Archivfoto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

In Malmsheim die Feuersbrunst am Himmel gesehen und Beben des Bodens gespürt.

Der im 88. Lebensjahr stehende Australier Horst Blaich ist in Haifa geborener Nachfahre einer im vorletzten Jahrhundert aus dem Nordschwarzwald ausgewanderten Templer-Familie.

Pforzheim/Malmsheim/Nordschwarzwald. In Malmsheim erlebte er vor 75 Jahren den für Pforzheim schicksalhaften, Tausende Menschenleben und die Stadt völlig zerstörenden 23. Februar 1945 förmlich mit.

In der Beschreibung seines Lebenswegs erinnert Blaich – der von 1942 bis 1951 in Malmsheim lebte – in seinem jüngsten von mehreren Büchern, "Creative Works", in Texten unter Fotos (aus dem Englischen übersetzt): "Bilder von der Bombardierung Pforzheims am Abend des 23. Februar 1945, als wir von etwa 20 Kilometern Entfernung die Flammen am Himmel sahen und das Beben des Bodens spürten. In der Nacht kamen über 17 600 Menschen um. Erst viele Jahre später erfuhr ich, dass meiner Frau Onkel, Samuel Eppinger, und seine Familie sich glücklicherweise retten konnten, aber alles Hab und Gut verloren."

Blaich war nach Internierung in der deutschen Gemeinde Waldheim in Palästina 1942 mit seiner Mutter nach Deutschland ausgetauscht worden. Der Krieg und nicht zuletzt dieses Erleben haben sich tief ins Bewusstsein des damaligen Buben und jungen Mannes eingegraben. Mehrfach in Büchern, Zeichnungen und Gemälden hat der gelernte Fotograf und Lithograf den verheerenden britischen Massen-Bombenabwurf auf Pforzheim und das Kriegsgeschehen aufgegriffen und teils in beeindruckenden Kunstwerken aufgearbeitet.

Wuzeln in Hofstett

Nach dem Zwischenaufenthalt in Deutschland führte Blaichs Weg nach dem Zweiten Weltkrieg über Umwege – bei anderen Templern zwangsweise direkt aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina – nach Australien. Dort bildete er sich zum Entwicklungsingenieur fort und arbeitete als international anerkannter Fachmann für moderne Drucktechniken. Geboren ist Blaich 1932 "in der deutschen Templer-Siedlung von Haifa", wie er in einem seiner Bücher berichtet. Auch seine Eltern und Großeltern erblickten schon in Palästina das Licht der Welt. Auswanderer waren die namengebenden Urgroßeltern aus Neuweiler und die Vorfahren mütterlicherseits aus Altensteig, die den Weg in Richtung Heiliges Land nahmen.

Blaich fühlt sich durch uralte familiäre Wurzeln in Hofstett und Neuweiler dem Schwarzwald verbunden. Seit den 1960er-Jahren weilte er vielfach dort, um "die Kultur der eigentlichen Heimat zu tanken", wie er es einmal ausdrückte. Bis in alte Jahrhunderte zurück hat er die Familiengeschichte erforscht und sie immer wieder mit der Historie verknüpft, hielt Vorträge und schrieb darüber. Er ist dabei bei den Urvätern Sebastian Blaich aus Hofstett im Jahr 1578 und Georg Katz aus Altensteig im Jahr 1610 gelandet. Der Urgroßvater Johann Jakob Katz war 1868 ausgewandert und in Haifa als Schuhmacher tätig.

Ein Nachfahre Blaich – wie der Urvater mit dem Vornamen Sebastian – war es, den es um diese Zeit aus Neuweiler nach Palästina zog.

"Wir haben ein gutes Leben in Freiheit in Australien, aber unsere Wurzeln sind im Schwarzwald", sagte Blaich 2010 bei einem Vortrag in Zwerenberg. Einen ähnlichen Weg nahm die aus dem Raum Freudenstadt stammende Familie Eppinger von Blaichs Ehefrau Irene mit den in Pforzheim ausgebombten Verwandten. Sie wurde 1933 in der deutschen Templer-Siedlung Jaffa in Palästina geboren. Beide heirateten 1955 in Australien.