Eine Gruppe Jugendlicher aus dem Jugendtreff Dillweißen-stein brachte an der Gedenktafel für den ermordeten Fliegeroffizier James Vinell einen neuen Kranz aus Klatschmohnblüten an. Foto: Helbig Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Jugendtreff Dillweißenstein bringt neuen Kranz an Gedenktafel für ermordeten Flieger an

An die Ermordung des britischen Fliegeroffiziers James Vinell am 18. März 1945 erinnert eine Plakette am alten Rathaus Dillweißenstein.

Pforzheim-Dillweißenstein. Eine Gruppe Jugendlicher hat dort vergangenen Donnerstag einen neuen Gedenkkranz aus stilisierten roten Klatschmohnblüten angebracht. Mit dabei waren auch Vertreter von Bürgerverein und "Omas gegen rechts", sowie Axel Baumbusch und Katja Wengert vom Stadtjugendring, die die Aktion angeregt haben.Rote Mohnblumen gelten im englischsprachigen Raum seit dem ersten Weltkrieg als Zeichen des Gedenkens, weil es die ersten Blumen waren, die auf den Gräbern der gefallenen Soldaten aufblühten. Das Mahnmal war am 18. März 2009 auf Initiative des Ehepaars Renate Beck-Ehninger und Gotthilf Ehninger am alten Rathaus Dillweißenstein angebracht worden.

Täter wurden vor Militärgericht verurteilt

Am 14. März 1945 wurde ein Bomber der Royal Air Force von der deutschen Flugabwehr getroffen, sieben Besatzungsmitglieder retteten sich mit dem Fallschirm und wurden von Wehrmachtssoldaten gefangen genommen. Vier von ihnen wurden in Huchenfeld von SA und Hitlerjugend erschossen, dreien gelang zunächst die Flucht. James Vinell wurde in Dillweißenstein wieder gefasst und am 18. März hier ermordet. Kurz zuvor, am 23. Februar war Pforzheim durch einen Luftangriff alliierter Bomber fast vollständig zerstört worden, unzählige Menschen kamen dabei um. Doch die Geschichte von aufgebrachten Bürgern, die den Flieger umgebracht hätten, stimme nicht, sagte Axel Baumbusch, und rief die Ereignisse unter Verweis auf das Jahrbuch "Führer befiehl… – Das nationalsozialistische Pforzheim 1933-1945" von Hans-Peter Becht, ins Gedächtnis. Der "spontane Volkszorn" sei von Reichsinnenminister Heinrich Himmler schon 1943 angeordnet worden. Die Täter seien SA-Männer und Hitlerjungen gewesen, sie hätten auf Anweisung gehandelt. Später seien sie auch von einem Militärgericht verurteilt worden. Von der Gewalttat ging später ein Zeichen der Versöhnung aus, als der Sohn des getöteten Offiziers, Jack-James Vinell, 2003 sein Kind in der Huchenfelder Kirche taufen ließ. Die Jugendlichen haben sich mit diesem Kapitel der Pforzheimer Stadtgeschichte beschäftigt.