Peppelt die mitgenommenen Kaninchen wieder auf: Nadine Reisacher, Auszubildende im Tierheim, kümmert sich um einen Teil der verwahrlosten Tiere. Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Zahl von Mietnomaden, die in ihrem Dreck auch ihre Tiere zurücklassen, steige.

Pforzheim - Als Thomas Seemann, zuständig für Tierschutz beim Ordnungsamt und stellvertretender Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung, in eine Wohnung kommt, findet er drei Katzen, einen Hund, Mäuse und Vögel im eigenen Kot und jede Menge Müll.

Die zahlungsunwilligen Mieter sind längst verschwunden. Die Tiere waren in einem erbärmlichen Zustand, erinnert er sich. "Wir prüfen jetzt ein Tierhalteverbot", sagt Seemann. Außerdem droht ein sattes Bußgeld.

Bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz kann das von mehreren hundert bis zu 25 000 Euro betragen. "Wir sind hartnäckig und bleiben dran", versichert Seemann. Fünf- bis zehnmal pro Jahr verhängt das Ordnungsamt solche Verbote. Die Zahl von Mietnomaden, die in ihrem Dreck auch ihre Tiere zurücklassen, steige laut der Stadtverwaltung. Einmal im Monat verzeichnet das Ordnungsamt einen schweren Fall. Früher war das eher die Ausnahme.

Darüber hinaus hat das Amt 2012 bereits in 70 Fällen bei Vermüllung einschreiten müssen – vor fünf Jahren waren es im ganzen Jahr nur 16 Fälle. Spätestens, wenn sich Ungeziefer breit macht und die Geruchsbelästigung unerträglich wird, sind städtisches Ordnungs- sowie das Gesundheitsamt gefragt. Das ist vor allem im Sommer der Fall. "Es gibt immer mehr Mieter, denen ihr Leben über den Kopf wächst", sagt Seemann. Dann bekommt der Eigentümer eine Liste an die Hand, was er zu tun habe.

Beide Ämter stellen fest, dass die Vermüllung immer öfter mit dem Zurücklassen von Tieren einhergehe. Ende vergangenen Jahres hatten die Mieter gar eine Katze in einen Bettkasten gesteckt. Sie verendete dort. Die Entsorgungsfirma hatte das Ordnungsamt gerufen. Bei einem solchen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz sei es nicht mit einem Bußgeld getan. Es liegt eine Straftat vor, die in einer Haftstrafe münden könne, sagt Seemann. Da fehle es an Respekt vor dem Leben.

Besonders krasse Auswüchse stellt das Tierhorten dar. In einem Fall hatte ein Mann aus dem Enzkreis auf einem Pforzheimer Gartengrundstück 150 Tiere bis Ende 2011 gehalten. Für das Ordnungsamt sei er kein Unbekannter gewesen.

Auch Kinder vernachlässigt

Die Greifvögel stellten das Amt vor eine besondere Problematik. "Bundesweit wurde nach einer Unterbringungsmöglichkeit gesucht und eine Greifvogelwarte gefunden", sagt Seemann. Auch exotische Tiere wie der neulich entwichene und dann verendete Python seien aus tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten schwierig. Weder Zoo noch Tierheim könnten diese Tiere unterbringen. Letzteres hatte aber vor Kurzem 21 Kaninchen aufgenommen.

Einen ähnlichen Fall gab es 2011. Die Tiere vegetierten in einer kleinen Etagenwohnung dahin. Manchmal hat Seemann Tiere aus dem Dreck befreit – um dann seine Kollegen vom Jugendamt zu alarmieren. Denn mitunter hätten die Mieter, nicht nur die Tiere sondern auch ihre Kinder verwahrlosen lassen.