Christian Günther wechselt die Pfarrstelle, aber nicht die Gemeinde. Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bösingen/Beihingen übernimmt am 1. April das Pfarramt 1 in Pfalzgrafenweiler. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Die Vorfreude ist groß: Pfarrer Christian Günther wechselt zum 1. April von Bösingen nach Pfalzgrafenweiler

Seinen Wechsel von Bösingen nach Pfalzgrafenweiler hatte sich Pfarrer Christian Günther anders vorgestellt. Aber auch ohne Abschiedsfeier und ohne Investitur wird er seine neue Stelle am 1. April im Pfarramt 1 antreten.

Pfalzgrafenweiler. Sieben Jahre lang hat sich Christian Günther als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bösingen/Beihingen um deren 1100 Gemeindeglieder gekümmert. Und eigentlich wollte er das auch noch die nächsten zwei oder drei Jahre tun. Doch der auf mittlerweile zehn Personen angewachsenen Pfarrfamilie wurde es im Bösinger Pfarrhaus allmählich zu eng. Deshalb schaute sich Christian Günther nach anderen Pfarrstellen mit größerem Pfarrhaus um – und wurde gleich nebenan in Pfalzgrafenweiler fündig. Dort war eine der beiden Pfarrstellen seit dem Weggang von Frank Ritthaler vor einem Jahr vakant. "Mir hat die Gemeinde schon immer gefallen", sagt der Pfarrer, der dort auch schon beim Sonntagsgottesdienst für Familien ("SoGo") gepredigt hat.

Doch außer mehr Platz im Pfarrhaus und einem eigenen Eingang, der die Privaträume von den Diensträumen trennt, gab es noch mehr Gründe, weshalb sich Christian Günther für den Wechsel nach Pfalzgrafenweiler entschieden hat. Denn mit seinem künftigen Mitpfarrer versteht er sich gut. Ralf Keimig habe das Gespräch mit ihm gesucht, habe ihm und seiner Frau das geräumige Pfarrhaus gezeigt und ihn schließlich zu dem Schritt ermutigt. "Wir konnten uns eine Zusammenarbeit gut vorstellen", freut sich Christian Günther. Und das sei wichtig, müssten sie doch – auch wenn sich ihre Seelsorge auf unterschiedliche Gebiete erstreckt – eng zusammenarbeiten.

Als einen weiteren Grund für den Wechsel nennt Pfarrer Günther die gute Kinder- und Jugendarbeit in Pfalzgrafenweiler, mit einem eigenen Jugendreferenten, dem Regenbogenchor und dem "SoGo"-Team sowie einem evangelischen Kindergarten und einem Familienzentrum, in dem die Kinderkrippe untergebracht ist. "Hier erreicht man auch junge Familien", weiß der neue Pfarrer, der in einer größeren Pfarrgemeinde mit mehr Mitarbeitern auch mehr Möglichkeiten sieht, um das kirchliche Leben zu gestalten. Und schließlich sei der Wechsel nach Pfalzgrafenweiler auch für seine Familie optimal, denn keines der Kinder müsse die Schule wechseln.

Für 5. April geplante Investitur muss erst mal verschoben werden

Im vergangenen Sommer war die Entscheidung dann gefallen. Christian Günther bewarb sich für die Pfarrstelle in Pfalzgrafenweiler. Dann ging alles recht schnell. Der Oberkirchenrat ließ seine Bewerbung zu, die neue Gemeinde und ihre Kirchengemeinderäte wurden informiert. Im Oktober hielt Günther in der Jakobskirche quasi seine Bewerbungspredigt. Danach musste er vor den Mitgliedern des Besetzungsgremiums erscheinen – und das am 17. Oktober, seinem Geburtstag. "Die haben mir ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht", erinnert sich der Pfarrer, der die Stelle eigentlich in den Pfingstferien wechseln wollte, um in Bösingen und Beihingen noch die Konfirmationsgottesdienste zu halten. Doch das Dekanat wünschte einen früheren Wechsel.

In der kommenden Woche wird Familie Günther ins Pfarrhaus einziehen. Am 1. April ist Dienstantritt. Die Verabschiedung in Bösingen im Gottesdienst ist aufgrund der Corona-Krise ausgefallen, und auch die für Sonntag, 5. April, geplante Investitur muss verschoben werden. Eine öffentliche Beauftragung des Oberkirchenrats liegt dem Pfarrer als Schreiben zwar vor, auf seine Ernennungsurkunde muss er aber noch eine Weile warten.

Christian Günther übernimmt mit dem Pfarramt 1 die Geschäftsführung und damit die Leitung der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. Er ist Vorsitzender des Kirchengemeinderats und für das Personal der Kirchengemeinde in Pfarramt, Kindergarten und Familienzentrum zuständig. Zu seinem Seelsorgebezirk gehören neben einem Teil von Pfalzgrafenweiler auch die Ortsteile Kälberbronn und Edelweiler.

Mit allen Mitarbeitern und Kirchengemeinderäten wird er erst einmal telefonisch Kontakt aufnehmen. Mit Letzteren will er sich speziell über ein Thema austauschen: Wie kann man geistliches Leben ohne Gottesdienste unterstützen und wie Karfreitag und Ostern feiern, ohne in der Kirche zusammenzukommen? "Wir wollen etwas entwickeln, das dem Einzelnen Kraft und Trost gibt und die Gemeinschaft stärkt, auch wenn wir nicht zusammenkommen können", bekräftigt Christian Günther.

Auf sein neues Pfarramt freue er sich sehr, bekennt er: "Weil ich schon so viele positive Begegnungen mit Menschen hier hatte, und weil ich weiß, dass sie sich auch hier auf mich freuen." Auch auf die Zusammenarbeit mit Pfarrer Ralf Keimig freut er sich. "Ich bin überzeugt, dass es gut funktioniert, weil wir uns gut verstehen", sagt der Neue. Alles andere, da ist er überzeugt, werde sich geben, auch wenn er sich seinen Anfang in Pfalzgrafenweiler eigentlich anders vorgestellt habe.