Beim Stehempfang: Weihbischof Johannes Kreidler (Dritter von links) und Bürgermeister Dieter Bischoff (Vierter von links) im Gespräch. Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: 50 Jahre St.-Martinskirche in Pfalzgrafenweiler / Chorgesang / Kreidler ermutigt Katholiken

Ein großer Festtag für die 1043 Katholiken in Pfalzgrafenweiler war die 50-Jahr-Feier der St.-Martinskirche am gestrigen Sonntag. Der Projektchor mit rund 60 Sängern verlieh dem Jubiläum eine besondere musikalische Note.

Pfalzgrafenweiler. Der emeritierte Weihbischof Johannes Kreidler zelebrierte den Festgottesdienst mit Konzelebrant Pfarrer Anton Romer und Diakon Wilhelm Pöndl. Der Würdenträger gab in der voll besetzten St.-Martinskirche seiner Freude über die große Beteiligung Ausdruck.

Beim Weihe-Jubiläum, so Kreidler, spiele als Nebenmelodie in den Rückblick auch der künftige Weg der Christen von Pfalzgrafenweiler ein. "Kirche ist Gemeinschaft der Glaubenden", sagte der Weihbischof aus dem nahegelegenen Grünmettstetten. Christen in der säkularen Gesellschaft sollten sich nicht als kleine verschüchterte Minderheit begreifen, sondern vielmehr ihren Glauben und ihr Leben ausstrahlen lassen auf ihre Umgebung.

Es gebe Christen, die sich wie eine letzte Bastion des Glaubens gegenüber einer gefährlich, sündig und immer unheiler anmutenden Welt sähen. "Die Architektur der christlichen Gemeinde besticht aber durch offene Türen und Räume", hielt Kreidler dieser Perspektive entgegen. Das Kirchenjubiläum binde Vergangenheit und Zukunft zusammen.

Langes Warten auf eigenes Gotteshaus

Pfarrer Romer betonte: "Mit großer Freude können wir diesen Weihetag wieder mit einem Bischof begehen." Die Katholiken von Pfalzgrafenweiler hätten bis 1967 lange auf ihr eigenes Gotteshaus warten müssen, das heute unter Denkmalschutz steht, so der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Waldachtal/Pfalzgrafenweiler. Die ältere Generation sei noch Sonntag für Sonntag zu Fuß zum Gottesdienst nach Lützenhardt oder Heiligenbronn gegangen, bis ein idealer Bauplatz für den Kirchen-Neubau gefunden worden sei.

Romer freute sich auch über das Kommen evangelischer Mitchristen. "Kommunikation ist ein großes Anliegen für uns Christen", sagte der Gemeindepfarrer.

Der Projektchor unter der versierten Leitung von Christian Platschko führte mit Begeisterung mehrstimmig Teile aus der Charles Gounods Messe brève in C-Dur auf, begleitet von dem Pianisten Piotr Rogosz. Als Solistin trat Dorothea Schaber hervor. Der Gesang wurde mit viel Applaus quittiert.

Zahlreiche Ehrengäste waren auch beim Stehempfang nach dem Gottesdienst. Bürgermeister Dieter Bischoff begegnete dem Rottenburger Würdenträger mit den Worten: "Sie sind Bischof, und ich heiße Bischoff." Er lobte die "enorme Leistung der katholischen Gemeinde". Sie sei "klein, aber rührig." Bischoff befürwortete die These von Weihbischof Kreidler: "Christen müssen sich öffnen und sollen keine Blockadehaltung annehmen." Außerdem lobte er die funktionierende Ökumene in Pfalzgrafenweiler.

Der Chor Laudate und der Männergesangverein Harmonie Tumlingen-Hörschweiler-Cresbach, beide unter der Leitung von Hartmut Romann, trugen zum Gelingen des Festprogramms bei und ernteten viel Beifall.

"Laudate" berührte mit dem Elton John-Song "Can you feel the Love tonight". Renate Mast-Eitel (78), Tochter von Kirchen-Neubau-Initiatorin Johanna Mast aus Kälberbronn, hielt eine Laudatio auf Ingrid Krensel, die seit mehr als 42 Jahren die Orgel spielt. Marlene Pagella (74), ebenso Zeitzeugin und Tochter von Mast, erzählte über die Anfängen bis zur heutigen Kirchengemeinde.

Erlös von Tombola geht an Missionsprojekt

Karin Deuster dachte sich ein St.-Martin-Quiz mittels eines großen Leporellos aus. Eine Tombola organisierten die Ministranten und die Kinder vom Familiengottesdienst. Der Erlös kommt dem Missionsprojekt Arari in Brasilien zugute.

Am Rande des Jubiläumsfests erinnerten sich Zeitzeugen Ernst und Gertrud Thomé vom ehemaligen Hotel Schwanen noch gut an das Richtfest und die Einweihung mit Bischof Leiprecht. "Das Menü weiß ich nicht mehr, aber als Dessert gab es Ananas mit Sahne", erinnerte sich Hotelchef Thomé.