Die Kabarettistin Martina Brandl (rechts) kommt in der Kulturfabrik gut beim Publikum an. Exzellenter Begleiter am Keyboard ist Martin Rosengarten. Foto: Kouba

Kabarett: Martina Brandl gastiert in der Kulturfabrik Furtwangen / Gekonnt in die Ukulelen-Saiten gegriffen

Furtwangen. Die Kabarettistin Martina Brandl gastierte mit Erfolg in der Kulturfabrik. Jacques Barthillat freute sich über die Gästezahl und dankte Rudi Schätzle von der Volksbank für die Partnerschaft.

Er hob die technischen Veränderungen wegen eines Wasserschadens hervor. Das frische Outfit des Veranstaltungsraums kam gut an und neue Apparaturen zeugten von Übererfüllung der Hygienenormen. "Wenn es Ihnen schwindlig wird, dann liegt es sicher an der guten Luft hier drinnen", meinte der Kulturchef.

Für einen flotten Keyboard- Einstieg ins Programm sorgte Martin Rosengarten, Ehemann der Kabarettistin. Er zeigte sich den ganzen Abend als versierter Musikprofi. Die Kabarettistin "brandlete ganz neu". Acht Jahre ist es her, dass sie in Furtwangen auftrat. Sie pflegte einen eigenen Stil, der sich so gar nicht in die Liga der Kolleginnen-Front einpasste. Sie griff unterschiedlichste Themen auf, konnte erheitern und Pfeile abschießen, die aber, in Bonbonpapier verpackt, nicht weh taten.

Sie hat keine Probleme mit ihrem Älterwerden oder mit ihren Zusatzpfündchen und agierte gefühlvoll, sinnlich, kritisch. Angenehm war ihre Stimme, die sie als Chansonnette mit Liebreiz anreicherte und sie griff gekonnt in die Saiten ihrer beiden Ukulelen.

Wie ghanaische Kinder bediente sie perfekt ihre Thelevis, um unterschiedliche Rhythmen zu erzeugen. Hinter nötigem Humor und spontanem Witz war Hintersinn zu finden. Die musikalische Palette reichte vom Tango über Ländler bis hin zum rockigen Rap. Partner Martin Rosengarten servierte dazu die farbigsten Keyboard-Impressionen. Brandl schöpfte aus alltäglich- zwischenmenschlichem Dasein und hielt den Spiegel vor. Dass sich darin das Publikum erkannte, bewiesen Lachen oder Feixen.

Da kamen der "Nudelauflauf Schwäbienterrane", das veränderte Bedienungsverhalten von Kellnern mit Minicomputer, das dauernde Piepsen von Waschmaschinen bis EKG beim Song "Es piept überall" aufs Tableau oder es nervte sie die Gender-Sprache von "Hebamme, über den Entbindungspfleger bis zur männlichen Hebamme".

Warnung vor Spontan-Sex und "Terror-Slips"

Waren hätten keine Preise mehr, sondern Ortsbezeichnungen: "Die Hose liegt bei 200 Euro". Bei Speisen kann man auch mal Kartoffelsalat mit Muskatnüssen servieren und ein Wunsch blieb Martina Brandl schließlich "Schenkt mir doch keine Auberginen", gesungen nach "Don´t cry for me Argentinia". Sie machte Prostata, BH, ein kaputtes Fagott oder Schottergärten zum Thema. Was sie stört, aber anregt, ist das Haar unterer Körperregionen an der Duschwand und was sie gar nicht verträgt, ist die Verhunzung oder "Verschlimmbesserung" der deutschen Sprache. "Champagner aus Pappbecher – Hallo!" Da kommt ihr literarisches Talent durch, das sich in poetischen Ausflügen ihres neuen Buches manifestiert. Sie warnte vor Spontan-Sex, Terror-Slips und Schleudertrauma, aber liebt Flokati-Hunde und Wortspiele und legt Wert auf Wertschätzung als "Grande Dame des Kabaretts".