Die Referenten bei der Jahreshauptversammlung der Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis waren (von links): Geschäftsführer Mathias Morlock, Kreishandwerksmeister Rolf Nagel, der neue Leiter der Handwerkskammer-Außenstelle, Carsten Bruderer, sowie die stellvertretenden Kreishandwerksmeister Joachim Butz, und Frank Hermann. Foto: Helbig Foto: Schwarzwälder Bote

Kreishandwerkerschaft: Ein Service der Sparkasse sucht in anonymer Datenbank übereinstimmende Partner

Die Regelung der Unternehmensnachfolge war ein Schwerpunktthema bei der Jahreshauptversammlung der Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis. Peter Leicht, Leiter der Unternehmensplattform der Sparkasse (S-UP), stellte den Service vor.

Pforzheim. Früher sei es die Regel gewesen, dass die Söhne die Firma übernahmen oder die Töchter einen passenden Schwiegersohn beibrachten. Das sei heute nicht mehr der Fall. Die Kinder hätten oft eine andere Lebensplanung und es bleibe dann nur noch Fusion mit anderen Unternehmen oder Übernahme externer Personen. Mit Hilfe der S-UP werde in der Regel auch ein Nachfolger gefunden. Dafür werden zunächst anonymisierte Profile der Verkäufer oder Käufer in eine Datenbank aufgenommen.

In ganz Süddeutschland

Die Sparkasse sucht dann aktiv Übereinstimmungen. Allerdings dauert es ein bis fünf Jahre, bis ein passender Partner gefunden ist. Die Sparkassen arbeiten überregional in ganz Süddeutschland zusammen, und bei der Suche gibt es eine Kooperation mit der Bayerischen Landesbank.

Einen ganz ähnlichen Service stellt auch die Handwerkskammer zur Verfügung. Dieser ist für die Innungsmitglieder durch den Kammerbeitrag schon bezahlt und bedient außerdem auch kleinere Handwerksbetriebe, die nicht die Umsatzschwelle von einer Million Euro erreichen, die bei der S-UP Voraussetzung ist. Die Details erläuterten die Spezialisten für Betriebsübernahmen und Betriebsnachfolge der Handwerkskammer Karlsruhe, Andrea Winkler und Jörg Fuchs.

Die Außenstelle Pforzheim der Handwerkskammer Karlsruhe wird ab dem 1. Dezember von Carsten Bruderer geleitet. Der 49-jährige Jurist aus Karlsruhe tritt die Nachfolge von Hans-Günter Engelsberger an, der nach 25 Jahren in den Ruhestand geht.

Das Jahresrechnungsergebnis für 2018 wurde mit einem Volumen von rund 300 000 Euro festgestellt. Und auch der Haushaltsplan für das Jahr 2020 wurde einstimmig in etwa gleicher Größenordnung beschlossen. Aktuell hat die Kreishandwerkerschaft 902 Mitgliedsbetriebe. Für 2020 wird ein leichter Rückgang auf 890 Mitglieder erwartet. Wegen neuer Tarifabschlüsse in der Baubranche steigt der Grundbeitrag um 1,9 Prozent auf 67,90 Euro. Stellvertretender Kreishandwerksmeister Frank Hermann beleuchtete die Lehrstellensituation. Landesweit seien über 13 000 Lehrstellen unbesetzt geblieben. Einige Handwerke, insbesondere die im Bereich Energie- und Gebäudetechnik, verzeichnen einen Anstieg ihrer Lehrlingszahlen. Andere, wie das Kfz-Handwerk, erleben einen regelrechten Einbruch. 1988 haben in Pforzheim noch 763 Gesellen ihre Prüfung geschafft. In diesem Jahr bestanden gerade mal 293 Auszubildende die Gesellenprüfung, das entspricht einem Rückgang der Junggesellen um zwei Drittel innerhalb von 30 Jahren.

Als Gründe dafür nannte Hermann zum einen das Image der Handwerksberufe in der heutigen, digitalen Zeit. Zum anderen liege es an der demografischen Entwicklung der Gesellschaft. Hinzu komme eine verfehlte Schulpolitik, die nur ein Ziel habe, nämlich immer mehr Schüler in eine akademische Ausbildung zu bringen.

Bei einer hohen Studien-Abbruchquote, dürfe die Studierfähigkeit bei etlichen Abgängern aus den Gymnasien bezweifelt werden. Das Handwerk müsse sich daher künftig verstärkt um die Studienabbrecher bemühen und versuchen, diese für eine Ausbildung in einem der rund 130 Handwerksberufe zu gewinnen. Und auch Frauen müssten mehr in den Fokus der Ausbildungsbetriebe genommen werden. Der Obermeister der Bauinnung Hans-Peter Dennig berichtete über einen starken Zuwachs der Auszubildenden in seiner Innung. 35 hätten ihre Ausbildung begonnen. Allerdings habe die Alfons-Kern-Schule nicht ausreichend Lehrkräfte für eine zweite Berufsschulklasse. Deshalb habe man aus dem Reihen der Innung zwei Handwerksmeister gefunden, die den Unterricht übernehmen würden. Diese Lösung werde allerdings durch bürokratische Hürden erschwert, klagte Dennig. Geschäftsführer Morlock sagte, man sei deshalb mit der Schule im Gespräch, und er zeigte sich sicher, dass es zu einer positiven Lösung komme. Kreishandwerksmeister Nagel kündigte an, dass er bei den im kommenden Jahr anstehenden Wahlen nicht mehr kandidieren wolle. Mit knapp 70 Jahren habe er die Altersgrenze für ein solches Amt erreicht. Mit seinem jetzigen Stellvertreter Frank Herrmann habe man den perfekten Nachfolger gefunden.