Schmuckindustrie: Hersteller Rowi schließt nach knapp 134 Jahren seine Pforten / Es fehlt an Geld sowie moderneren Maschinen

Alles steht still in der Pforzheimer Bleichstraße 58. Das grüne Gebäude ist von außen schon markant. Doch wo bis kurzem noch dehnbare Fixoflex-Armbänder wie vom Fließband produziert wurden, da werden allenfalls noch ein paar Versandgeschäfte abgewickelt.

Pforzheim. Die "letzten Rowianer" nennen sie sich selbst, die letzten sechs verbliebenen Mitarbeiter von einstmals 1400 Angestellten der Firma Rowi in Pforzheim. Dort wurde im Jahr 1885 ein kleiner Betrieb gegründet, der im Laufe der Zeit zu einem der größten Schmuckhersteller der Welt emporsteigen sollte.

Schon der Großvater des Produktionsleiters arbeitete im Betrieb

Am kommenden Donnerstag, 31. Januar, wird nun auch dieses Kapitel nach knapp 134 Jahren sein Ende finden. "Natürlich tut es weh", bekundete Hans-Peter Leicht, ehemaliger Produktionsleiter und Mitarbeiter seit 53 Jahren, den aktuellen Zustand. Schon sein Großvater hätte hier gearbeitet: "Gemeinsam können wir 118 Jahre Firma Rowi vorweisen", berichtete Leicht, der jedoch einräumte, der Niedergang des einstmals so florierenden Unternehmens wäre nicht nur ein schleichender Prozess, sondern auch von langer Hand ersichtlich gewesen. Vor allem fehle es an Geld, moderneren Maschinen und an Personal, ließ der 63-Jährige wissen.

Vom Inhaber aus Vietnam fließt nicht genug Geld

"Wenn wir bis zum 31. Januar geschätzte 100 000 Euro beisammen haben, dann können wir den Betrieb weiter aufrecht erhalten", so das Firmenurgestein weiter. Zwar sei vom Inhaber aus Vietnam immer wieder Geld nach Pforzheim geflossen – nur eben nicht genug, um die Existenz auch über den besagten Stichtag hinaus zu sichern.

Hingegen kam es, wie es kommen musste: Angestellte wurden nach und nach entlassen, Standorte wie Bruchsal, Phillipsburg oder Mühlhausen längst dicht gemacht. Am Ende war das dehnbare Fixoflex-Armband so gut wie das einzige Standbein. Doch auch hier steht die Konkurrenz aus Südostasien längst Gewehr bei Fuß. Dabei ging 2008 noch das hundertmillionste Fixoflex vom Fließband.

Dass der Schmuck in Massenproduktion jedoch schon bessere Tage gesehen hat, daraus macht bei Rowi niemand einen Hehl. Weiterhin erhalten bleibt das so genannte Rowi-Quartier in der Pforzheimer Innenstadt, ein großflächiger wie mehrteiliger Gebäudetrakt, in dem etliche Unternehmen ihre Büros unterhalten. Ein möglicher Nachfolger für die Firma Rowi selbst steht bislang jedoch nicht fest.