Kundenstamm Bedürftiger hat sich seit 2013 vervierfacht
Pforzheim. Seit dieser Woche läuft im Tafel-Laden an der Zeppelinstraße wieder alles nach Plan. Dort holen sich bis zu 75 Rentner, Arbeitslose und Kranke montags bis freitags (10 bis 15.30 Uhr) gegen einen geringen Obolus Lebensmittel ab. Durch den plötzlichen Tod eines von zwei Arbeitsanleitern, weiteren Krankheits- und Urlaubsfällen und daraus resultierender logistischer Probleme hatte es zunächst die Überlegung gegeben, den Laden in der Silvesterwoche geschlossen zu lassen. Für die Bedürftigen hätte das möglicherweise eine Durststrecke bedeutet.
Letztendlich sei der Laden dann aber nur an zwei Werktagen nicht geöffnet gewesen, sagt Markus Bossert, Geschäftsführer der Gesellschaft für Beschäftigung und betriebliche Eingliederung (GBE). Er sprang als Vorsortierer ein, ehrenamtliche Mitarbeiter halfen mit. Denn an der Lebensmittelausgabe im Laden hängt eine komplexe Logistik. Drei Sprinter fahren ab 6.30 Uhr in je zwei bis drei Touren 54 Bäckereien, Supermärkte und Tankstellen in der Stadt und Region an, sagt Betriebsleiter Thomas Murphy. Drei Mitarbeiter holen Brot, Gemüse, Milch und Butter ab. Zehn Mitarbeiter sind anschließend damit beschäftigt, die Ware stundenlang vorzusortieren. Eine von ihnen ist die 58-jährige Judith Lazarevec. Sie war Mitarbeiterin, als der erste Tafel-Laden an der Bleichstraße startete. Heute ist sie ehrenamtlich dabei, um etwas Sinnvolles zu tun. Damit keine unnötigen Abfallgebühren entstehen, geht verdorbene Ware an den Wildpark oder einen Falkner. Die taugliche Ware kommt ins Kühlhaus oder ins Ladenregal. Für die Abläufe sind zwei Anleiter verantwortlich.
Stephan Gumsheimer füllt jetzt die vakante Stelle aus, seine Kollegin ist noch im Urlaub. "Wir werden unsere Strukturen überdenken müssen, wenn wir den Anspruch haben, täglich zu öffnen," sagt Bossert. Denn die Tafel als eine Einrichtung von 917 bundesweit, steckt in einem Dilemma. Sie zieht mit ihren zwei Läden in Pforzheim inzwischen die vierfache Zahl an Kunden an als zu Beginn. Doch nur ein begrenzter Pool an Ehrenamtlichen und vom Jobcenter zugewiesenen Arbeitslosen ermöglichen das Einsammeln und Ausgeben nicht mehr verkaufsfähiger Ware. Mehr Personal stehe aber nicht zu Verfügung, obwohl die GBE laut Murphy sehr wohl mehr Waren für den wachsenden Kundenkreis abholen könnte.