Debattierten beim Wirtschaftsforum in Pforzheim (von links): Mike Barth (Hochschule Pforzheim), Richard Leibrandt (Omikron Data Quality GmbH, Pforzheim), Jonas Schilling (Meyle+Müller Gmbh+Co. KG, Pforzheim) und Moderator Uwe Bettendorf. Foto: Verstl Foto: Schwarzwälder Bote

Zukunftstechnologie: Künstliche Intelligenz steht im Mittelpunkt des Wirtschaftsforums Nordschwarzwald in Pforzheim

Bange machen gilt nicht – so hätte das Motto des Wirtschaftsforums lauten können, zu dem die Wirtschaftsjunioren Nordschwarzwald in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Sparkasse Pforzheim Calw eingeladen hatten.

Nordschwarzwald/Pforzheim. Das gilt sowohl für die Podiumsdiskussion zum Thema Künstliche Intelligenz (KI), moderiert von SWR-Redakteur Uwe Bettendorf, als auch für die Prognose 2020 von Dirk Wentzel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim.

Probleme gibt es dennoch genug. Und die wurden auch nicht ausgeblendet. Trotz des schwierigen Umfelds mit einem drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China, trotz des Klimawandels und der hohen politischen Risiken sieht Wentzel keinen Grund für allzu großen Pessimismus. Da genüge schon der Blick auf die anhaltende Aufwärtsentwicklung des Deutschen Aktienindex (Dax).

Zusammen mit Mike Barth, Professor mechatronische Systementwicklung an der Hochschule Pforzheim, hatten sich zwei Praktiker aus Unternehmen der Goldstadt auf dem Podium eingefunden, um über KI zu diskutieren: Jonas Schilling vom Medien- und IT-Dienstleister Meyle+Müller Gmbh+Co. KG und Richard Leibrandt von der Omikron Data Quality GmbH, ein Spezialist für Datenqualität und eCommerce-Suche. Wo stehen wir und wo gehen wir hin? Diese Fragen sollten diskutiert werden, wie Tobias Fricke, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren, ankündigte.

Natürlich kamen die Studien zur Sprache, wonach durch KI 25 Prozent der Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Und es gibt ethische und moralische Probleme zu lösen.

Es liegt vielleicht auch in der Natur der Sache, dass KI-Experten, die sich tagein, tagaus mit dem Thema beschäftigen, dazu neigen, eher die Chancen zu sehen. Die Risiken zu betonen, ist für die drei Diskutanten ein Stück weit auch ein deutsches Problem. Sie warnten vor zu viel Regulatorik. "Lass‘ uns mal machen – das fehlt mir manchmal", sagte Leibrandt.

Über KI werde in Deutschland schon seit 40 Jahren geforscht, so Barth. Stephan Scholl, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw wies in seinem Grußwort darauf hin, dass mit Alexa, Smartphone und Staubsaugerroboter KI das Alltagsleben schon längst erreicht hat.

Von lästiger Routine entlastet

Die Menschen, so betonte Barth, werden in vielerlei Hinsicht von lästigen Routineaufgaben entlastet. Radiologen, so nannte der Hochschullehrer ein Beispiel, könnten sich dann um die wirklich schwierigen Fälle kümmern. Schilling wies darauf hin, dass sich unterschiedliche Technologien leichter verknüpfen ließen.

Nach Meinung der Gesprächsteilnehmer stehen deutsche Unternehmen in Sachen KI im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht da. Sie gehören laut Schilling weltweit zu den Top Ten. Die Autohersteller müssten freilich darauf achten, ihren technischen Vorsprung nicht zu verspielen.

Die Stärke deutscher Unternehmen sieht Barth im Zusammenwirken herkömmlicher Technik mit Algorithmen. Er nannte vor allem den Maschinenbau. Was reine Softwareanwendungen anbelangt wie bei Google oder Microsoft – da sei der Zugwohl schon abgefahren. KI, so das Fazit des Wissenschaftlers, werde weiter in den Alltag eindringen und so zur Selbstverständlichkeit. Damit dürfte auch die gesellschaftliche Debatte wieder in den Hintergrund treten. KI befinde sich in einem frühen Stadium. So gebe es für die Unternehmen noch Möglichkeiten aufzuholen, sagte IHK-Geschäftsführer Oliver Essig bei der Begrüßung.