Die direkt neben dem Bombentrichter stehende Martinskirche Conweiler – unbeschädigte Aufnahme von 1952. Foto: Gemeinde-/Kirchenarchiv Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Erinnerung an einen Schicksalstag in Conweiler / Bombeneinschlag direkt neben der Martinskirche

Vor 75 Jahren schlug eine 20-Zentner-Bombe wenige Meter neben der Martinskirche einen mächtigen Bombentrichter.

Straubenhardt. Als Zeitzeuge gab mir der ehemalige Rösslewirt Rolf Seyfried im Jahre 2012 für die Jubiläumsschrift "100 Jahre Martinskirche Conweiler" folgenden Bericht über einen Bombeneinschlag direkt in der Dorfmitte, gegenüber dem Gasthaus Rössle und nur wenige Meter neben der erst knapp 33 Jahre alten Martinskirche in Conweiler.

Er war damals gerade mal acht Jahre alt und erinnerte sich noch genau an die Zeit der schrecklichen Bombardierung und Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 1945 und was fast genau einen Monat später, am Sonntagvormittag 25. März 1945, so gegen 11 Uhr in Conweiler geschah.

"Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges und noch vor dem Einmarsch alliierter Truppen am 9. April 1945 in Feldrennach und Conweiler, wir waren gerade in unserem Keller, da gab es einen furchtbaren Schlag mit Erschütterungen, wie bei einem Erdbeben, aber – ›Gott sei Dank‹ – es folgte keine Detonation. Die eingeschlagene Bombe war ein sogenannter Blindgänger."

Ein feindliches Flugzeug, vermutlich auf dem Rückflug von einem Einsatz, hatte direkt auf die Dorfmitte Conweiler eine 20-Zentner-Bombe abgeworfen, die nicht explodierte. Einige hatten offenbar sogar noch die herunterfallende Bombe gesehen und vor allem das bekannte "Pfeifen" gehört.

"An das damals etwa zwei bis drei Meter tiefe Loch, direkt am unteren Eck des heutigen Parkplatzes (dem früher jährlichen Christbaumplatz an der Allmendstraße) und somit knapp neben dem vermutlichen Ziel, der Martinskirche, sowie genau gegenüber unserem ›Rössle‹, erinnere ich mich noch ganz genau‹, so Seyfried.

Alle konnten nur aufatmen, dass nichts weiter passiert war. Aber weil keine schnelle Bergung der Bombe möglich war, wurde das Loch mit der Bombe zunächst einfach mal nur zugeschüttet. Die Angst vor der Bombe blieb, weil danach auch durch den Beschuss beim Einmarsch immer noch die Gefahr eines Treffers bestand – und die Bombe wäre explodiert. Nicht auszudenken, welchen Schaden sie in der ganzen Umgebung angerichtet hätte.

Nach etwa drei Jahren wurde, trotz zweimaliger Freilegung, die Bergung beziehungsweise Entschärfung der Bombe wegen des verklemmten Zünders immer wieder abgebrochen und das Bombenloch jeweils wieder vorsichtig zugeschaufelt.

Todesopfer und viele Schwerverletzte

Erst im Jahre 1950, mein Vater war erst 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, gelang es endlich einem Räumkommando, diese Bombe zu entschärfen und zu beseitigen. "Wir, wie alle angrenzenden Nachbarn, hatten zuvor nur das Nötigste und Wichtigste auf einem ›Leiterwägele‹ zusammengepackt und wurden für diese Aktion in den ›Hardtwald‹ unterhalb dem Friedhof evakuiert." "Mein Vater allerdings ging nicht", so Seyfried, "er hat die ganze Aktion aus nächster Nachbarschaft mitverfolgt und brachte uns danach die gute Nachricht. Alle waren jetzt erleichtert – ein kräftiges Aufatmen verbunden mit großer Dankbarkeit!"

Aus den Berichten vom Einmarsch der alliierten, französischen Truppen am 9. April 1945 (also nur einen Monat vor Kriegsende) ist bekannt, dass die im Rückzug befindlichen deutschen Truppen immer noch vereinzelten Widerstand leisteten und deshalb der Angriff aus Richtung Ittersbach und Ottenhausen auf Feldrennach, Pfinzweiler und Conweiler schlimme Folgen hatte.

In Feldrennach wurde die Stephanskirche und das Schulhaus total zerstört sowie nahezu ein Drittel des damaligen Gebäudebestandes im Dorf zumindest schwer beschädigt. Selbst Todesopfer und viele Schwerverletzte waren zu beklagen.

Der frühere Rösslewirt erinnerte sich noch an das Artilleriefeuer, das auch sehr stark auf die Dorfmitte Conweiler gerichtet war. Einige Einschläge von Granaten richteten erhebliche Schäden an. Selbst ein zurückgelassenes Munitionsdepot, direkt neben einem ehemaligen deutschen Schützengraben unterhalb dem "Rössle", wurde erst im Jahre 1991 beim Aushub der Baugrube für ein Wohnhaus entdeckt und geräumt.

Während die damals bekannte Gemeindeschwester Pauline Breckle von einer "Gebetserhörung" überzeugt war, sprechen selbst ältere Mitbürger auch heute noch über diesen "Blindgänger", von der Rettung der Martinskirche und der gesamten Dorfmitte mit Recht vom "kleinen Wunder" in Conweiler.

In der Folgezeit wurde die noch junge Martinskirche in Conweiler bis zur Einweihung der wiederaufgebauten Stephanskirche in Feldrennach im Jahre 1950 für viele Gläubigen auch aus Feldrennach und Pfinzweiler zur wertvollen "Ersatz-Kirche" – unter anderem besonders für Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Trauerfeiern.