1995 begann er zu schreiben, jetzt hält Günther Bossmann sein Buch in den Händen. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Biografie: Günther Bossmann veröffentlicht seine Lebensgeschichte / In Ostpreußen aufgewachsen

Im stolzen Alter von 90 Jahren hat Günther Bossmann seine Lebenserinnerungen veröffentlicht. Das Buch "Niemand kennt seinen Weg – Biografie eines Jungen aus Ostpreußen" soll Erinnerungen wachhalten – an die Schrecken des Krieges und des Nazi-Regimes.

Pfalzgrafenweiler-Bösingen. Den Anstoß, seine Erinnerungen aufzuschreiben, gaben dem gebürtigen Ostpreußen Günther Bossmann seine Schulkameraden, aber auch das familiäre Umfeld bei Geburtstags- oder Familienfeiern. 1995 begann hat der rüstige Pensionär zu schreiben – zunächst handschriftlich. Vor rund zwei Jahren bekam er einen Laptop. Nachdem er von seinen Kindern und Enkeln gelernt hatte, damit umzugehen, tippte er seine Geschichte in dieses Gerät und hatte dabei viel Freude.

"Man kann alles, was man nicht haben will, auch wieder löschen – nicht so wie früher, als man manuelle Schreibmaschinen hatte und mit Tipp-Ex und Radierstift korrigieren musste", ist Günther Bossmann begeistert von seinem Klappcomputer, der ihm den Weg zum eigenen Buch leichter machte.

Auf 138 Seiten, erschienen im Utz-Verlag und seit Juli im Buchhandel erhältlich, beleuchtet das gebundene Buch sein Leben, das in Ostpreußen, dem Land zwischen Weichsel, Memel, Ostsee und Johannisburger Heide, am 18. Dezember 1927 begann. Aufgewachsen ist Günther Bossmann in Rastenburg.

In seinem Buch beschreibt er unter anderem die Zeit als Hauptjungzugführer beim Deutschen Jungvolk unter Adolf Hitler, in der es in der Nationalhymne noch hieß: "Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt…". Originaldokumente, Fotos und Zeitzeugnisse wie ein Bereithaltungsbefehl zur Pflichtteilnahme an einem Wehrertüchtigungslager oder die Einberufung zur Fliegertruppe durch das Oberkommando der Luftwaffe ergänzen die Lebensgeschichte von Günther Bossmann.

Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs, die Flucht nach Deutschland und seine Berufung als Zollbetriebsassistent beim Zollgrenzdienst hat der Pensionär ebenso niedergeschrieben wie seine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis. 40 Jahre dauerte seine Dienstzeit, die mit Gründung der DDR begann und der Wiedervereinigung 1989 und Versetzung in den Ruhestand endete.

Reisen in seine ehemalige Heimat

Über seine Familie und die 2015 verstorbene Ehefrau Loni erzählt er ebenso wie davon, dass das Paar die bevorstehende eiserne Hochzeit nicht mehr erleben durfte. Bossmann blickt auf die gemeinsamen Reisen mit dem VW-Bus nach Ungarn, Dänemark oder Österreich zurück und lässt seine Kinder- und Jugenderinnerungen wach werden bei Reisen in seine ehemalige Heimat. In den Jahren 1990 und 1994 besuchte er seine ehemalige Schule und das Haus, in dem er aufgewachsen war.

Bossmann wirft aber auch einen Blick auf die heutige Zeit mit ihren technischen Errungenschaften, bei denen die Enkelkinder ihren Opa unterstützen. Auf diesem Weg hat der Bösinger auch im Internet einen Verlag gefunden, der sein Manuskript sofort annahm und jetzt als Buch veröffentlichte.

das Buch: Günther Bossmann, "Niemand kennt seinen Weg – Biografie eines Jungen aus Ostpreußen, Literareon, Herbert-Utz-Verlag, 17,80 Euro, 138 Seiten, ISBN 978-3-8316-2070-8