Idyllische Strecke in den Nordschwarzwald: Hier war früher die Haltestelle "Dillstein", mit einem Neuaufbau könnte die Kulturbahn viele Anwohner im Pforzheimer Rodgebiet versorgen. Foto: sb

Alte Haltestelle "Dillstein" nahe dem Rodgebiet im Gespräch. Volle Rechte bleiben bis heute verwehrt.

Enzkreis/Pforzheim/Calw - Die Bahnstrecke durchs Nagoldtal fährt Zugführer Markus Maichle gern. Ganz vorne in seinem roten Dieselzug hat der 24-Jährige von Pforzheim bis Nagold mehr als 50 Kilometer lang die beste Sicht in viele romantische Ecken im Nordschwarzwald.

Genauso freut er sich über die moderne Technik auf der Linie, die unter dem Namen Kulturbahn Orte verbindet, in denen große Dichter und Denker gelebt haben. 20 Millionen Euro hat die Bahn von 2009 bis 2011 investiert, um neue Haltestellen zu bauen oder zu sanieren sowie Gleise, Weichen und Signaltechnik auf Vordermann zu bringen. Wird eines Tages die frühere Haltestelle Dillstein reaktiviert, könnte die Stadt große Teile des Wohngebiets Rod und die Otterstein-Schule anbinden.

Solche Überlegungen für einen besseren Nahverkehr fußen auf dem großen Erfolg der Kulturbahn. Mit spurtstarken, komfortablen Dieseltriebwagen und einem guten Fahrplan sei es gelungen, die Fahrgastzahlen zu verdoppeln, sagt Cornell Gläser als Leiter der Kulturbahn. Mit Thomas Landgraf, Infrastrukturplaner der Bahn, zeichnete er bei einer Fahrt nach, warum die Nagoldbahn ein Renner geworden ist. Die Strecke gehöre mit einer Quote von 99 Prozent zu den pünktlichsten Regionalbahnstrecken in Deutschland, so Gläser.

Auf den Gleisen im Pforzheimer Stadtgebiet wird die Kulturbahn aber aufgehalten. Mehr als 40 Kilometer pro Stunde darf Zugführer Maichle nicht überschreiten. Das hat einen kuriosen Hintergrund: Im Pforzheimer Hauptbahnhof muss der Zug aus dem Württembergischen mitten ins Badische. 1874 wurde die Strecke von Nagold nach Pforzheim in Betrieb genommen, musste aber 1868 zuerst in Staatsverträgen zwischen Württemberg und Baden genehmigt werden. Die historische Konkurrenz blieb, der Zug aus Württemberg durfte sich stets nur langsam nähern.

Volle Rechte bleiben der Bahn aus dem Nordschwarzwald bis heute verwehrt. Die Kulturbahn startet in Pforzheim von dem alten Stumpfgleis neben dem Bahnhofsgebäude. Wenigstens darf der Zug auf Gleis 1 einfahren. Ein großer Vorteil: Die Fahrgäste kommen von dort direkt zum Zentralen Omnibusbahnhof oder in die Pforzheimer Innenstadt – sie müssen nicht durch die dunklen Unterführungen. Inzwischen gibt es weitergehende Überlegungen, das Hauptgleis 1 stärker zu nutzen. Eine Kreuzungsweiche zwischen dem ungemein langen Gleis 1 und 2 reiche, um Kulturbahn, S-Bahnen und Regionalzüge auf diesem Kernbereich des Hauptbahnhofs zu führen und den Ein- und Ausgang attraktiver zu machen.

Eine Chance für Pforzheim wäre auch der Wiederaufbau der Haltestelle "Dillstein" nahe dem Rodgebiet. "Wir wollen die Idee am Leben erhalten", sagt Dietlinde Hess, die Vorsitzende des Bürgervereins Dillweißenstein. Unverständlich ist für sie, warum diese Überlegung für den Anschluss eines großen Wohngebiets nicht zu einer Zeit verwirklicht wurde, als die Kulturbahn 2010 den Ausbau forcierte. Die Stadt habe damals kein Geld zuschießen können, so Hess. In einem Brief an Matthias Lieb vom Verkehrsclub schrieb OB Gert Hager Anfang 2013, Vorrang hätten der neue Busbahnhof und der barrierefreie Ausbau der Bushaltestellen gehabt. Die Idee sei dem Land aber noch nie dargestellt worden, sagt Lieb. Dabei gebe es eine Untersuchung über den Haltepunkt.