Sie haben gemeinsam eine neue Gesichtsschutzmaske entworfen: Firmenchef Martin Seid (links) von Martin Seid Wasserstrahlschneiden in Pfalzgrafenweiler und Jens Kaufmann, Geschäftsführer von Kübler&Essig Maschinenbau in Ebhausen-Rotfelden. Foto: Seid

Martin Seid Wasserstrahlschneiden und Kübler&Essig Maschinenbau kooperieren. Genug Material auf Lager.

Pfalzgrafenweiler/Ebhausen-Rotfelden - Um Kurzarbeit zu vermeiden und anderen zu helfen haben die Firmen Martin Seid Wasserstrahlschneiden aus Pfalzgrafenweiler und Kübler&Essig Maschinenbau aus Rotfelden ihre Produktion umgestellt. Gemeinsam fertigen sie nun Gesichtsschutzmasken.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

"Gar nichts tun" sei für ihn nicht in Frage gekommen, erklärt Martin Seid. Nachdem die Aufträge seit Beginn der Corona-Krise in seinem Unternehmen eingebrochen sind, hat er bei der Landesregierung angefragt, "ob ich nicht im Bereich Schutzkleidung was machen kann."

Unternehmer tun sich zusammen

Die Firma Martin Seid Wasserstrahlschneiden Pfalzgrafenweiler beschäftigt vier Mitarbeiter und stellt normalerweise mittels 3D-Drucker und Wasserstrahltechnik Zulieferteile für verschiedene Branchen her - vom Handwerk über die Industrie bis hin zu Luftfahrtunternehmen. 23 Mitarbeiter beschäftigt Kübler&Essig Maschinenbau in Rotfelden. Deren Geschäftsführer Jens Kalmbach und Martin Seid kennen sich schon lange. Beide wohnen in Pfalzgrafenweiler und hatten schon öfter geschäftlich miteinander zu tun. "Wir haben beide unabhängig voneinander dran rumgedoktert", beschreibt Seid die ersten Versuche in Sachen Schutzmasken-Produktion. Als Jens Kalmbach dann bei ihm anrief, war klar, dass sich die beiden Unternehmen in dieser Sache zusammentun.

Bis die beiden Tüftler jedoch mit ihrem eigenen Modell zufrieden waren, hat es einige Versuche gebraucht, erklärt Martin Seid. Als Grundlage dienten ihm und Jens Kalmbach Schutzmasken einer tschechischen Firma. Sie bestehen aus einem starren Rahmen, an dem ein Schutzschild befestigt ist. Gemeinsam mit einem darunter getragenen Mundschutz soll die Schutzmaske Ärzte und Pflegepersonal vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus bewahren. Das Modell sei zwar für Brillenträger geeignet, habe aber einen Nachteil, macht Seid deutlich: "Der Bügel ist starr und passt sich an den Kopf nicht an." Das Resultat: Nach ein bis zwei Stunden werde sein Träger von Kopfschmerzen geplagt.

Modell verbessert

Seid und Kalmbach haben dieses Grundmodell nun optimiert, haben eine Halterung entwickelt, die aus flexiblem und hochelastischem Teflon besteht. An ihr ist die Schutzscheibe aus schlagfestem Plexiglas - anders als beim tschechischen Modell - nicht starr befestigt. Längliche Befestigungsschlitze erlauben es der Scheibe, sich mehr oder weniger zu krümmen - je nach Kopfumfang ihres Trägers. Gehalten wird der Bügel mit Hilfe zweier Bänder aus EPDM-Gummi, das ozonbeständig ist, und dem Desinfektionsmittel nichts anhaben können. "Wenn wir was machen, dann machen wir es aus hochwertigem Material", sagt Seid, der sich freut, dass die Schutzmasken aus Pfalzgrafenweiler/Rotfelden nicht nur bequem zu tragen und äußerst stabil sind, sondern auch mehrfaches Reinigen und Desinfizieren problemlos aushalten und somit mehrfach benutzt werden können. "Da kann nichts passieren", ist er sich sicher.

500 Stück bereits fertig

Hergestellt werden sämtliche Teile in Pfalzgrafenweiler. Gummis, Bänder und Masken werden allesamt mittels Wasserstrahltechnik sauber ausgeschnitten. Selbst die Befestigungsschlitze lassen sich damit schnell und mit glatten Kanten aus dem Material herausschneiden, erklärt der Fachmann. Sind dann alle Teile ausgeschnitten, werden sie nach Rotfelden transportiert und von den Mitarbeitern von Kübler&Essig Maschinenbau fachgerecht montiert. Am Ende wird die fertige Maske mit einer Schutzfolie versehen und ist dann zum Abtransport bereit. 500 Stück wurden bereits gefertigt.

Das Nagolder Krankenhaus, zwei Arztpraxen in Freudenstadt sowie Pflegedienste in Freudenstadt und Loßburg haben von Martin Seid und Jens Kalmbach ein Muster erhalten, um es zu testen. Auch mit dem Freudenstädter Krankenhaus habe es schon Gespräche gegeben, sagt Martin Seid, der verschiedene Pflege- und Palliativ-Pflegeeinrichtungen, ja sogar Bäckereien und Konditoreien mit Schutzmasken ausgestattet hat. "Wir wollen die Landkreise Freudenstadt und Calw bevorzugt beliefern", betont Martin Seid. Sollten Schutzmasken übrig sein, würden diese der Zentralen Beschaffungsstelle Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt. Die habe bereits Bedarf angemeldet.

Material für 9000 Schutzmasken auf Lager

Die Masken über den Handel zu vertreiben lehnen Seid und Kalmbach ab. Angebote habe es gegeben. Doch die Schutzmasken sollten nicht zum Spekulationsobjekt werden, betonen sie. Es sei schon schlimm genug, so Martin Seid, dass der Preis für die Plexiglasscheiben innerhalb von zweieinhalb Wochen von rund drei auf über 14 Euro pro Quadratmeter gestiegen sei. Die Scheiben werden allerdings nicht so schnell ausgehen. Seid hat genügend Material auf Lager, um 9000 Schutzmasken zu produzieren.