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Großer Aufwand und hohe Kosten. Mehrheit der Ratsmitglieder stimmt gegen Öffnung.

Pfalzgrafenweiler - Der Verwaltungsvorschlag, wonach das Freibad Pfalzgrafenweiler in dieser Saison geschlossen bleiben soll, löste in der Sondersitzung des Gemeinderates eine hitzige Debatte aus. Bürgermeister Dieter Bischoff betonte, dass er der nötigen Entscheidung, egal wie sie ausfällt, nicht widersprechen werde.

25 Zuhörer erlebten live und mit Abstand mit, wie der Gemeinderat Pfalzgrafenweiler in einer Sondersitzung über die Badesaison 2020 diskutierte und eine Entscheidung für die weitere Vorgehensweise traf.

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Der Bürgermeister merkte an, dass sich inzwischen zahlreiche Gemeinderäte in anderen Kommunen mit dem Thema "Badesaison 2020" beschäftigt haben. Einige Freibäder seien inzwischen geöffnet, Erfahrungsberichte hierzu liegen bis dato noch keine vor. Die Verwaltung in Pfalzgrafenweiler kam nach Prüfung zu dem Entschluss, dass in diesem Jahr keine Freibadsaison gestartet werden soll.

Nach den Kalkulationen der Verwaltung wäre ein Badebetrieb unter Einhaltung der strengen Hygienevorschriften pro Schicht mit maximal 237 Besuchern denkbar. Der Aufwand wäre jedoch immens. Die Besucher müssten über ein Ticket-Service-System ihre Eintrittskarten online buchen, um Warteschlangen zu vermeiden. Die Tickets wären bargeldlos bezahlbar. Außerdem seien die Besucherdaten zu erfassen. Die Sammelumkleiden müssten ebenso wie die Duschräume geschlossen bleiben. Die nutzbaren Einzelumkleiden müssen nach jeder Besucherschicht – zwei am Tag wären denkbar – desinfiziert werden. Außerdem müssten, um Begegnungsverkehr zu vermeiden und den nötigen Sicherheitsabstand zu wahren, Laufwege definiert werden. Da im Becken ebenfalls kein Begegnungsverkehr stattfinden darf, könnten aufgrund der Situation die Badbesucher nur im Viereck schwimmen, erklärte Bürgermeister Bischoff.

Großer Aufwand und hohe Kosten

Seitens des Bäderteams war Timo Schumbera bei der Ratssitzung anwesend. Er sagte, dass unter diesen Bedingungen der Aufenthalt im Freibad nicht derselbe ist, den man in der Vergangenheit kennen und schätzen gelernt habe. Eine erhöhte Aufsichts- und Kontrollfunktion erfordere zudem einen aufwendigen Personaleinsatz, der mit dem Bestandspersonal nicht bewerkstelligt werden könne. Bischoff empfahl, das Bad unter diesen Bedingungen in 2020 nicht zu öffnen.

Der Rat erkannte das Problem, dass viele Menschen, vor allem ältere, das Online-System möglicherweise gar nicht nutzen könnten und somit für sie ein Badbesuch überhaupt nicht möglich wäre.

Kämmerer Reinhold Möhrle nannte Summen, die zusätzlich zu den entstehenden Kosten im Fall einer Badöffnung, bis zum September anfallen würden. 8000 Euro würde ein Online-Ticket-System mit Abbuchung verursachen, zusätzliche Personalkosten schlügen mit 15 000 Euro zu Buche, an Material kämen 7500 Euro hinzu und für Bankgebühren 1800 Euro. Diese Zahlen lösten betretenes Schweigen in den Reihen der Ratsmitglieder aus. Anschließend diskutierten die Gemeinderäte intensiv über die Öffnung des Bades für die restliche Freibadsaison, alternativ über die wirtschaftlich sinnvolle Lösung des Nichtöffnens.

Ratsmitglied Johannes Rath plädierte für eine Nichtöffnung, da es problematisch sei, wer die Verantwortung trüge, wenn es im geöffneten Bad zur Ansteckung mit dem Coronavirus kommen sollte. Andreas Ziefle erwähnte, dass in seinem hoteleigenen Hallenbad der Betrieb aufgenommen wurde. Dies sei zwar nicht wirtschaftlich, aber machbar. Er könne sich vorstellen, dass Freiwillige auf ehrenamtlicher Basis beim Desinfizieren mithelfen und Kontrollen übernehmen. Diese Lösung sei, so Bischoff, mit Ehrenamtlichen nicht leistbar.

Mehrheit der Mitglieder stimmt gegen Öffnung

Eberhard Kaiser plädierte dafür, nicht nur das Negative aufzuzählen, sondern Für und Wider abzuwägen. Ratsmitglied Oliver Döttling stand hinter dem Verwaltungsvorschlag, sah aber Benachteiligungen, die Unmut bei den Bürgern schaffen würden. An dieser Stelle betonte Bürgermeister Bischoff erneut, dass der zu fassende Beschluss für ihn absolute Gültigkeit habe. Er werde diesem nicht widersprechen. Trotzdem wäre aus seiner Sicht ein positiver Beschluss, also eine Öffnung des Freibades, wirtschaftlich nachteilig.

Bei der anschließenden Abstimmung sprachen sich elf Ratsmitglieder für die Schließung aus, acht stimmten dagegen, zwei enthielten sich.