Wie es um die generalistische Pflegeausbildung im Landkreis Lörrach steht, war jüngst Thema im Kreissozialausschuss.
Über den aktuellen Stand in der generalistischen Pflegeausbildung im Landkreis Lörrach hat Koordinatorin Stephanie Wizent dem Kreissozialausschuss in der jüngsten öffentlichen Sitzung berichtet.
Die reformierte Pflegeausbildung sieht vor, dass die Auszubildenden neben ihrem Vertiefungsbereich alle Facetten des Berufs an der Pflegeschule und in den unterschiedlichen Praxisbereichen erlernen. Dazu gehören Pflichteinsätze in der stationären Akutpflege (Krankenhaus), in der stationären Langzeitpflege (Pflegeheim), in der ambulanten Pflege zu Hause, in der pädiatrischen und psychiatrischen Versorgung sowie wahlweise im Hospiz, in der Nephrologie oder bei Beratungsstellen.
Um dieses Spektrum im Landkreis abdecken zu können, wurde im Jahr 2020 ein Ausbildungsverbund gegründet. Daran beteiligt sind 48 Träger der praktischen Ausbildung, 19 weitere Einrichtungen, vier Schulen und die Koordinationsstelle beim Landratsamt. Doch es fehlt mitunter an ausbildenden Fachkräften und einrichtungsübergreifenden Modellen. In einigen Bereichen sind zudem die Einsatzplätze knapp.
Von ursprünglich 632 Personen, die seit April 2020 in die generalisierte Ausbildung gestartet sind, haben 148 abgebrochen, was einer Quote von 23 Prozent entspricht, wie Wizent berichtete. Derzeit sind 484 Auszubildende erfasst, von denen 156 ihr Examen gerade erfolgreich abgeschlossen haben. 68 Personen mussten ihre Ausbildungszeit verlängern, zum Beispiel nach einer Schwangerschaft.
Der Frauenanteil unter den Auszubildenden liegt bei fast 75 Prozent. Darüber hinaus gibt es einige Quereinsteiger und Personen, die ihre Ausbildung nach einer Unterbrechung wieder aufnehmen.
Langzeitpflege besonders betroffen
Besonders hoch ist die Abbrecherquote bei der stationären Langzeitpflege, dem mit einem Anteil von 47 Prozent größten Vertiefungsbereich. Ein Großteil der Auszubildenden, 76 Prozent, nutzt den ÖPNV, um zur Arbeit zu kommen, wodurch sich insbesondere zu den Randzeiten weitere Probleme ergeben können. Vor allem die hohe Abbrecherquote bereitete den Ausschussmitgliedern Kopfzerbrechen. Sie wollten deshalb genauer wissen, wer genau die Abbrecher sind und ob man diese nicht doch irgendwie bei der Stange halten kann. In Einzelfällen sei dies möglich, erklärte die Leiterin der Koordinationsstelle.
So sei normalerweise nach dem zweiten Versuch, das Examen zu bestehen, Schluss. Doch gebe es den Fall einer Frau, die eigentlich sehr gut ist, aber unter Prüfungsangst leidet. Sie soll die mündliche Prüfung wiederholen dürfen. Häufig werde die Ausbildung auch deshalb abgebrochen, weil sich herausstellt, dass jemand nicht für den Beruf geeignet ist.
Bestimmte Altersgruppen stechen Wizent zufolge bei den Abbrechern nicht hervor. Die Gründe seien vielfältig, sagte sie.
Hohe Abbrecherquote bereitet Kopfzerbrechen
Viel Lob für die Koordinationsstelle
Allgemein gelobt wurde die Koordinationsstelle, an deren Finanzierung sich die Ausbildungseinrichtungen im kommenden Jahr beteiligen sollen. Dass die Theresia-Scherer-Schule aufgrund eines Lehrkraftmangels die geplante zusätzliche Klasse im Frühjahr nicht anbieten kann, wurde bedauert. Margarete Kurfeß (Grüne) schlug vor, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Pflegekräfte wenig verdienen und sehr viel arbeiten müssten. Wolfgang Fuhl (AfD) wollte den Bedarf im Auge behalten, befürchtete gar, es könne in zehn Jahren ein Überangebot an Fachkräften geben. Abwanderung in die Schweiz sei bis zu einem gewissen Grad hinzunehmen, erklärte Wizent. Schon zu Ausbildungsbeginn werde von Schweizer Seite bei den Schülern Werbung gemacht, ergänzte Landrätin Marion Dammann. Das sei schon immer so gewesen. Mit guten Arbeitsbedingungen und einer Wohlfühlatmosphäre versucht der Landkreis dagegenzuhalten. Tatsächlich kämen manchmal auch Pflegekräfte aus der Schweiz wieder zurück, so die Koordinatorin. Die Klassen seien rappelvoll, konnte sie berichten. Mit Schnupperpraktika und Ausbildungsbotschaftern soll auch weiterhin für den Pflegeberuf geworben werden. Bewerbern aus dem Ausland will man den Zugang nach Möglichkeit erleichtern.