Wirtschaft: Staatssekretärin besucht Bauunternehmen / Suche nach Lehrlingen

Auf ihrer dreitägigen Ausbildungsreise schaute Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz auch im Landkreis Freudenstadt vorbei. Bei der Nübel-Bau GmbH in Pfalzgrafenweiler informierte sie sich über das Bauhandwerk und die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten.

Pfalzgrafenweiler. Insgesamt 13 Betriebe aus den Branchen Industrie, Handwerk, Hotel- und Gastgewerbe, aus dem Bereich Spedition und Logistik sowie dem Groß- und Einzelhandel in den Regionen Nordschwarzwald, Schwarzwald-Baar-Heuberg und Hochrhein Bodensee standen auf dem Besuchsprogramm. In Gesprächen mit Geschäftsleitung, Lehrlingen und deren Ausbildern tauschte sich die Staatssekretärin über innovative Lösungen bei der Suche nach Auszubildenden, aber auch über die Auswirkungen der Coronakrise aus.

In Pfalzgrafenweiler besuchte Schütz die Nübel-Bau GmbH mit rund 40 Mitarbeitern. Deren Geschäftsführer Volker Nübel ist auch Obermeister der Bauinnung Freudenstadt und Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft. Mit dabei waren auch Landrat Klaus Michael Rückert, Christiane Nowottny von der Handwerkskammer Reutlingen sowie der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Freudenstadt, Sebastian Rother.

Zum Einstieg wurde ein Film über das Maurerhandwerk gezeigt, den Sebastian Rother im Rahmen seiner Praktika in verschiedenen Handwerksbetrieben bei der Firma Nübel gedreht hatte. Der Film solle, so Rother, für mehr Verständnis für das Handwerk, aber auch für mehr Auszubildende werben.

Nübel erklärte, zwei Lehrlinge seien dieses Jahr mit der Ausbildung fertig, zwei neue kämen im Herbst hinzu. Ein Dritter stamme aus dem ehemaligen Jugoslawien und könne die Ausbildung wegen Corona voraussichtlich nicht rechtzeitig antreten. Unter den Auszubildenden sei auch ein syrischer Flüchtling, mit dem er ausschließlich positive Erfahrungen gemacht habe, und der von der Nübel-Bau GmbH während seiner Ausbildung so gut es geht unterstützt werde. "Wir haben in den vergangenen Jahren Glück gehabt, doch man muss auch was dafür tun", so Volker Nübel zur Ausbildungsquote. Zu seiner Zeit habe es noch 66 Lehrlinge im Maurerhandwerk im Landkreis Freudenstadt gegeben, heute seien es gerade mal noch drei und sechs .

"Ausbildung ist eine schöne, aber auch eine schwere Aufgabe", so Nübel, der jahrelang über den eigenen Bedarf hinaus ausgebildet hat. So habe er Auswahl gehabt, und der Betrieb habe wachsen können. Die Firma habe aktuell einen "sehr guten Personalstand". Mitarbeiter seien das wichtigste Kapital eines Unternehmens. Nur wer gute Lehrlinge habe, bekomme später gute Facharbeiter.

Ohne Eltern geht es nicht

Um junge Menschen für das Handwerk und speziell für den Maurerberuf zu begeistern, hat die Nübel-Bau GmbH eine Kooperation mit Schulen geschlossen und bietet regelmäßig Praktika an.

Laut Christina Schmid, bei Nübel-Bau für das Personal zuständig, hätten viele Jugendliche kein klares Bild vom Beruf und den unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten. So absolvierte ein Lehrling während seiner Maurerlehre gleich noch die Fachhochschulreife. Die Wege zum Blockunterricht an der Berufsschule seien teils weit.

Die Schließung von Berufsschulklassen im ländlichen Raum wegen einer zu geringen Zahl an Auszubildenden, wie zuletzt im Fleischereihandwerk nahm der Landrat zum Anlass für einen Appell an die Politik. Schüler vom Land sollten nicht in die Stadt geschickt werden. Der Weg von Freudenstadt nach Karlsruhe sei genau so weit wie umgekehrt.

Volker Nübel hatte noch ein anderes Anliegen. Trotz vieler Versuche auf verschiedensten Ebenen, um für das Handwerk zu werben, sei es vor allem wichtig, die Eltern mit ins Boot zu holen. "Wenn die Eltern nicht dahinter stehen, dann haben wir keine Chance", so Nübel. Von Lehrern erwarte er Neutralität, sie sollten sich nicht negativ über das Handwerk äußern. Auch das habe er schon erlebt.

Schütz lobte das Konzept der Nübel-Bau GmbH zur Lehrlingsgewinnung und die Ausbildungsangebote des Unternehmens, das für Haupt- und Realschüler wie Gymnasiasten gleichermaßen etwas zu bieten habe. Die Firma mache alles richtig.

Wie wichtig es ihm ist, dass Betriebe ausbilden, machte Volker Nübel abschließend klar. Er wolle gar nicht daran denken, was passiere, wenn es künftig nicht genügend Handwerker und nicht genügend Maurer, gerade im Hinblick auf den zu knappen Wohnraum gebe.