Ralph Marks und sein Enkel Elias sind die allerersten Besucher nach der Wiedereröffnung des Wildparks. Foto: Schwarzwälder Bote

Nach 72 Tagen Corona-Zwangspause hat seit Mittwoch der Pforzheimer Wildpark wieder

Nach 72 Tagen Corona-Zwangspause hat seit Mittwoch der Pforzheimer Wildpark wieder geöffnet. Schon vor der Eröffnung um 10 Uhr zieht es viele Familien in eine der schönsten Ecken der Goldstadt.

Der Wildpark hat bis auf Weiteres täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 16 Uhr. Besucher, maximal 400 pro Tag, müssen vorab online Tickets reservieren für eines von zwei Zeitfenstern: 10 bis 13 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr. Reservierungen sind für bis zu sechs Personen gleichzeitig möglich unter www.pforzheim.de/wipa. Wer den Parkplatz nutzt, bezahlt wie gehabt mit seiner Parkgebühr den Eintritt – drei Euro unter der Woche und fünf am Wochenende sowie feiertags.

Pforzheim. Dieser Mittwoch wird Ralph Marks und seinem Enkel Elias noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Den Mitarbeitern des Wildparks um Leiter Carsten Schwarz dürfte es genauso gehen. Am 27. März hat eines von Pforzheims beliebtesten Ausflugszielen endlich wieder für Besucher geöffnet – nach 72 Tagen Corona-Zwangspause. Und der kleine Elias mit seinem Opa sind offiziell die ersten Besucher, die rein wollen. Dabei sind sie völlig überrascht von der Ankündigung, dass sie das gar nicht so einfach dürfen.

Besucher müssen coronabedingt jetzt Tickets übers Internet reservieren. Die Anzahl ist auf 400 täglich begrenzt. "Siehst Du, jetzt dürfen wir gar nicht rein", sagt Marks enttäuscht zu seinem Enkelsohn. Doch die zwei haben Glück: Am Eröffnungsmorgen ist Kevin Lindauer, der Digitalisierungsbeauftragte der Stadt Pforzheim, vor Ort. Er hat die Entwicklung des Online-Ticketsystems begleitet und leiht sich kurzerhand Marks Smartphone, um die Reservierung zu machen. Von Carsten Schwarz bekommen sie noch eine "Wildpark-Spezial-Wiedereröffnungsmaske" geschenkt – natürlich mit Tieren und Bäumen drauf und genäht von Schwarz’ Mutter, die Schneiderin ist. "Jetzt dürfen wir einfach rein?", fragt der Pforzheimer. Dann beginnt der Premieren-Besuch für Ralph Marks und den dreijährigen Elias. Der Kleine steuert mit einem Futterbecher in der Hand gleich das Ziegengehege an.

Im Wildpark kehrt wieder Alltag ein. Seit der vergangenen Woche hat auch der Waldklettergarten geöffnet, und am "Wildparkstüble", dem Kiosk, hängt eine Tafel mit der Aufschrift: "Rindsbratwurst mit Brötchen 3 Euro." Sie gehört zu den Zeichen der Normalität im Park. Andere, wie die zahlreichen Hinweisschilder, bitte die Covid-19-Hygieneregeln einzuhalten, zeugen davon, dass eben noch lange nichts normal ist hier.

Vier Wochen lang haben sich Schwarz und sein Team auf den Neustart vorbereitet. "Im Grunde ist es wie vor zwei Jahren für unsere 50-Jahr-Feier." Auch da war der Aufwand enorm, aber der Anlass ein gänzlich anderer. "Ein lockeres Kommen und Gehen ist passé", sagt Carsten Schwarz.

Wegen des Coronavirus ist die Zahl der Besucher beschränkt, und es gibt Öffnungszeiten – von 10 bis 17 Uhr. Der Haupteingang wurde verlegt, damit im Bereich des Biergartens nicht so viele Menschen unterwegs sind. Ein- und Ausgang werden von einem Sicherheitsdienst kontrolliert. Und damit es am Parkscheinautomaten nicht zum Stau kommt, können die Parkgebühren zusätzlich via Smartphone beglichen werden. Zudem müssen Besucher ab sechs Jahren Masken tragen. "Mauldäschle-Pflicht" nennt Carsten Schwarz das.

Angebote wie Schauführungen, Kindergeburtstagsfeiern oder die Juniorrangerausbildung ruhen noch bis mindestens zum Ende der Sommerferien. Vordenken könne man vieles, nun müsse sich zeigen, wie das Konzept in der Praxis funktioniere. Schwarz spricht von "gespannter Vorfreude", gibt aber gleichzeitig zu, er sei aufgeregt.

72 Tage lang war der Wildpark geschlossen. Die Mitarbeiter haben die Zeit genutzt, um beispielsweise Sturmschäden zu beseitigen. "Wir hatten noch viele Altlasten", berichtet der Chef der Einrichtung. Arbeit gab es genug. Jetzt sind die Besucher zurück. "Für uns wird es auf jeden Fall eine Umstellung." Dasselbe gilt für die Tiere. Axiswild und Rehe gehören ohnehin zu den schreckhaften Bewohnern. Sie müssen sich erst langsam wieder an die vielen Menschen gewöhnen. Andere wie Wildschweine und Ziegen sind dagegen "Rampensäue", wie Carsten Schwarz augenzwinkernd erzählt. Sie haben mit dem Gewusel keine Probleme.

Gut vorbereitet

Das ist am Mittwochmorgen ein klarer Vorteil. Denn schon vor 10 Uhr treffen immer mehr Besucher ein, und das Vogelgezwitscher wird unterbrochen von Kindergeschrei. Die fünfjährige Emma ist mit ihren Großeltern unterwegs und betritt gleich nach Ralph Marks und Elias den Wildpark. Den habe sie genauso vermisst wie Oma und Opa, erzählt die junge Pforzheimerin. Mehr als zwei Monate lang haben Wolfgang und Ulrike Pilz, die in Tübingen leben, ihre Enkelkinder in Pforzheim nicht besucht. Am Dienstagabend, beim Skypen mit Emma, haben sie beschlossen, dass es jetzt höchste Zeit ist, einander wiederzusehen. Gemeinsam mit Emma sind sie dann gleich in den Wildpark. "Sie wollte so gerne wieder hierher", erzählt Wolfgang Pilz. Natürlich gut vorbereitet. "Papa hat das Fernrohr eingepackt", erzählt das Mädchen. Ihre Oma korrigiert: "Das Fernglas." Das Ergebnis ist aber dasselbe: "Ich hab es schon bei den Ottern ausprobiert, aber gar nichts gesehen." Dafür hat Emma bereits die Ziegen gefüttert. Und nach den Ottern kann sie ja demnächst wieder schauen. Die Tage ohne Wildpark sind schließlich vorbei.