Markus Winterhalter kennt als Hausarzt die Probleme im Praxisalltag. Deshalb hat er eine App entwickelt. Foto: Brandt

Mediziner erhofft sich durch Entwicklung mehr Qualität im Behandlungszimmer. Von App sollen Arzt und Patient profitieren.

Pfalzgrafenweiler - Überfüllte Wartezimmer, gestresste Arzthelferinnen und zu guter Letzt ein überforderter Hausarzt - so sieht für manche Patienten ein Besuch beim Arzt aus. Dies sei der Grund, weshalb Patienten auf der Suche nach einer Diagnose immer häufiger auf das Internet zurückgreifen, meint Markus Winterhalter.

Markus Winterhalter betreibt eine Hausarztpraxis in Pfalzgrafenweiler. Er kennt die Probleme, über die viele Patienten klagen: Erst wartet man eine gefühlte Ewigkeit im Wartezimmer und dann hat der Arzt kaum Zeit, um einem überhaupt zu erklären an was man erkrankt ist. Um sowohl dem Patienten als auch dem Hausarzt die Behandlung zu erleichtern, hat der Internist eine Patientenratgeber-App entwickelt. Wie der Arzt erklärt, bietet die App dem Nutzer eine Mischung aus gut gelauntem Hausarzt mit großem Erfahrungsschatz und Lehrbuchwissen.

Als Patient sei man viel zu sehr vom Gemütszustand des Arztes abhängig, meint Winterhalter. So könne es an schlechten Tagen passieren, dass der Arzt - zum Leid des Patienten - Diagnosemöglichkeiten von Symptomen übersieht, die er an einem guten Tag beachtet hätte. Aufgrund dieser Problematik hat Winterhalter vor Jahren schon ein Programm für seinen Computer entwickelt, das ihn bei der Diagnose von Krankheitsanzeichen unterstützt. Er berichtet, dass das Programm besser funktioniert habe als erwartet. Also warum nicht das Programm auch den Patienten zugänglich machen?

Die App, die Winterhalter entwickelte, bietet dem Benutzer einen Überblick über 56 verschiedene Krankheitssymptome. Beim Auswählen eines Anzeichens erscheint eine ausführliche Beschreibung und die dazugehörigen Blutwerte, die der Arzt überprüfen muss, um die treffende Diagnose stellen zu können. Auch die Kombination mehrerer Symptome ist möglich, um ein komplexes Krankheitsbild zu erstellen.

Die Beschreibung des Symptoms kann der Erkrankte ausdrucken und beim Arztbesuch seinem Hausarzt vorlegen. Dieses Infoblatt erleichtert nicht nur dem Arzt die Behandlung des Patienten. Auch die Arzthelferin weiß, welche Tests beim Erkrankten vorgenommen werden müssen. Die Daten können außerdem ins Krankenblatt übertragen werden. Besonders wichtig sei ihm bei der Entwicklung gewesen, mit der App mehr Transparenz und eine bessere Kommunikation zwischen Patient und Arzt zu schaffen, erzählt Winterhalter. Der Erkrankte soll sich ernstgenommen und wertgeschätzt fühlen. Für sämtliche Symptome hat Winterhalter leicht verständliche Begriffe gewählt. Auch die Untersuchungen, die die App als notwendig angibt, um die richtige Diagnose zu stellen, sind in einem Glossar für alle Nichtmediziner erläutert. Die App "Patientenratgeber - Vom Symptom zur Diagnose" ist für iPhone und iPad verfügbar. 

Info: ... und ein Buch

Markus Winterhalter hat auch ein Buch geschrieben. Es heißt "Wie wird man Arzt – Ein Selbstversuch" und beschreibt den Weg zum Arztberuf. 

Winterhalter traf nach seiner Zivildienstzeit im Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen den Entschluss, Arzt zu werden. Dokumentationen und Tagebucheinträge aus allen Lebensabschnitten in der Ausbildung eines Arztes, dem Studium und den ersten praktizierten Tätigkeiten, sind Inhalt des humorvollen Versuchsprotokolls. Winterhalter erklärt, dass er besonderen Wert darauf gelegt habe, die Authentizität der damals entstandenen Texte zu wahren. Dem Leser soll es möglich sein, die Entwicklung der Persönlichkeit eines werdenden Arztes zu verfolgen.

Das Buch: Markus Winterhalter "Wie wird man Arzt – Ein Selbstversuch", 170 Seiten, Amazon eBook, 3,80 Euro