Seit dem Fall der Mauer hat sich Klaus Knabe dafür eingesetzt, dass die Geschichte der DDR weder verklärt noch vergessen wird. Foto: Schwarzwälder-Bote

Klaus Knabe hinterlässt einzigartige historische Sammlung. Tausende Exponate.

Pforzheim - Wer auch immer in den Jahren seit 1998 seinen Weg an die Hagenschießstraße, genauer gesagt zum ehemaligen Kindergarten der abgezogenen französischen Husaren nahm – und das waren mehr als 50 000 Menschen, darunter 700 Schulklassen – der konnte nicht sagen, er habe von nichts gewusst.

Der war auch gefeit vor Verklärung der zweiten Diktatur auf deutschem Boden, der ehemaligen DDR. Tausende Exponate sind hier auf zwei Stockwerken ausgestellt: vom Zaunfragment an der innerdeutschen Grenze über den Ehrendolche der Mitglieder der Staatssicherheit, die Uniform eines Offiziers der Grenztruppen bis zu den Propaganda-Transparenten der Einheitspartei SED und einer nachgebauten Haftzelle. Zu verdanken war dies alles vor allem einem Mann: Klaus Knabe. Am Samstag starb er mit 73 Jahren. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes (2002) und des deutschen Einheitspreises (2006) hinterlässt seine Frau, drei erwachsene Kinder und vier Enkel.

"Er wird als leidenschaftlicher Verfechter von Freiheit und Demokratie in Erinnerung bleiben", sagt Thomas Knabe, einer der Söhne – nicht nur denjenigen, die ihn sonntags als einen der Ansprechpartner von vielen und Zeitzeugen im DDR-Museum kennenlernten, wenn er durch die Ausstellungsräume führte, sondern auch bei politischen Organisationen, Bildungseinrichtungen, Politikern, Autoren und Publizisten aus ganz Deutschland. Prominente gaben sich hier die Klinke in die Hand und bescheinigten Knabe, er habe ein einzigartiges Museum aufgebaut.

Mit seiner damals schwangeren Frau in den Westen geflohen

Hervorgegangen ist es aus einer Privatsammlung, bis sein Bohren dicker Bretter Erfolg hatte und die aus allen Nähten platzende Sammlung in den jetzigen Räumlichkeiten untergebracht werden konnte. 1961 war Knabe, geboren in Pohrsdorf bei Dresden, einen Monat vor Errichtung der Berliner Mauer mit seiner damals schwangeren Frau in den Westen geflohen. In der DDR war er wegen seiner Nähe zur evangelischen Kirche schikaniert worden, konnte nicht studieren und rieb sich an linientreuen Genossen. Über Bayern und Birkenfeld kamen die Knabes nach Pforzheim, schlugen auf dem Buckenberg Wurzeln. Knabe machte den Meister als Rundfunk- und Fernsehmechaniker. Stets hielt er Kontakt zu Freunden in der ehemaligen DDR. Dann implodierte das marode System, die Mauer wurde geöffnet, Deutschland vereint. Es drohte das Vergessen. Dem entgegenzuwirken, verstand Knabe nun als Lebensaufgabe von Pforzheim aus.

"Das totalitäre System sollte nicht verklärt, die hässlichen Spuren von 40 Jahren Diktatur nicht verwischt werden, vor allem nicht das perfide System der Grenzsicherung", sagt Sohn Thomas Knabe. Denn der "antifaschistische Schutzwall" diente ja keineswegs dem Schutz vor äußeren Feinden – sondern dem Einsperren der eigenen Bevölkerung.

Aus dem Museum wurde, wie Gäste – darunter mehrmals der ehemalige Beauftragte für die Stasi-Unterlagen und Bundespräsidentschaftskandidat Joachim Gauck – immer wieder bewundernd hervorhoben, ein lebendiges Geschichtsbuch, aus dem auch Lehrer sich Anregungen für den Unterricht holen. Oder besser noch: sich und ihre Klasse anmeldeten, auf dass Knabe ihnen aus erster Hand erzählte, wie das war damals.

Doch die Leihfrist für die Privatsammlung und der Mietvertrag liefen aus. Knabes Lebenswerk schien bedroht. Aber es fand sich eine Lösung, an der Knabe noch auf dem Krankenbett mitwirkte: Ende vergangenen Jahres wurde eine Stiftung mit dem Namen "Lernort Demokratie – Das DDR-Museum Pforzheim" im Zusammenwirken mit dem Bund, dem Land und der Stadt etabliert.