Das Pfarrhaus in Riedöschingen, direkt an der Hauptstraße des Dorfes neben der Kirche Sankt Martin gelegen, ist fast 500 Jahre alt und ein ehrwürdiges Gebäude, das neben dem einstigen Exerzitien-Kloster auch zahlreiche Pfarrer beherbergte. Foto: Hahn

Das katholische Pfarrhaus in Ried­öschingen ist ­verkauft: Die neue Besitzerin Kornelia Bader erwarb das alt­ehrwürdige Gebäude aus kirchlicher Hand, um es für die Gemeinde zu erhalten.

Blumberg-Riedöschingen - "Niemals hätte ich geglaubt, einmal ein 1532 erbautes Gebäude zu besitzen. Noch vor zwei Jahren wäre das für mich absolut unvorstellbar gewesen", sagt die frisch gebackene Inhaberin im Gespräch. Das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg hatte schon länger auf den Verkauf der kirchlichen Immobilien gedrängt, um die finanzielle Belastung für die katholische Kirche zu senken. Zur Abwicklung des Verkaufs wurde ein Immobilienmakler beauftragt, der das Objekt mehreren Investoren vorstellte, die den gesamten Gebäudekomplex allesamt in Wohneinheiten verwandeln wollten.

"Ich konnte und wollte nicht mit ansehen, dass wir als Gemeinde nicht mehr in dieses gerne genutzte Gebäude dürfen, wenn gleichzeitig Alternativen wie etwa größere Wirtschaften zum Ausweichen fehlen", erklärt die äußerst engagierte Pfarrgemeinderätin aus Riedöschingen im Gespräch, die zugleich Kassiererin bei der kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands), Mitglied im Gemeindeteam, im Kirchenchor, im Stiftungsrat der Seelsorgeeinheit Blumberg sowie in der KFLB (Katholische Landfrauenbewegung) ist.

So überlegte sie nicht allzu lange und machte schließlich Nägel mit Köpfen. Etwa ein halbes Jahr dauerte anschließend die Abwicklung, bis Kornelia Bader letztlich den unterschriebenen Kaufvertrag und ihre Schlüssel in den Händen hielt.

"Alle haben gemeint, ich sei verrückt, und meine Familie sagt immer zu mir, dass das Pfarrhaus nun die nächsten 20 Jahre mein neues Hobby sein wird", sagt die rührige Pfarrgemeinderätin schmunzelnd. Trotz der vielen Arbeit, die ihr mit Unterstützung durch ihre Familie, ihr Netzwerk und von mehreren Architekten nach dem Kauf noch bevorsteht, ist sie der vollen Überzeugung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, um den Status Quo zu erhalten. "Ich will einfach, dass es so bleibt, wie es war", erklärt Kornelia Bader im Hinblick auf die Nutzung des Pfarrzentrums durch die Gemeinde – ein Glücksfall für die Dorfgemeinschaft. So durften alle Vereine ihre Schlüssel behalten. Für sie ändert sich durch den Besitzerwechsel der Immobilie nichts.

Dennoch hat die neue Eigentümerin viele Ideen und große Pläne. Sie war selbst schon mehrfach in verschiedenen Klöstern unterwegs und empfinde das einstige Exerzitien-Kloster mit Krankenstation immer wieder als wahren Kraftort, der mit seinen zahlreichen Räumlichkeiten enormes Potenzial für verschiedene Nutzungsarten biete, erläutert Kornelia Bader.

Wohnungen

Zunächst sollen die beiden Wohnungen im ersten Obergeschoss ausgebaut und an Einheimische vermietet werden. Hiermit möchte die Besitzerin den Versuch starten, dass Flüchtlinge und Einheimische gemeinsam unter einem Dach leben.

Alte Bibliothek

Die ehemalige Bibliothek neben dem Pfarrsaal wird im kommenden Jahr mit Lesestoff mehrerer Generationen reaktiviert. Stundenweise wird sie dann nachmittags öffnen und den Besuchern als Ort der Begegnung für einen gemütlichen Plausch bei einer Tasse Kaffee oder Tee, Vorlesestunden oder Vorträge zur Verfügung stehen.

Pfarr- und Josefsaal

Der Pfarrsaal und Josefsaal sowie die alte Bibliothek sind tageweise an die Kirche vermietet, können aber auch von Vereinen oder privat für diverse Veranstaltungen angemietet werden. Beim Josefsaal laufen bereits die Abklärungen für einen zweiten Fluchtweg.

Gewölbekeller

Ein besonderes Schmuckstück stellt der Gewölbekeller des Pfarrhauses dar. Er soll zu einem Klosterstüble mit bemalten Decken umfunktioniert werden, in dem Vereine in gemütlicher Runde zusammensitzen und sich am gefüllten Kühlschrank mit Getränken und Knabbereien bedienen oder auch kleinere Vorträge stattfinden können.

Garten

Zum Gebäude gehört auch ein Gartenstreifen von acht Metern Breite, der Teil des Agatha Parks ist. Kornelia Bader betont, dass es hier jedoch keine Trennung geben werde. Der großzügige Pfarrgarten ist ein schönes Angebot. Er wird jederzeit und für alle geöffnet sein und darf mit Sitzgelegenheiten und Grillplatz gerne genutzt werden. Das Gemeindeteam möchte den Garten weiter beleben und hat bereits eine Outdoor-Tischtennisplatte beantragt.

Die Pfarrgemeinderätin Kornelia Bader aus Riedöschingen ist neue Besitzerin des katholischen Pfarrhauses am Ort. Sie hat das ehrwürdige und fast 500 Jahre alte Gebäude übernommen; auch mit dem Hintergrund, dass es der Gemeinde und den Vereinen der Dorfgemeinschaft weiterhin zur Nutzung zur Verfügung steht. Darüber hinaus soll die alte Bibliothek zu einem Ort der Begegnung mit regelmäßigen Öffnungszeiten werden und ein Klosterstüble eingerichtet werden. Die Söhne von Kornelia Bader erstellen aktuell eine Internetseite, um das ganze Spektrum an Möglichkeiten innerhalb des Gebäudes vorzustellen.