Helmut Steidel wird in den kommenden Monaten seine letzten Gottesdienste führen. Danach geht er in den Ruhestand und verabschiedet sich in Richtung Elzach. Foto: Störr

Am Sonntag, 18. Juli, wird Pfarrer Helmut Steidel aus der Seelsorgeeinheit Haslach offiziell in den Ruhestand verabschiedet. In den Monaten August bis Oktober wird die übliche Ferien-Regelung der Gottesdienste beibehalten: Helmut Steidel wird bis Ende August in den sechs Pfarreien weitere Gottesdienste abhalten.

Haslach - Am 1. September geht es für ihn dann in Richtung Elztal, wo er im Pfarrhaus Elzach-Yach seinen Altersruhesitz beziehen wird. Wir haben Steidel nach schönen Momenten, aber auch kritischen Themen gefragt.

Herr Steidel, erinnern Sie sich noch an die erste Zeit in Haslach?

Ja, ich erinnere mich sehr gut daran, die erste Zeit ist mir nicht ganz leicht gefallen. Ich kam aus Merzhausen, wo es eine sehr offene und liberale Denkweise gab – auch in der Kirche.

Wie groß war die Umstellung auf die neue Pfarrei und die Gläubigen im Kinzigtal?

Nun, in Haslach habe ich erlebt, dass die Menschen sehr traditionsbewusst – manchmal sogar traditionsfixiert waren. Die beiden Aussagen "das war schon immer so" und andererseits "das war aber noch nie so" sind mir damals oft begegnet. In den letzten 20 Jahren hat sich da allerdings vieles geändert, man ist weiter und offener geworden - und ich selbst habe mich auch verändert.

Was waren für Sie die schönsten Momente in den vergangenen 20 Jahren?

Es waren ganz unterschiedliche schöne Momente, die sich immer in der Begegnung mit Einzelnen, Paaren oder Familien ergeben haben. In Gesprächen zu Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen hat es oft sehr intensive Begegnungen und Erfahrungen gegeben, die besonders waren. Highlights, die mir dabei einfallen, waren auch die Gespräche im Stiftungsrat, die im Vorfeld und im Zusammenhang mit dem Neubau des Pfarrheims geführt wurden. Und das Ergebnis kann sich heute wirklich sehen lassen.

Wie groß war die Unterstützung, die Sie erfahren haben?

Ein Pfarrer ist heute nichts mehr ohne sein Seelsorge-Team. Da bin ich sehr dankbar, dass wir gut zusammen arbeiten und uns gut verstehen. In den ganzen Jahren habe ich in den örtlichen Pfarrgemeinderäten und in den Stiftungsräten immer unheimlich kompetente Menschen erlebt, die sich in Bau- und Finanzangelegenheiten sehr gut ausgekannt haben.

Gab es besondere Herausforderungen, vor denen Sie standen?

Die Bildung der Seelsorgeeinheit mit zunächst vier und dann sechs Gemeinden war eine Herausforderung, die bei uns sicherlich einfacher zu meistern war als in anderen Gegenden der Diözese. Es war eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den einzelnen Pfarrgemeinderäten. Ein Vorteil war sicher, dass die sechs Gemeinden schon zu Zeiten der Fürstenberger eine Art Verwaltungsgemeinschaft gebildet hatten. Allerdings haben mich schwierige persönliche Situationen von Menschen immer wieder vor Herausforderungen gestellt, bei denen ich mitunter auch an eigene Grenzen gekommen bin.

Wie stehen Sie persönlich zu den geplanten Groß-Pfarreien in der Erzdiözese?

Den Zusammenschluss sehe ich sehr skeptisch. Ich bin nicht davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist. Was immer größer an Struktur wird, läuft Gefahr, sich immer weiter von der Basis zu entfernen. Es hätte auch andere Lösungen gegeben, wie Beispiele andere Diözesen zeigen. Die Pfarreien im Kinzigtal sind sich ihrer Identität noch sehr bewusst. Es wäre besser gewesen, das Zusammenwachsen der Seelsorgeeinheit zu stärken.

Welcher Teil Ihrer Arbeit hat Ihnen besondere Freude bereitet?

Die Kommunikation mit den Menschen – jedes Gespräch. Das ist der Grund, warum ich Seelsorger geworden bin. Die Feier der Gottesdienste, die Liturgie und die Predigt sind eine persönliche Bereicherung für mich. Was mir aber zunehmend zu schaffen gemacht hat, ist die Reglementierungswut in Deutschland. Das schnürt uns immer mehr die Luft ab und wir bleiben mit allem, auch ehrenamtlichen, Engagement und guten Willen auf der Strecke.

Wie schwer fällt Ihnen der Abschied von den Gläubigen und dem Kinzigtal?

Einerseits verwächst man in 21 Jahren mit der Gegend und den Menschen und man verlässt etwa ein Viertel seiner Lebenszeit. Aber andererseits freue ich mich schlicht und einfach auf den Ruhestand. Ich bin froh, wenn ich künftig einfach Gottesdienste halten kann, ohne die Verantwortung und die Pflichten eines leitenden Pfarrers haben zu müssen.

Gibt es Pläne, wie Sie die freie Zeit im Ruhestand gestalten werden?

Oh ja. Ich freue mich auf den Ruhestand, um zu wandern, so lange mir dies gesundheitlich möglich ist. Und ich freue mich darauf, zu lesen. Einen ganzen Tag lang an einem Buch dranzubleiben, zum Beispiel von Jussi Adler-Olsen. Das stelle ich mir ähnlich vor wie im Urlaub. Keine Termine, kein Aufgabendruck – einfach nur Zeit haben und genießen. Ich werde aber im Elztal ab und zu auch mit der Feier von Gottesdiensten aushelfen. Also ein vernünftiges Maß an Engagement und Mittun werde ich beibehalten. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, mal wieder im Kinzigtal zu wandern.

Zur Person:

Helmut Steidel stammt gebürtig aus Ludwigshafen und hat in Freiburg Theologie studiert. Seine erste Pfarrstelle trat er im Jahr 1989 in Merzhausen bei Freiburg an. Steidel betreut seit Herbst 1999 die Stelle in der Pfarrei St. Arbogast in Haslach. Der bald 70-Jährige Pfarrer feierte im Mai 2017 sein 40-jähriges Priesterjubiläum.