Leger sah sich Pfarrer Hans Locher am liebsten. Archiv- Foto: Koch

Der mehrjährige Ortspfarrer der drei katholischen Kirchengemeinden von Schwenningen, Heinstetten und Hartheim Hans Locher ist am Sonntagmorgen in einer Seniorenresidenz in Altshausen bei Weingarten gestorben. Er wurde 74 Jahre alt.

 

Schwenningen/Meßstetten-Heinstetten. Hans Locher wurde am 8. Juni 1947 in Stetten unter Holstein geboren. Nach seinem Abitur 1967 am Gymnasium in Sigmaringen studierte er katholische Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg und an der Universität Innsbruck in Österreich. Der Wunsch, tatsächlich Priester zu werden, reifte während des Studiums, verriet Locher in einem Interview, das er dem Schwarzwälder Boten im Sommer 2017 gegeben hat. 1973 begann die Ausbildung für den Priesterberuf im Priesterseminar in St. Peter im Schwarzwald; die Weihe zum Diakon erfolgte im selben Jahr. Als Diakon wirkte er ab 1974 in Weingarten und in Karlsruhe-Mühlburg.

Am 4. Mai 1975 wurde Hans Locher im Freiburger Münster von Erzbischof Hermann Schäufele zum Priester geweiht. Nach Stationen als Vikar in Lörrach, als Religionslehrer in Kaiserslautern und Vikar in Ettlingen übernahm er im Januar 1981 die Pfarrstelle in Heinstetten und Hartheim. Zusätzlich war er seit März 1983 auch als Pfarrer in St. Kolumban in Schwenningen tätig.

2005 wurde die Seelsorgeeinheit "Großer Heuberg/Baden" mit den Gemeinden Heinstetten, Hartheim und Schwenningen gegründet, die Pfarrer Hans Locher fortan leitete. Seit Januar 2015 war er Koordinator in der neu gegründeten Seelsorgeeinheit "Heuberg-St. Barbara".

Im Mai 2015 feierte der Geistliche sein 40. Priesterjubiläum im Kreise seiner drei Kirchengemeinden; zum 1. August 2017 trat Locher offiziell in den Ruhestand ein.

"Der Pfarri dauernd unterwegs" wurde der beliebte und geschätzte Geistliche allseits genannt, denn Locher reiste gerne. Jährlich begleitete der Pfarrer, der eine Passion für die Fußballvereine 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt hatte, zwei Wallfahrten, Erlebnisreisen sowie und die Kinderfreizeiten in Tirol.

Vor wenigen Wochen empfing Hans Locher das Schwenninger Altenwerk St. Kolumban bei einer Reise. "Das Ergebnis der Arbeit und des Erscheinungsbildes eines Pfarrers ist, dass einen die Menschen ein wenig mögen", sagte Locher in einem Gespräch kurz vor seinem Abschied vom Heuberg: "Und das glaube ich, habe ich in etwa erreicht."

Für einen Geistlichen ungewöhnlich war, dass Hans Locher sich im persönlichen Miteinander gerne duzen ließ. Verbunden mit dem nötigen Respekt war es ihm wichtig, dass er für die Kinder nicht der "Herr Pfarrer" war, sondern schlicht und einfach "unser Pfarri".

Als Pfarrer begleitete er auch die Renovierungsarbeiten der drei Kirchen in Hartheim, Heinstetten und Schwenningen sowie den Bau und die Renovierung der Pfarrscheuer und der Pfarrheimen.

2017 ging er in den Ruhestand

"Wichtig war für mich auch zu vermitteln, dass es in der Kirche und der Pfarrgemeinde genügend Raum geben muss für Menschen jeden Alters, unterschiedlicher Prägungen und verschiedener Frömmigkeitsarten", sagte Hans Locher in seinem Abschiedsinterview vor vier Jahren. Besonders schätzte er die Gottesdienste auf dem Heuberg, vor allem zu den hohen Festen der katholischen Kirche oder wenn die Kindergartenkinder oder Erstkommunikanten sich am Gottesdienst beteiligten. So war es für den beliebten Pfarrer auch schwer, den Heuberg, der ihm eine Heimat geworden ist, im Sommer 2017 zu verlassen.

Im Ruhestand zog er in eine Seniorenresidenz nach Altshausen bei Weingarten, wo er auch regelmäßig Gottesdienste hielt.

Lochers Leben war nach einem Zitat des früheren Papstes Johannes XXIII. ausgerichtet: "Giovanni – Hans – nimm dich nicht so wichtig." Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, aber trotzdem mit Engagement und Mut seine Aufgaben zu erfüllen, das war ein Stückweit auch sein Lebens- und Berufsmotto.