Claudia Reutter verkauft wegen des Umzugs ihres Ateliers einen Großteil ihrer Gemälde.Foto: Viehweg Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Umzug des Ateliers: Künstlerin Claudia Reutter verkauft noch am kommenden Samstag ihre Gemälde

"Klein bin ich selber", stellte Claudia Reutter irgendwann fest. Zum Ausgleich malte sie großformatige Bilder, oft größer als sie selbst. Mannsbildgroße Tulpen vor allem, die sich anmutig im Wind zu wiegen schienen. Mit ihnen wurde die kleine Frau bekannt.

Pforzheim. In ihrem Atelier in der Kanalstraße 13 stehen immer noch einige von ihnen. Nicht mehr allzu lange allerdings, denn Claudia Reutter löst diese Wirkungsstätte auf.

Die Temperatur kommt in den Wintermonaten trotz Heizung kaum über acht Grad hinaus, dafür lässt sie sich im Sommer selten unter 40 Grad drücken. "Es gleicht sich halt im Leben alles immer irgendwie aus", meint sie fröhlich, aber sie hat die Temperaturschwankungen satt, die vielen Umzüge, und das Pendeln zwischen Wohnung zu Atelier und zu Galerie. Im Stadtteil Arlinger hat sie eine Bleibe gefunden, die ihr jetzt, mit 66 Jahren, ideal vorkommt: Alles unter einem Dach. Hell und warm.

Mutter von vier Kindern, Putzfrau, Bauzeichnerin

Viele ihrer Bilder kann sie allerdings nicht mitnehmen. Daher gibt es am kommenden Samstag noch einmal einen "Tag des offenen Ateliers", an dem Claudia Reutter Kunden erwartet. Ihre vielschichtigen und vielseitigen Werke gibt sie zu ermäßigten Preisen ab. Denn längst sind es nicht mehr nur die großformatigen Tulpen, oder Wände beherrschende riesige Motive, es sind auch kleine Werke dabei. Gräser, Gläser, Alltagsgegenstände, die im Blick der Malerin eine neue Bedeutung gewinnen, Eigenleben entwickeln. Oder Obst, so prall und appetitlich, dass es zum Hineinbeißen einlädt. Obwohl eine Kunstbanausin einst bei einer Ausstellungseröffnung vor dem Bild einer Birne stehenblieb und meinte: "Der grüne Popo ist auch niedlich."

Ihre Bilder, farbenprächtig, fröhlich (die fröhlichsten entstehen, wenn sie traurig ist), schmücken unter anderem Arztpraxen ("weil sie positiv auf Patienten wirken", wie der Mediziner fand), Ausstellungsräume von Mode- oder Einrichtungshäusern, hängen auch mal in der Gästetoilette von begüterten Kunden, wo sie zu den Kacheln passen. "Die Bilder müssen guttun", sagt sie, "egal, wo sie hängen."

Reutter hatte so viel Erfolg, dass sie sich 2002 als Künstlerin selbstständig machte. Nach Jahren als Hausfrau und Mutter von vier Kindern, die sie weitgehend allein großzog, als Putzfrau und Bauzeichnerin. Zuletzt war sie nur noch Malerin. Malte wie besessen von früh morgens bis in die Nacht hinein. 2009 kam der Burnout. Wochenlanger Klinikaufenthalt, Rückenprobleme.

Sie rappelte sich wieder auf, aber von da an sagte sie dem Großformat ade. Malte kleinere Bilder. Von Tischen, auf denen Geschirr steht, Gläser, manche umgefallen, die zeugen von vorangegangener Gastlichkeit. Dazu passen auch Sprüche, die sie in ihrer schönen Schrift – sie hat ihre Liebe zur Kalligrafie neu entdeckt – zu Papier bringt. Zum Beispiel: "Für ein gutes Tischgespräche kommt es weniger darauf an, was sich auf dem Tisch, sondern was sich auf den Stühlen befindet."

Claudia Reutter will mit leichtem Gepäck in ihr neues Zuhause ziehen. Daher trennt sie sich jetzt auch von vielen Bildern, die sie früher nicht verkaufen wollte. Wozu auch manche Tulpen zählen. Am kommenden Samstag ist das Atelier geöffnet. Telefonische Vereinbarungen sind ebenfalls möglich unter der Telefonnummer 0151/19 33 38 20.