Ein Erlebnis, von dem man noch den Enkeln erzählen wird – wenn, so die Hoffnung wohl aller CDU-Mitglieder in der Hochfeldhalle, mit AKK der Abwärtstrend der Partei bei den vergangenen Wahlen mit den bevorstehenden Wahlen in diesem Jahr endlich gestoppt oder gar gedreht werden könnte.
Was auffällt: Kramp-Karrenbauer ist hoch konzentriert, möglichst nah bei den Menschen, die sie hier auch schon hemmungslos feiern. Hemmungslos – weil: Wirklich niemand mag auf ein Selfie mit dem neuen CDU-Premium-Promi verzichten.
AKK erfüllt jeden Foto-Wunsch mit Engelsgeduld und tapferem Lächeln. Ist ungebrochen nahbar, verbindlich, freundlich, nett. Eben: total professionell. Sie weiß – sie ist hier an der Basis, auch: in der Provinz. So begrüßt sie als erstes vom Rednerpult den Schwimmverein Huchenfeld – dem bereits auch Gunther Krichbaum in seiner Begrüßung für die Übernahme der Bewirtung in der Hochfeldhalle gedankt hatte. So etwas kommt an.
Auch, als AKK die Kandidaten-Liste der CDU Pforzheim/Enz für die Kommunal- und Europawahl ausdrücklich "als gelungene Mischung" lobt – jung, multikulti, viele Frauen – leuchten die Augen ihres Publikums sichtbar auf. Denn eben aus der Kommunalpolitik kommen die meisten hier. Und die sei, das weiß AKK aus ihren eigenen Anfängen in der CDU, "das härteste Pflaster, das wir haben." Denn: "Wenn wir in Berlin etwas entscheiden, was die Menschen nicht mögen, können wir uns vor ihnen gut ein paar Tage verstecken." In der Kommunalpolitik geht das nicht, "da bekommst du abends in der Kneipe sofort die Reaktion hautnah zu spüren."
Frieden muss "made in Germany" sein
Und dann sagt die AKK einen Satz, der vielleicht sehr gut erklärt, warum sie diesen Auftritt in Pforzheim-Huchenfeld auch als Bundesvorsitzende der CDU nicht abgesagt hat: "Die Empfindung der Menschen über den Zustand des Staates entscheidet sich vor der eigenen Haustür." Ist die Straße, in der man wohnt, von Schlaglöchern übersät, repräsentiert das für einen die Lage des ganzen Landes. Weshalb eben die Kommunalpolitik für die Stimmung der Bevölkerung absolut entscheidend sei. Und das sei "wahrlich nicht immer vergnügungssteuerpflichtig". Weit weg in Berlin verliere man manchmal diese Bodenhaftung.
Kramp-Karrenbauer weiß zudem auch, dass wohl keine andere Stadt im Ländle so sehr von Kriegszeiten gezeichnet wurde wie Pforzheim – mit einer nach wie vor sehr lebendigen Erinnerung an diese Schrecken. Weshalb das Thema Friedenssicherung in ihrer Rede einen ungewöhnlich breiten Raum einnimmt. Man sehe an der aktuellen Situation zwischen Irland und Nordirland aufgrund des Brexit-Chaos, wie fragil auch in heutiger Zeit Frieden tatsächlich sein könne. "Diesen Frieden zu wahren, muss ›made in Germany‹ und ›made in Europe‹ sein." Und, weil die Europa-Wahlen anstehen: "Wir haben als CDU/CSU die besten Antworten auf Europa."
Es gelingt AKK mit solchen Sätzen, die Hochfeldhalle in echte Euphorie zu versetzen. Nur extrem mühsam und langsam schaffen es die Personenschützer, die CDU-Parteichefin durch die Trauben von Menschen, die AKK dicht umlagern, um auch noch ein Selfie zu ergattern oder ein Statement an sie loszuwerden, aus dem Saal zu manövrieren. Aber die Zeit drängt, AKK hat noch einen weiteren CDU-Neujahrsempfang auf der Tagesordnung – in Gaggenau, bei den Parteikollegen von Rastatt und Baden-Baden. Wo sie – das zeigen die Schlagzeilen von dort – nahezu dasselbe erzählen wird wie hier in Pforzheim-Huchenfeld. Mit auch dort absolut derselben Resonanz.
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