Verdanken ihr Leben dem Experiment mit Supermarkt-Eiern: Benjamin Egens Bio-Küken Yin und Yang.Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Unverhofftes Hühner-Glück: Benjamin Egen aus Pfinzweiler hat zwei befruchtete Bio-Eier mittels Wärmelampe ausgebrütet

Zwei noch teils flaumige Junghühner hält Benjamin Egen in den Händen. Dass sie sich im Gehege auf dem sonnenwarmen Boden genüsslich aneinanderkuscheln dürfen, ja, dass es sie überhaupt gibt, ist schon etwas ganz Besonderes.

Straubenhardt-Pfinzweiler. Im Garten der Familie Egen in Pfinzweiler, nur einen Steinwurf von Wiesen und Feldern entfernt, leben die Küken in bester Gesellschaft neben fünf Hühnern, einigen Wachteln und Kaninchen. Der Nachbar auf der einen Seite hält Schafe und Esel, die Rinder weiden in Sichtweite, auf der anderen Gartenseite gibt es Enten und Pferde.

"Vielleicht kommen im Spätsommer sogar wieder die Störche vom vergangenen Jahr", beschreibt der Hobbytierhalter die ländliche Idylle.

Um diese um weitere Hühner zu ergänzen, wollte Egen Anfang April eigentlich auf den Kükenmarkt. Doch der konnte coronabedingt nicht stattfinden. Und weil der Rat in der Corona-Zeit ohnehin lautet, zu Hause zu bleiben, und weil Egen auf seine, der Gesundheit geschuldeten, Umschulung wartet, überlegte er sich eine "häusliche" Alternative für den geplanten Hühnerzuwachs: selbst Küken ausbrüten.

Yin und Yang werden einmal ihr Gnadenbrot erhalten

Doch woher die Eier nehmen? "Mein eigener Junghahn ist noch nicht so weit", schmunzelt der Pfinzer, "der läuft noch vor den Hennen davon!" Aber: "Ich hatte im Internet mal gelesen, dass in Biohöfen auf etwa 100 Hennen ein Hahn läuft. Da müssten dann ja auch ab und zu befruchtete Eier darunter sein." Also nahm er bis um Ostern beim Einkaufen immer mal wieder ein Sechserpack Bio-Eier im örtlichen Supermarkt mit und legte die Eier in seinen Inkubator, den er normalerweise für die Wachteln nutzt. Tatsächlich, beim fünften oder sechsten Anlauf bestätigte sich, dass die Eier wirklich "bio" waren: "Zum Glück gab es um Ostern lauter weiße Eier, die konnte ich besser schieren, also durchleuchten." Nach acht Tagen habe man Blutgefäße in zwei Eiern erkennen können, ein Hinweis darauf, dass sich etwas tut. Da habe er die übrigen Eier entfernt und pünktlich am 21. Tag schlüpften zwei "Bio-Küken".

"Wahrscheinlich ein Hahn und eine Henne", zeigt Egen den bereits kräftigeren Kamm des einen. Zutraulich sitzen die zarten Wesen in der kräftigen Hand ihres stolzen Besitzers: "Anfangs gab es noch die Wärmelampe. Aber jetzt sind sie fast vier Wochen alt. Seit ihnen richtige Federn wachsen, sind sie in ihrem eigenen kleinen Gehege."

Zu den "Großen" geht es später, aber der Junghahn schaut bereits neugierig zu seinen weißen Nachbarn herüber. Künftig – vielleicht dann ja sogar mit zwei Hähnen – will Egen es dann mit Naturbrut versuchen. "Die Beiden hier bekommen auf jeden Fall mal das Gnadenbrot bei mir", ist sich der Tierfreund sicher.

Die meisten Tiere in seiner kleinen Anlage sind schließlich Nutztiere und damit normalerweise irgendwann "für die Pfanne". Mit einem guten Grund: "Da weiß ich, wo mein Fleisch herkommt." Vorher aber dienen seine Tiere noch einem anderen, äußerst positiven Zweck: "Seit Kindergärten und Schulen großteils geschlossen sind, kommen immer häufiger Eltern mit Kindern hier durch. Die freuen sich, Tiere gucken zu können."

Auf eine Idee seiner Schwester hin wurde zu Ostern im Garten sogar eigens ein Osterstall gebaut, in dem es für die jungen Spaziergänger einen echten Osterhasen zu bestaunen gab: "Francois ist Franzose, meine Mutter hat ihn über eine Freundin im Elsass bekommen", hält Egen das kräftige weiße Kaninchen mit den roten Augen hoch. Francois hat eins gemeinsam mit den zwei Bioküken: Auch er ist seinem Besitzer ans große Herz gewachsen: "Der kriegt auch mal sein Gnadenbrot."