Beflügelt: Für ihr Kompressionskissen in Form eines Schmetterlings haben die Frauen der Krebs-Selbsthilfegruppe FRAUKE den kleinen Bruder des Patents beantragt. Ehrenvorsitzende Hella Marquardt, Vorsitzende Dorothea Dümmig, Ursula Hollstein, Beatrix Greif, Monika Steinhauer, Ursula Fatteicher und Monika Bach (von links) zeigen, wie man das Kissen anlegen kann. Foto: Schwarzwälder-Bote

Krebs-Selbsthilfegruppe entwickelt und produziert Kompressionskissen / Von Fachleuten getestet

Pforzheim. Eine verrückte Idee hat Flügel bekommen: Niemals hätte es sich Dorothea Dümmig, die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Frauen und Krebs (FRAUKE), träumen lassen, dass sie für eine einstige Gedankenspielerei einmal den Gebrauchsmusterschutz beantragen würde.

Aber genau das ist geschehen. Nun warten Dümmig und die Frauen der Selbsthilfegruppe gespannt darauf, irgendwann für ihre Vision den kleinen Bruder des Patents zu erhalten. Denn ihre Vision hat Gestalt angenommen. Eine weiche, warme und farbenfrohe Gestalt in Form eines Schmetterlings. Wie das flatterhafte, filigrane Insekt sieht das Kompressionskissen aus, das die Kreativgruppe von FRAUKE entworfen, entwickelt und genäht hat. Und das so viele Anwendungsmöglichkeiten hat, wie es sich die Frauen zu Anfang nicht vorstellen konnten. "Wir wollten zunächst einfach nur Krebspatientinnen etwas Gutes tun", sagt Stellvertreterin Beatrix Greif.

Doch wegen der beiden langen und der beiden kurzen Flügelteile ist das Kissen vielseitig einsetzbar. Es stützt, es schont und es stabilisiert verschiedene Körperteile. "Der Ausschnitt legt sich immer perfekt an, und man kann es nicht mit anderen Kissen vergleichen", sagt Dümmig.

So dient der Schmetterling beispielsweise als Abstandshalter zum Autogurt und schützt so vernarbtes Gewebe nach einer Brust-OP. Oder es lässt sich als Armauflage nach verschiedenen Operationen verwenden, wirkt bei einem Hohlkreuz als entspannende Unterlage, entlastet als Sitzkissen den Beckenboden oder dient als Nackenkissen. "Es tut aber auch einfach nur gut, dieses Kissen im Arm zu halten", sagt Hella Marquardt, Ehrenvorsitzende von FRAUKE. Auch die fröhlichen Farben der zum Teil geschenkten und zum Teil gekauften Stoffe würden zum Wohlfühl-Charakter des Kissens beitragen, erklärt Dümmig. Es gebe viele positive Rückmeldungen, auch Pfleger und Physiotherapeuten hätten das neue Produkt mitgetestet, betont sie.

Bis es dazu kam, hatten die Frauen von FRAUKE jedoch einen weiten Weg vor sich: zeichnen, Modelle entwerfen, Stoffe zuschneiden, nähen, Kissen ausstopfen. 70 Prototypen nahm die Kreativgruppe mit ins Klinikum, um sie auszuprobieren. Und um festzustellen, dass sie noch etwas ändern müssen. Nun ist der Zipfel des Schmetterlings verschwunden, die Flügel sind verbreitert.

Mit diesem Modell hat sich die Gruppe dann um den Förderpreis "Selbsthilfe nach Krebs" des Krebsverbands Baden-Württemberg beworben – und prompt gewonnen. "Danach wollten wir etwas draus machen, deswegen haben wir uns den Patentanwalt gesucht", erklärt Dümmig.

"Der Schmetterling ist unsere Herzenssache", erklärt Dümmig die ehrenamtliche Arbeit der Frauen, die mittlerweile 200 der Kissen hergestellt haben. Weil der Schmetterling auch symbolhaft für die Entwicklung einer Krebserkrankung stehe: "So lässt sich das Entstehen des Tumors mit der Eiablage vergleichen, das Wachstum der Raupe entspricht der Operation oder der Chemotherapie, und die Erholungsphase in der Reha gleicht der Verpuppung", sagt die FRAUKE-Vorsitzende.

Das Kissen ist für 15 Euro bei FRAUKE, Lerchenstraße 10, in Ölbronn-Dürrn, oder per Mail über die Adresse info@frauke-ev.de erhältlich. Der Erlös kommt dem Kauf neuer Stoffe sowie Projekten zur Unterstützung Krebskranker zugute.