Kämpfen gemeinsam um den Erhalt der Einzelhandel-Strukturen am Ludwigsplatz: Uwe Mumm, Gerhard Ast, Hans-Joachim Bruch, Dieter Scholl, Günter Wachtler, Ismail Güldal, Roland Wentsch, Dietlinde Hess und Michael Erbe (von links). Foto: Schwarzwälder-Bote

Einzelhändler besorgt über Supermarkt-Pläne. Ruf nach Gutachten und einer Bürgerbefragung.

Pforzheim-Dillweißenstein - Über Nacht hat Dietlinde Hess, Vorsitzende des Bürgervereins Dillweißenstein, eine große Runde für das Gespräch zusammengetrommelt.

Am Tisch im Café der Bäckerei Katz sitzen Buchhändler Uwe Mumm, Apotheker Dieter Scholl, Gemüsehändler Ismail Güldal, Optiker Michael Erbe, Hess’ Stellvertreter Roland Wentsch, Stadtrat Hans-Joachim Bruch von der Liste Bürgerbeteiligungshaushalt, Metzger Gerhard Ast und "nah und gut"-Chef Günter Wachtler. Auch die Blumengeschäfte "Gänseblümchen" und Trautz, der Getränkemarkt Riedel, die Bäckerei Bendler und Fischhändler Iapalucci unterstützten ihr Anliegen, versichert Hess.

Ihre Sorge: Ein funktionierendes Einkaufszentrum werde zerstört, sollte der Supermarkt an der Postwiesentraße gebaut werden. Dort soll ein 1400 Quadratmeter großer Markt entstehen. Wachtler, genauer seine Tochter, spielt mit dem Gedanken, den Hut in den Ring zu werfen, sollte der Gemeinderat die Änderung des Bebauungsplans für diesen Bereich des Rodrückens absegnen. Er ist überzeugt: In dem "Riesen-Wohngebiet" würde sich solch ein Markt langfristig tragen. Ehe ein Mitbewerber danach greife, wolle er selbst aktiv werden. Zumal sein Markt am Ludwigsplatz mit 650 Quadratmetern räumlich an die Grenzen stoße. Am Stammhaus werde er aber auf alle Fälle festhalten, versichert Wachter. "Wenn der Markt auf dem Rodrücken nicht entsteht, ist das auch gut", fügt er hinzu.

"Verheerende Auswirkungen" für den Ludwigsplatz

Richtig schlecht fänden die Realisierung der Pläne, an denen die Pforzheimer Bau und Grund GmbH tüftelt, nicht nur zahlreiche direkte Anwohner der Postwiesenstraße. Sie haben unter www.kein-gewerbe-im-rod.de eine virtuelle Protest-Plattform eingerichtet und sammeln derzeit Unterschriften gegen das Projekt. Auch die Einzelhändler am Ludwigsplatz machen mobil. Neben der Stammkundschaft aus Dillweißenstein können sie bislang auf viele Einkäufer aus der weiteren Umgebung bauen. Rund 50 Prozent mache der Anteil der Kunden vom unteren Sonnenberg, aus der Südstadt und eben nicht zuletzt vom Rodrücken aus, berichtet Apotheker Scholl. Ein neuer Markt an der Postwiesenstraße könne laut Bruch "verheerende Auswirkungen" für den Ludwigsplatz haben. Gewachsene Strukturen würden zerschlagen. "Das betrifft uns massiv", ist Dietlinde Hess überzeugt.

Zumal vielerorts die Konkurrenz wachse. Auf dem früheren Bauhof-Gelände etwa entsteht ein modernes Kaufland. Vielfältig sei das Angebot nicht nur im Brötzinger Tal. Sinke der Umsatz in Dillweißenstein, laufe der Ludwigsplatz Gefahr, zu verwaisen, meint Hess. Einem Teil des Gemeinderats und der Stadtverwaltung sei "überhaupt nicht bewusst, was hier angezettelt wurde".

Noch bei seinem Antrittsbesuch habe Oberbürgermeister Gert Hager die Dillweißensteiner zum "Vorzeigeprojekt" Ludwigsplatz beglückwünscht, betont Uwe Mumm. Wentsch stellt heraus, dass einst Millionen in die Sanierung geflossen seien. Außerdem wurde eigens die Buslinie 11 vom Wasserturm zum Ludwigsplatz eingerichtet. Fast alle Händler böten zudem einen Bringdienst an. Das alles werde nun infrage gestellt, sagt Bruch, der auch die weitere Planung für das Gelände der ehemaligen Papierfabrik in Dillweißenstein genau im Auge behalten will. Alle Mitglieder der Fraktionsgemeinschaft würden "Kopfstände machen", um auch dort den Bau eines großen Supermarkts zu verhindern.

Trotz der Beteuerungen Wachtlers befürchten die Ludwigsplätzler, dass der Vollsortimenter in Dillweißenstein über kurz oder lang schließen könnte, sollte sich der Betrieb von zwei Märkten nicht rechnen. Ohne diesen Frequenzbringer sei das Angebot am Ludwigsplatz nicht zu halten. Und dieses sei für den Ort ex-tremwichtig, nicht zuletzt wegen der kurzen Wege und der ausreichenden Parkmöglichkeiten.

Scholl führt ein weiteres Argument ins Feld. Ihm tue es "im Herzen weh", sollte die "wunderschöne Lage" auf dem Rodrücken nicht für schmucke Reihenhäuser oder Eigentumswohnungen, sondern für einen Einkaufsmarkt genutzt werden. Das würden sicher auch die Unterschriftensammler aus der unmittelbaren Nachbarschaft so beurteilen.