Wirtschaft: Landrat blickt beim Römerhof in Tiefenbronn und im Edeka-Markt in Niefern hinter die Kulissen
"Bruddler gibt es schon genug", meint Landwirtin Pina Stähle. Sie selbst und ihr Ehemann Ihno Stähle zählen wohl kaum dazu.
Enzkreis. Beide wollen anpacken, etwas bewegen und engagieren sich daher in der Kommunalpolitik – Stähle im Kreistag, ihr Ehemann im Tiefenbronner Gemeinderat. Dabei wartet auch zuhause ein Fulltimejob auf das engagierte Ehepaar. Täglich sind die beiden um kurz vor fünf Uhr morgens auf den Beinen, um die Arbeit auf ihrem "Römerhof" zu bewältigen. 1200 Hühner, 70 Kühe, 30 Pferde und die üblichen Bauernhof-Tiere wie Hund und Katze wollen schließlich jeden Tag versorgt werden.
Von Eltern geerbt
Geerbt hat Stähle den Hof von seinen Eltern, die den Aussiedlerhof in Tiefenbronn bereits beim Bau nach der Römerstraße benannt haben. Doch wie die "alten Römer" arbeiten sie heute auf dem Hof keineswegs mehr: Beim Besuch von Landrat Bastian Rosenau zeigen die Stähles dem Kreischef stolz die modernen automatisierten Melkautomaten und ihre mobilen Hühnerställe. Für kurze Einkaufswege sorgt der Hofladen, in dem die eigenen Produkte wie Eier und Milch über die Ladentheke gehen. Rosenau jedenfalls zeigte sich angetan vom nachhaltigen und regionalen Angebot der beiden leidenschaftlichen Landwirte.
Auch sonst ist der Hof offen für Besucher: Bauerhofpädagogin Stähle hat oft Schulklassen zu Gast. "Viele Kinder kennen heute keinen Stall von innen mehr und trauen sich daher wegen der großen Tiere und des ungewohnten Geruchs zu anfangs nicht hinein", weiß sie zu berichten. "Doch diese Furcht legt sich schnell. Spätestens wenn sie mit selbstgemachter Butter den Heimweg antreten, ist die Scheu überwunden", lacht Stähle. Beim Tag der offenen Tür konnte sich kürzlich jeder ein Bild vom nachhaltig geführten Hof machen.
Regionalität ist auch zwei weiteren lokalen Unternehmern wichtig: Susanne Krämer-Kuhnle und Ferdinand Krämer, Inhaber des Edeka-Marktes in Niefern. Nahezu 30 000 Artikel haben sie in ihrem Sortiment, darunter zahlreiche regionale Produkte von Versorgern aus der unmittelbaren Umgebung. Das gilt auch für das Fleisch- und Wurstangebot. Neben Bio-Fleisch und Wurstwaren kommen vor allem die selbst gemachten Würste und Maultaschen des gelernten Metzgermeisters gut bei der Kundschaft an.
Diese belohnt zunehmend auch die Bemühungen von Ehefrau Krämer-Kuhnle, den Verpackungsmüll zu reduzieren. Wurst, Fleisch, Käse und Fisch können bereits in den eigenen Behältern eingekauft werden. Und auch beim Obst und Gemüse können die Kunden selbst entscheiden, ob sie auf Plastiktüten verzichten und die Waren in Papiertüten, in Mehrwegnetzen oder ganz ohne Verpackung mitnehmen wollen. Klimafreundlich ist in jedem Fall die Photovoltaikanlage, die auf dem Dach des Marktes installiert ist und die bereits jetzt einen Teil der benötigten Energie erzeugt. Die Anlage wird in Kürze verdoppelt werden, denn in einem geplanten Erweiterungsbau sollen künftig die selbständig betriebene Bäckerei und ein Gastrobereich Platz finden.
Beim Besuch des Landrats vor Ort erfuhr dieser auch, dass soziales Engagement hier groß geschrieben wird. Der Betrieb bildet aus, vier Mitarbeiter mit Behinderung sind inklusiv integriert und fünf Flüchtlinge haben dort einen Arbeitsplatz gefunden.
"Darüber hinaus bringen sie sich aktiv im örtlichen Gewerbeverein ein, legen Gemüsebeete in Kindergärten an und versorgen wöchentlich mehr als 1000 Schüler am Ort mit frischem Obst", berichtet Bürgermeisterin Birgit Förster.
Als Zeichen des Dankes und der Anerkennung des Engagements überreichte der sichtlich beeindruckte Landrat dem Ehepaar die große Steinbeis-Medaille des Enzkreises. Auf den Lorbeeren ausruhen können sich Susanne Krämer-Kuhnle und Ferdinand Krämer aber nicht – denn die Kunden werden weiterhin nach regionalen Produkten verlangen.