Der Frommerner Schiefersee ist ein beliebtes Ausflugsziel – nicht nur tagsüber. Foto: Hauser

Ärger mit nächtlichen Ruhestörungen am Frommerner Schiefersee ist nichts Neues, doch nun beschäftigte ein Fall das Balinger Amtsgericht. Ein Anwohner hatte feiernde Jugendliche zur Rede gestellt und drei davon mit Pfefferspray verletzt.

Balingen-Frommern. 2017 hatte ein heute 52-Jähriger ein Haus am Frommerner Schiefersee bezogen. Seitdem ärgert er sich über den nächtlichen Lärm vorwiegend junger, feiernder Menschen. "Das ist eine inoffizielle Partymeile", sagte er am Mittwoch vor dem Balinger Amtsgericht.

Im vergangenen Jahr sei es besonders schlimm geworden, da es aufgrund geschlossener Kneipen, Clubs und Diskotheken noch mehr Menschen ins Freie zum Feiern gezogen habe. "Da stehen teilweise Autos mit Sigmaringer und Stuttgarter Kennzeichen auf dem Parkplatz", sagte der Mann. Aufgrund des nächtlichen Lärms habe er wochenlang nicht schlafen können. Immer wieder sei er nachts an den See, um zu erreichen, dass leiser gesprochen wird, Musikanlagen abgeschaltet werden.

Junge Leute feiern mit Musik und Alkohol

Am 8. Juli vergangenen Jahres, um 23.30 Uhr, ist er wieder einmal losgezogen: Eine Gruppe junger Menschen feierte einen Geburtstag, mit Musik und Alkohol. Als der Mann sie ansprach, machten sie auch tatsächlich die Musik leiser. Als er am Weggehen war, habe einer der jungen Leute gesagt: "Wir kennen uns ja, wir waren schon Mal da."

So viel Uneinsicht habe ihn geärgert, weshalb ihm rausgerutscht sei, dass er auch einen Schlägertrupp holen könne – was ihm nach eigenen Angaben in der selben Sekunde bereits leid getan habe. Die Ansage fand die Gruppe gar nicht gut, weshalb zwei junge Männer, die heute 19 und 20 sind, aufgesprungen und ihm nachgeeilt seien. Daraufhin hat der Mann ein Pfefferspray aus seiner Tasche geholt und die Beiden damit besprüht.

Das Spray verfehlte seine Wirkung nicht: Die jungen Männer und ein hinzugeeiltes Mädchen erlitten Reizungen durch das Abwehrspray, konnten nichts mehr sehen, kaum atmen, mussten husten. Die Gruppe alarmierte daraufhin die Polizei. An diesem Mittwoch verhandelte nun das Gericht den Fall.

Dabei schilderten die zwei Heranwachsenden ihre Version der Dinge, berichteten, sie hätten den Mann lediglich zur Rede stellen wollen. Der Angeklagte wiederum gab zu Protokoll, dass er sich von den deutlich Jüngeren bedroht gefühlt habe und sich habe verteidigen wollen.

Der Mann räumte die Tat rundum ein und entschuldigte sich ausführlich und glaubhaft bei seinen Kontrahenten. Er habe nicht gewusst, wie gefährlich solch ein Spray sei. Er sei froh, dass er keinen größeren Schaden angerichtet habe.

Aufrichtiges Bedauern

Dieses aufrichtige Bedauern, sein Geständnis und die Tatsache, dass er ein unbescholtener Bürger ist, überzeugten sowohl das Gericht als auch die Staatsanwaltschaft dahingehend, dass das Verfahren schließlich eingestellt wurde. Der 52-Jährige muss allerdings 2500 Euro an die Straffälligenhilfe Hechingen bezahlen.

Um die Situation am Schiefersee unter Kontrolle zu bekommen, hat der Frommerner Ortschaftsrat rund vier Wochen nach dem Vorfall eine Benutzungsordnung für das Areal erlassen. So sind unter anderem Grillen und offenes Feuer, Hunde sowie Musik und Alkohol nach 22 Uhr verboten.

Das Einhalten wird von einer so genannten City-Streife kontrolliert, die zur Not auch die Polizei holt – damit endlich Ruhe ist.