Der 36-jährige Hells-Angels-Rocker soll laut Anklage bei der brutalen Auseinandersetzung, bei der drei Männer beider Gruppen schwer verletzt wurden, mit einer Waffe mindestens zweimal auf die rivalisierende Gruppe geschossen »und dabei den Tod mindestens einer dieser Personen billigend in Kauf genommen« haben. Foto: dpa

Zeugen im Prozess gegen Vizechef der Hells Angels zeigt deutliche Erinnerungslücken.

Pforzheim - Im Prozess gegen den Vizechef der inzwischen verbotenen Pforzheimer Rockergruppe Hells Angels hat einer der Hauptbelastungszeugen deutliche Erinnerungslücken gezeigt.

Bei der polizeilichen Vernehmung nach einer Auseinandersetzung der Hells Angels mit der Türstehervereinigung United Tribuns im vergangenen November in Pforzheim hatte der 25-jährige Zeuge noch behauptet, der Angeklagte habe auf ihn geschossen. Beim Prozessauftakt vor dem Karlsruher Landgericht am Freitag, konnte sich der Zeuge aber nicht mehr an Schüsse erinnern - und auch nicht daran, ob der Angeklagte überhaupt am Tatort war.

Der 36-jährige Hells-Angels-Rocker soll laut Anklage bei der brutalen Auseinandersetzung, bei der drei Männer beider Gruppen schwer verletzt wurden, mit einer Waffe mindestens zweimal auf die rivalisierende Gruppe geschossen »und dabei den Tod mindestens einer dieser Personen billigend in Kauf genommen« haben. Ihm wird versuchter Totschlag vorgeworfen.

Der Angeklagte, der selbst als Türsteher und Security-Mann gearbeitet hatte und aus der früheren DDR stammt, hat sich bislang nicht zur Sache geäußert - ebenso wie seine Verteidigung. Einer der beiden Anwälte sagte am Rande des Prozesse aber über seinen Mandanten: »Er bestreitet, dass er geschossen hat.«

Während ein weiterer Zeuge die Aussage verweigerte, um sich nicht selbst zu belasten, schilderte ein Anwohner den groben Ablauf des Kampfes mit Baseballschlägern, Messern und einer Machete am frühen Morgen auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes. Der Krankenpfleger hatte einen Schuss gehört und die Polizei alarmiert, konnte sich aber auch nicht mehr an Einzelheiten erinnern.

Für den Prozess sind vier Tage angesetzt. Er wird am kommenden Mittwoch (13. Juli) fortgesetzt. Der Prozess fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund ein Dutzend Hells Angels oder Unterstützer verfolgte die Verhandlung in Karlsruhe.

Die Pforzheimer Hells Angels waren am 10. Juni nach einer großen Razzia verboten worden. Ausschlaggebend für das Verbot der 15-köpfigen Rockergruppierung Hells Angels MC Charter Borderland und deren Unterstützerclub Commando 81 Borderland war unter anderem der brutale Rockerkrieg mit den United Tribuns. Es ist das zweite Verbotsverfahren gegen Rockergruppen in Baden-Württemberg und bundesweit das siebte dieser Art. Zahlreiche Rocker kamen als Zuschauer zum Landgericht, um den Prozess zu verfolgen.