An dieser Stelle soll laut Baudirektor Jürgen Genthner (links) und seinem Kollegen Michael Schwab Mitte Dezember der Tunneldurchstoß erfolgen. Zu sehen ist am künftigen Südportal bereits der Scheitel der Röhre, für die aktuell die Baugrube in offener Bauweise erstellt wird.Fotos: Ferenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Arlingertunnel: Durchschlag erfolgt trotz ungefähr vierwöchiger Unterbrechnung voraussichtlich Mitte Dezember

Noch zehn Meter fehlen bis zum Durchbruch des Hauptstollens des neuen Arlingertunnels im Bereich des Südportals. Seit Oktober laufen dort die Arbeiten zur Aushebung und Sicherung der Baugrube.

Pforzheim. "In Anbetracht des aktuellen Aushubniveaus der Baugrube Süd wird der Tunneldurchschlag voraussichtlich Mitte Dezember erfolgen und liegt damit voll im Zeitplan. Und das trotz einer rund vierwöchigen Baustellenunterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie im März dieses Jahres", informiert Jürgen Genthner, leitender Baudirektor im Regierungspräsidium Karlsruhe, beim Pressetermin am Freitag.

Ob es dazu einen feierlichen Akt mit Prominenz aus Politik und Wirtschaft geben wird, hänge allerdings von den bis dahin geltenden Corona-Verordnungen ab, räumt er ein. Der Durchbruch werde sich im Bereich der Kalotte (oberes Drittel des Tunnelquerschnitts) bei einem Vortriebsstand von rund 1230 Tunnelmetern abspielen. Die unteren beiden Drittel der künftigen Röhre würden dann noch bergmännisch nachgezogen. Mit einer Fertigstellung sei hier im Frühjahr 2021 zu rechnen, zwei Monate früher als geplant, erläutert der Referatsleiter.

Derzeit laufen die Vortriebsarbeiten am circa 50 Meter langen Lüftungsstollen auf Höhe der zweiten Pannenbucht, der für eine Be- und Entlüftung des Arlingertunnels sorgen wird. An die 40 Meter sind hier bei einem Abschlag mit Hilfe von Sprengmitteln von rund 3,75 Metern am Tag bereits geschafft, laut Genthner in Rekordzeit. "Normalerweise reicht die natürliche Belüftung aus, um die Fahrzeugabgase abzuleiten und die vorgeschriebenen Grenzwerte bezüglich Schadstoffen und den erforderlichen Sichtverhältnissen einzuhalten. Der Lüftungsstollen und die darin verbauten Ventilatoren sind in ihren Leistungen und Kapazitäten auf einen möglichen Brandfall ausgelegt", führt der Baudirektor weiter aus. Der 27 Meter hohe Abluftschacht, in welchen der Lüftungsstollen am Ende einmündet, wurde bereits von Juli bis Oktober erstellt. Er liegt in der Verlängerung der "Belchenstraße" inmitten der an das Wohngebiet Arlinger angrenzenden Obstwiesen. Bis zu den Betonierarbeiten der Innenschale des Schachtes – voraussichtlich Ende 2021 – finden laut Regierungspräsidium in diesem Bereich über Tage keine weiteren Arbeiten statt. Das Lüftungsbauwerk wird am Ende noch mit einem drei Meter hohen Kamin gekrönt. Neben dem Lüftungsstollen entsteht direkt im Anschluss noch ein parallel verlaufender Elektrostollen. Im Bereich des Südportals wurden laut Bauleiter Ralf Weissenburger bereits 20 000 Kubikmeter Erdreich abgetragen und zur Endlagerfläche beim "Bernhardshäuleloch" in der Nähe der Autobahnanschlusstelle Pforzheim-West transportiert. Insgesamt rechnet das Regierungspräsidium mit 70 000 Kubikmeter Erdabtrag für die Einrichtung der künftigen Tunneleinfahrt in offener Bauweise.

92,5 Millionen Euro

Das in einem großen Rundbogen freigelegte und unter anderem mit einem Rohrschirm, Ankern und Beton abgesicherte felsige Gelände, in dessen Mitte bereits der obere Teil des Tunnelquerschnitts erkennbar ist, wird zum großen Teil wieder aufgefüllt.

"Anschließend wird das Gelände modelliert, eine Lärmschutzwand um den Portalkranz errichtet, die notwendigen Entwässerungsarbeiten vorgenommen und schließlich die Anbindung an die Bundesstraße B 294 eingerichtet", beschreibt Sachgebietsleiter Michael Schwab die weitere Vorgehensweise. Zwischen 15 und 20 Arbeitskräfte sind hier in einer Schicht im Einsatz, während die bergmännischen Arbeiten unter Tage nach wie vor rund um die Uhr im Zweischichtbetrieb und einer Besetzung von knapp 40 Mineuren von der "Arbeitsgemeinschaft (Arge) Untertagebau Arlingertunnel", ausgeführt werden. Dort müssen nach den Rohbauarbeiten am Lüftungs- und Elektrostollen laut Bauleiter Daniel Herold noch rund 350 Meter Strosse und Sohle bis zum Südportal abgetragen werden.

"Aktuell werden täglich zwischen 80 und 120 Kubikmeter Beton im Tunnel verbaut", informiert Herold. "Alle ziehen an einem Strang", lobt Genthner die gute Zusammenarbeit von Regierungspräsidium Karlsruhe mit den beteiligten Ingenieurbüros und den Baufirmen der Arge. Erfreulich ist aus seiner Sicht auch, dass der Kostenrahmen von 92,5 Millionen Euro für das insgesamt circa 1,35 Kilometer lange Bauwerk eingehalten werden kann. Anfang 2021 beginnt laut Regierungspräsidium der Innenausbau des Arlingertunnels, wozu die Herstellung der Innenschale aus wasserundurchlässigem Stahlbeton, des Havariebeckens sowie der Betriebszentrale Süd gehören. Mitte bis Ende 2022 sollen die Baugruben an Nord- und Südportal verfüllt, die Straßenbau- und Pflasterarbeiten und der Bau der Betriebszentrale Nord erfolgen. Im Jahr 2023 wird der Tunnel für den laufenden Betrieb funktionsfähig gemacht und der Anschluss der neuen B 463 an die B 294 eingerichtet.

Der letzte Teil des ersten Bauabschnitts der Westtangente, welche die B 10 und den Autobahnanschluss Pforzheim-West an die B 294 im Oberen Enztal anbindet, wird somit – sollte weiterhin alles planmäßig laufen – Ende 2023 für den Verkehr freigegeben werden und somit zur Entlastung der Pforzheimer Innenstadt beitragen können.