Großer Festtag für die Dietinger Kirchengemeinde St. Nikolaus: Pfarrer Paul Schobel hat am Sonntag in seinem Heimatort die diamantene Primiz gefeiert.
Der Jubilar zelebrierte zusammen mit den früheren Dietinger Seelsorgern Hans Schall und Hans Schlenker (Schobel: „Hans im Doppelpack“) die Messfeier – und zwar im selben Messgewand wie vor sechs Jahrzehnten bei seiner ersten Messe als Priester.
Er sei froh, dass es noch passe, scherzte der für seinen feinsinnigen Humor bekannte Seelsorger. Zahlreiche Verwandte, Freunde und Gläubige aus Dietingen und der Seelsorgeeinheit waren gekommen, um ihm die Ehre zu erweisen.
Der Kirchenchor unter Leitung von Heinz Rau gab dem Gottesdienst mit passenden Liedern und feierlichen Chorälen den würdigen Rahmen. Claudia Steinhilber und Heinz Rau, die vor 60 Jahren den Festzug in die Kirche anführten, trugen Primizkrone und Primizkerze noch einmal vor an den Altar.
Vor 60 Jahren in Dietingen
Die gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Marlies Hirt, würdigte Schobel als bescheidenen Menschen und „Anwalt des einfachen Arbeiters“.
Vor 60 Jahren war der gebürtige Dietinger zum Priester geweiht worden. In Böblingen tat der Geistliche als Jugendpfarrer und Betriebsseelsorger Dienst. Auch heute noch sind seine Worte bei den „Morgengedanken“ im Südwestrundfunk zu hören.
Mit offenen Worten erzählte der 84-Jährige, was ihn in dieser langen Zeit „bei Laune gehalten hat“. Die Menschen, die Menschenfreundlichkeit Gottes, stets ein offenes Ohr und ein offenes Herz für alle Menschen, insbesondere für die Armen und Bedürftigen zu haben – das habe ihn all die Jahre angetrieben.
Etliche Grenzsituationen
Die Betriebsseelsorge in Böblingen sei nicht immer ein „Honigschlecken“ gewesen, räumte Paul Schobel ein. Auch als Seelsorger stoße man an eigene Grenzen.
Pfarrer Schobel erzählte von Situationen, in denen Kinder zu Tode gekommen waren oder er als Notfallpfarrer Todesnachrichten habe überbringen müssen.
Die Kirche sei für ihn zu duckmäuserisch und zu unpolitisch, beklagte der Geistliche und gesellschaftskritische Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. Über die Arbeit bei der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) sei er politisch geworden, erinnerte sich Schobel.
Er sei dankbar und empfinde es als große Gnade, dieses Primizjubiläum feiern zu dürfen.
Großer Beifall
Die Gottesdienstbesucher quittierten seine Ansprache mit großem Beifall. Der Jubilar dankte allen Mitwirkenden, insbesondere seinen zwei Priesterkollegen. Marlies Hirt und Stefan Török überreichten ihm einen Geschenkkorb mit Waren aus dem Weltladen.
Stehempfang folgte
An den Gottesdienst schloss sich ein Stehempfang auf dem Kirchplatz an. Der Kirchengemeinderat hatte diesen organisiert. Viele nutzten die Möglichkeit, dem Jubilar zu gratulieren und mit ihm ein paar persönliche Worte auszutauschen.
Auf einer Wandtafel waren zahlreiche Fotos von der Primiz aus dem Jahr 1963 zu sehen. Die Bilder können im Monat August in der Kirche noch besichtigt werden.