Unkraut ist vielen ein Dorn im Auge, dennoch gibt es einen „Ehrentag des Unkrauts“. Aus diesem Anlass fragen wir bei einer Kräuterpädagogin nach, was es über das lästige Kraut zu wissen gibt. Die Antworten sind überraschend.
„Unkraut vergeht nicht – und was sich so hartnäckig widersetzt, hat eine Würdigung verdient“, so wird der jährliche Ehrentag des Unkrauts am 28. März begründet. Auch die Kräuterpädagogin Barbara Danner aus Oberndorf stimmt dem zu. Auf unsere Nachfrage verrät sie uns viel Wissenswertes über das „Unkraut“. Dabei stellt sie einige falsche Annahmen über diese Grünpflanzen richtig.
Barbara Danner ist seit mehr als 15 Jahren Kräuterpädagogin an der Volkshochschule Oberndorf und gibt Kurse und Kräuterwanderungen rund um die vielen grünen Pflänzchen, die vielen Gärtnern so lästig sind wie Schnecken im Gemüsebeet.
Auf unsere Nachfrage zum Ehrentag des Unkrauts stellt sie direkt klar: „Es gibt kein Unkraut.“ Ihrer Meinung nach, sei Unkraut das falsche Wort, vielmehr solle man die Kräuter und Pflanzen, die keinen offensichtlichen Mehrwert haben, lieber Wildkräuter oder Beikräuter nennen.
Materie am falschen Platze
Ihr Vater habe ihr immer gesagt: „Unkraut ist nur Materie am falschen Platze, wie eine Rose im Kartoffelacker oder eine Kartoffel im Rosenbeet“, doch sowohl die Kartoffel als auch die Rose haben, für sich gesehen, einen anerkannten Wert in der Gesellschaft. So sei das auch bei den Pflanzen, die im Volksmund als „Unkraut“ bezeichnet werden, meint Danner.
Besonders gesund und voll an Vitaminen seien Brennnesseln. Viele denken dabei nur an die Brennhäarchen und die schmerzenden und juckenden Bläschen, die entstehen, wenn sie gestreift werden. Barbara Danner belehrt uns jedoch eines Besseren: „Die Große Brennnessel enthält 333 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm.“
Verblüffend ist, dass der Feldsalat nur 35 Milligramm pro 100 Gramm beinhaltet und die der Kopfsalat sogar nur 13 Milligramm. „Der Mensch kann kein Vitamin C herstellen, er ist auf die Zufuhr angewiesen“, klärt uns die Kräuterpädagogin auf.
Täglicher Vitamin C Bedarf
Der tägliche Vitamin C Bedarf eines erwachsenen Menschen liegt bei etwa 100 Milligramm pro Tag, wie wir bei unseren Recherchen erfahren. Das würde bedeuten, ein Erwachsener müsste fast ein Kilo Kopfsalat essen, um den Tagesbedarf an Vitamin C abzudecken.
In diese Spitzenriege gesellen sich auch andere „Unkräuter“ wie Girsch, Vogelmiere und Löwenzahn. Der als Hasenfutter bekannte Löwenzahn „lässt sich von Kopf bis Fuß verwenden“, erklärt uns die Naturliebhaberin. Jeder Teil der Pflanze rege den Stoffwechsel an, durch die enthaltenen Bitterstoffe. Die Blüten ließen sich als essbare Deko im Salat verwenden oder auch zu Gelee verarbeiten, erläutert Danner mit Enthusiasmus.
Gut für die Verdauung
„Die Stängel eignen sich zum Knabbern und sind gut für die Verdauung“, erfahren wir weiter. Die grünen Blätter seien schmackhaft im Salat oder als Tee. Selbst die Löwenzahnwurzeln könne man essen oder auch als Kaffee-Ersatz verwenden. Mit einem Vitamin C Gehalt von 115 Milligramm pro 100 Gramm kann der Löwenzahn sich zwar nicht mit der Brennnessel messen, erreicht jedoch einen weitaus höheren Wert als Kopfsalat.
Die Kräuterpädagogin erklärt, dass Pflanzen, die oft am Wegesrand wachsen, wie Giersch, Brennnessel, Vogelmiere, Löwenzahn, Spitzwegerich, Knoblauchrauke und vielen weitere Wildkräuter, vielmehr Beachtung geschenkt werden sollte, denn in ihnen stecken nicht nur jede Menge gesunde Inhaltsstoffe, sondern es gäbe auch einige heilende Eigenschaften, die in der modernen Zeit immer weiter verloren gingen.