Karin Schmid-Baur ist froh, dass das Bürgermobil wieder fahren darf. Die Nutzer haben es vermisst. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Das Ruftaxi für Pfalzgrafenweiler und Dornstetten fährt wieder / vorerst veränderte Fahrzeiten

Führerscheinlose Bürger sind ab jetzt wieder mobil – wenn auch nur dienstags ab 14 Uhr. Das Bürgermobil ist zurück, fährt jedoch zeitlich eingeschränkt und ist mit allen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, die die Pandemie erforderlich macht.

Pfalzgrafenweiler. Der Fahrer steuert mit Mundschutz und Handschuhen die Haustür seines Fahrgastes an. Der darf jetzt nicht mehr vorne beim Fahrer sitzen. Eine durchsichtige Matte trennt die vorderen von den hinteren Sitzen, wo der Gast Platz nimmt. Die Tür wird ihm, wenn nötig, aufgehalten, aber nach dem Einkaufen sollte er die Einkäufe selbst ins Haus tragen. Der Fahrer sollte kein Risiko eingehen. Natürlich trägt der Gast auch einen Mundschutz. Und wenn er wieder weg ist, hat der Fahrer 15 Minuten Zeit, um den Innenraum des Bürgermobils zu desinfizieren und sich auf den Weg zum nächsten Fahrgast zu machen.

Gäste reagieren verständnisvoll

Dieses Szenario klingt stressig für den Fahrer – und das ist es auch. Deswegen wurde der Fahrplan vorerst abgespeckt. Am vergangenen Dienstag waren es nur zwei Gäste. In den Zeiten vor Corona fuhr das Bürgermobil teils zehn Personen an einem Tag von A nach B und wieder zurück.

"Die Zahlen werden wieder steigen", ist sich Karin Schmid-Baur von Taxi-Schmid sicher. Das Taxiunternehmen setzt das Konzept des Ruf-Taxis auch in Dornstetten um, wo die Nachfrage ebenso groß ist. "Viele der Leute wissen noch nicht, dass das Bürgertaxi wieder fährt", meint Schmid-Baur. Immerhin musste es zwei Monate lang gezwungenermaßen pausieren. In dieser Zeit wurde der Fahrdienst schmerzlich vermisst. "Direkt von der Haustür zur Laden- oder Arzttür gefahren werden, das kriegen die Bürger sonst nirgends", sagt Schmid-Baur. Und welche Alternativen gab es dann in den vergangenen zwei Monaten? "Manche sind auf den Service der Sozialstationen umgestiegen, andere haben wir weiterhin gefahren, aber zu einem höheren Preis", erklärt sie. Da kam dann aber nicht das Bürgermobil, sondern ein normales Taxi.

"Wir haben viele Anrufe von Leuten bekommen, die sich erkundigen wollen, wann das Bürgertaxi denn endlich wieder fährt", erinnert sich die Chefin des Taxiunternehmens. Die Nutzer haben jedoch verständnisvoll reagiert. Die Freude über die Nachricht, dass die Wartezeit vorbei ist, dürfte dennoch groß sein.

Viele Nutzer gehören zur Risikogruppe

Trotz allem ist nach der Krise nicht vor der Krise. Gefahren wird jetzt im Viertelstundentakt. "Um 14 Uhr geht es dienstags los. Da wird die erste Person zu ihrem Ziel gefahren. Um 14.15 Uhr die zweite." Und so weiter, bis es fünf sind. Dann werden die Bürger im gleichen Rhythmus wieder abgeholt. "Mehr als fünf Personen wollen wir pro Tag noch nicht transportieren, weil es dann schon wieder zur Massenabfertigung wird. Das ist in Corona-Zeiten zu heikel", findet Schmid-Baur. Alle Vorkehrungen wurden getroffen, mit Desinfektionsmittel, Schutzkleidung und den durchsichtigen Matten hinter dem Fahrerraum. Die wurden speziell von einem örtlichen Unternehmen angefertigt, das auch Planen für Lastwagen herstellt. "Wir haben jetzt neun davon, um Bürgermobil und Taxis auszustatten", erklärt die Unternehmerin. Glas wäre ihr in einem Auto-Innenraum zu gefährlich gewesen.

"Wir haben alles gemacht, was möglich ist, aber wissen kann man natürlich nie", überlegt Schmid-Baur. Einige der Fahrer gehören des Alters wegen zur Risikogruppe und fallen deshalb aus. Die unvermeidbare Kurzarbeit sorge zusätzlich für Fahrermangel. Auch daraus resultieren die abgespeckten Fahrzeiten. "Aber nicht nur die Fahrer, auch die meisten Bürgermobil-Nutzer sind gefährdet, weil viele von ihnen über 60 oder gebrechlich sind." Das mache die verstärkte Vorsicht umso wichtiger.

"Wenn sich die Corona-Situation bessert, können wir bald wieder zum normalen Betrieb übergehen", kündigt Schmid-Baur an. "Dann fährt das Bürgermobil sowohl in Pfalzgrafenweiler als auch in Dornstetten wieder an zwei bis drei Tagen pro Woche."

Seit dem 12. Mai ist das Bürgermobil zurück. Zunächst fährt es am Dienstag ab 14 Uhr. Maximal fünf Personen können am Nachmittag im Abstand von 15 Minuten befördert werden. Nur so können die Hygienevorschriften eingehalten werden. Daher sollten die Nutzer ihre Fahrt unter Telefon 07445/10 38 anmelden, am besten schon ein bis zwei Tage vor der Fahrt. Ein Mundschutz ist zu tragen. Der Fahrer hilft wenn nötig beim Ein- und Aussteigen, darf aktuell aber keine Einkäufe zur Haustür tragen.