Ute Wendel und ihr Sohn Luciano haben eine abenteuerliche Panamericana-Tour hinter sich – nicht etwa in einem Allradfahrzeug, sondern im alten Golf. Fotos: Wendel Foto: Schwarzwälder Bote

Reise: Ute Wendel ist zurück von ihrer großen Panamericana-Tour / Ausstellung in Pfalzgrafenweiler geplant

Ute Wendel ist zurück von einer abenteuerlichen Reise. Diese führte sie und ihren Sohn über mehr als 19 000 Kilometer von Montevideo über Feuerland bis ins peruanische Kaffee-Hochland – auf sieben Etappen und in einem alten Golf.

Pfalzgrafenweiler/Owingen. Nach weiteren 2376 Kilometern an sechs Reisetagen auf der siebten Reiseetappe durch Südamerika ab der Salpeterwüste in Nord-Chile/Iquique sind Ute Wendel, die aus Pfalzgrafenweiler stammt, und ihr Sohn Luciano im Kaffee-Hochland in Peru in Oxapampa angekommen.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Ute Wendel drei- bis viermal im Jahr in Südamerika unterwegs. Insgesamt 19 262 Kilometer liegen nach ihrem jüngsten Abenteuer hinter ihr, in drei Jahren, immer in den Schulferien, vom Hafen in Montevideo bis nach Oxapampa – und immer ist Ute Wendel selbst gefahren.

"Für Luciano und mich war dies eine ganz besondere Tour im eigenen Auto, mit unvergesslich herzlichen und rührenden Begegnungen, teilweise unvorstellbaren Schotterpistenstrecken, unglaublichen Landschaften, die man sonst nie zu Gesicht bekäme und immer mit der Gewissheit, dass es gut weitergeht", bilanziert sie. "Immer gab es eine Lösung und Hilfe, wenn es nötig war."

Einen Pass bis hinauf in eine Höhe von 4818 Metern habe der "Silberpfeil", wie sie ihren alten Golf-Kombi nennt – im Gegensatz zu allen bisherigen Mietwagen – locker gemeistert und "nicht ein einziges Mal schwer geatmet". Vorbei ging es an schnaubenden Bussen mit offener Heckklappe, einem umgekippten Lastwagen, Lamas und Bergarbeitersiedlungen. Und dank dem von Luciano zubereiteten argentinischen Mate sei auch für die beiden Menschen an Bord die Höhe kein Problem gewesen. Und das Auto fuhr und fuhr: durch die gesamte Küstenwüste von Santiago de Chile bis Lima, durch kilometerlanges Niemandsland mit Fatamorganas über der Pazifikküstenstraße – wie ein kleines Wohnmobil mit Klappfahrrad, zwei Rollern und Akkordeon an Bord. Die Grenzüberquerungen beschreibt Ute Wendel als "teils lässig, teils eine Herausforderung". Als die Grenzüberquerung nach Chile bevorstand, hätten vorher schnell alle Früchte gegessen werden müssen, weil der Agrarstaat verhindern wolle, dass Seuchen anderer Länder eingeschleppt werden.

Und manchmal fuhr das Auto eben auch nicht mehr. Der Austausch des Benzinfilters in der Werkstatt in Bulnes sei für die dortigen Mitarbeiter zur technischen Herausforderung geworden, berichtet Ute Wendel. Der erste Mechaniker baute den alten Filter aus und den neuen ein. Danach sprang der Wagen nicht mehr an. Nachdem später auch der Kollege, der "Werkstattchirurg", nicht weiterkam, rief sie den Mechaniker ihres Vertrauens am Bodensee an. Per Ferndiagnose übersetzte sie seine Anweisungen. Der "Werkstattchirurg" leerte seine Trinkflasche und fuhr mit dem Moped zur Tankstelle, um einen Liter Diesel zu kaufen. Nachdem er den Filter mit Diesel aufgefüllt hatte, sprang das Auto wieder an, und es ging weiter in Richtung Santiago de Chile.

Ohne Fensterscheibe zur Inspektion

Auch der Reifenwechsel in Nord-Patagonien gestaltete sich schwierig. Nachdem alles ausgeladen war, um an den Ersatzreifen zu kommen, kurbelte ein freundlicher Lastwagenfahrer, der Hilfe angeboten hatte, den Wagenheber eifrig immer weiter. Es quietschte kurz, und das Auto krachte zu Boden. "Dabei brach der Wagenheber wie ein Dosenöffner in die untere Rahmenleiste ein", so Ute Wendel. Pragmatisch wurde die Stelle mit einem gleichfarbigen Klebeband abgeklebt.

Apropos geklebt: Da der "Silberpfeil" älter als 14 Jahre ist, war dafür eine Extra-Inspektion fällig. Kurz davor tat es beim Schließen der Beifahrerfensterscheibe einen Schlag, und die Scheibe versank auf Nimmerwiedersehen in der Tür. Aber da Ute Wendel nichts anderes übrig blieb, als den Autountersuchungstermin wahrzunehmen, fuhr sie mit offener Scheibe durch die Stadt zum Versicherungsbüro und hatte Glück: "Es war warm, und die Scheibenheber wurden nicht geprüft", berichtet sie. Sie bekam ihren Versicherungsschein für Peru und konnte die letzten 2000 Kilometer bis zum Ziel über den höchsten Eisenbahnpass der Welt ins Kaffeehochland weiterfahren – mit geschlossener Scheibe. Diese hatte ein Mechaniker mit Silikon festgeklebt.

Drei Tage lang ernteten Mutter und Sohn noch Kaffee in Peru, und Luciano haute täglich mit der gefeilten Machete Holz. Sie habe eine verrückte Idee umgesetzt und – allein mit Sohn – in drei Jahren ein großes Südamerika-Abenteuer erlebt, zieht Ute Wendel nun Bilanz. Sie will jeden dazu ermuntern, es zu wagen, eine eigene Verrücktheit umzusetzen: "Es lohnt sich – und es beflügelt."

Das Akkordeon – bei ihren Reisen immer mit an Bord – spielt im Leben von Ute Wendel eine große Rolle. Im Jahr 1976 war sie Gründungsmitglied des Akkordeonspielrings Pfalzgrafenweiler. Später zog sie an den Bodensee, wo sie in

Owingen ein Büro betreibt, das sich auf Südamerika-Reisen spezialisiert hat. Für das nächste Frühjahr plant sie eine Ausstellung im Rathaus ihrer Heimatgemeinde Pfalzgrafenweiler: "25 Jahre Wendy-Pampa-Tours" heißt es dort von 1. März bis 30. April.