Auf der Flucht: Rehe müssen sich bei Pfalzgrafenweiler derzeit vor einem wildernden Hund in Acht nehmen. Foto: Hollemann

Verdacht auf Luchsbiss hat sich nicht bestätigt. Polizei und Jagdpächter bitten um Hinweise.

Pfalzgrafenweiler - Seit mehreren Wochen treibt ein wildernder Hund im Weiler Wald sein Unwesen. Einige Rehe und Ziegen fielen ihm bereits zum Opfer. Der anfängliche Verdacht, es könnte sich um einen Luchs handeln, hat sich nicht bestätigt.

 

Gerhard Stoll ist seit vielen Jahren Jagdpächter. Sein 295 Hektar großes Jagdrevier zieht sich rund um Durrweiler – vom Längenhardt über das Sportgelände und in Richtung Waldsägemühle bis zum Runden Wiesle, das Zinsbachtal entlang bis zum Herzogsweiler Wasserhäusle und hinauf zum Russenbusch – und befindet sich ausschließlich im Gemeindewald.

Bereits im Februar machte ein Jagdkollege eine schreckliche Entdeckung. Auf einem Feld an der Straße nach Kälberbronn lag ein totes Reh ohne Kopf. Ganz in der Nähe fand Gerhard Stoll im Juni ein zweites Reh, das durch einen Biss in die Kehle zu Tode gekommen war. Da es sich um einen etwa einjährigen Rehbock handelte, geht der Jagdpächter davon aus, dass er, bevor er zu Tode kam, lange Zeit gejagt wurde. "Ein so junges Tier steckt voller Energie und kann über 500 Meter volle Geschwindigkeit gehen. Danach lassen seine Kräfte nach", weiß Gerhard Stoll aus seiner langjährigen Erfahrung. Während das Reh nach dieser Distanz ermüdet und langsamer wird, bleibt ein Hund fit. Stoll geht deshalb davon aus, dass der Rehbock über eine Distanz von ein bis zwei Kilometern gehetzt, danach gestellt und schließlich mit einem gezielten Biss getötet wurde.

Nachdem sich die Vorfälle gehäuft haben, hat Gerhard Stoll beim Polizeiposten in Pfalzgrafenweiler Anzeige gegen unbekannt erstattet. Hauptkommissar Dieter Ruf lagen zu diesem Zeitpunkt bereits weitere Beschwerden von gerissenen Ziegen auf "Harrys Ranch" im Zinsbachtal vor. Da es nicht mehr möglich war, Fußspuren zu sichern und die Vermutung im Raum stand, bei dem jagenden Tier könnte es sich um einen Luchs handeln, wurde Forstdirektor Jörg Ziegler, Leiter der Außenstelle des Kreisforstamts Freudenstadt in Klosterreichenbach, der in Edelweiler wohnt, um Hilfe gebeten. Er schickte das tote Reh an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Das Ergebnis: Die Bissspuren stammten eindeutig von einem Hund. Darauf wiesen sowohl der Gebissabdruck als auch die Art und Weise, wie zugebissen wurde, hin.

Für Gerhard Stoll ist damit klar, dass es sich um einen großen, starken, aber athletischen Hund handeln muss. Nur ein solcher sei in der Lage, einen einjährigen Rehbock so lange zu hetzen, bis er nicht mehr weiter kann.

Seit den beiden Vorfällen passt Stoll besonders gut auf und geht öfter auf Kontrollfahrt. "Wenn ich den Hund erwische, muss sein Halter mit einer Anzeige rechnen", sagt Stoll, für den Hunde im Wald generell an die Leine gehören, um das Wild nicht in seinen Ruhephasen zu stören und es nicht aufzuschrecken.

Wer auffällige Beobachtungen gemacht hat, kann sich an Gerhard Stoll unter Telefon 07445/2601 wenden. Hinweise nimmt auch der Polizeiposten Pfalzgrafenweiler unter 07445/85420 entgegen.