Beim Blumen-Sprachkurs: Hiltrud Stoll (links) und Franz Auber stellen Arten vor, die auf der Alb anders heißen. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: VdK-Ortsverband Pfalzgrafenweiler feiert 70-jähriges Bestehen mit Kult-Duo Hillu’s Herzdropfa

Eine Jubiläumsfeier der besonderen Art hatte sich der VdK-Ortsverband Pfalzgrafenweiler einfallen lassen. Statt ausgedehnter Festreden zum 70-jährigen Bestehen gab es einen genussvollen und unterhaltsamen Abend in schwäbischer Mundart.

Pfalzgrafenweiler. VdK-Vorsitzender Günter Tabbert wollte keine Jubiläumsfeier, bei der sich Rede an Rede reiht. Sein Wunsch war ein schöner Abend, der auch für Gäste offen sein sollte. Und sie strömten aus nah und fern. Die Karten für den Jubiläumsabend in der Festhalle mit "Hillu’s Herzdropfa" waren binnen kurzer Zeit vergriffen.

Das 2016 als erster Sieger mit dem Sebastian-Blau-Preis für schwäbisches Kabarett ausgezeichnete Duo Hiltrud Stoll und Franz Auber sorgte mit seinen selbst getexteten Liedern und Geschichten aus dem Leben von Urschwaben für Begeisterungsstürme. Rund drei Stunden lang dauerten die Frontalangriffe auf die Lachmuskeln der Gäste in der voll besetzten Festhalle. So mancher hatte trotz verschneiter Straßen die bisweilen längere Anfahrt auf sich genommen, auch von Wolf-ach oder Alpirsbach, um die beiden Vollblut-Kabarettisten aus Justingen live zu erleben.

Der "Kruschd-Schublade" ein Lied gewidmet

Ein Erlebnis war das Duo in jeglicher Hinsicht. Mit ihrem Programm "Huat ab! D’Albschwoba kommet" ließen die beiden ihr Publikum am schwäbischen Leben teilhaben und bewegten sich zwischen der Anfangssequenz im feinen Frack und dem Leben zweier Penner sowie der Bäuerin Lena und ihres Mannes Maddeis hin und her. Passend zur jeweiligen Szenerie wurden die Kostüme gewechselt. In dieser Zeit stand jeweils einer der Protagonisten solo auf der Bühne.

Zwischendurch gab es immer wieder musikalische Einlagen mit eigenen Liedern, etwa über die "Kruschd-Schublade", die sich in fast jedem Haushalt findet und in der alles landet, was man womöglich erst in 14 Jahren wieder brauchen könnte – bis zum benutzten Papiertaschentuch, aus dem sich zu Weihnachten Öko-Baumschmuck durch Zerknüllen herstellen lässt.

Das Duo philosophierte darüber, dass auf der Welt viel los ist, und zog daraus die Erkenntnis, dass Jugendliche arbeitslos, Beziehungen bedeutungslos, Politiker sinnlos sind – und die beiden Darsteller sprachlos. Die mit Regelmäßigkeit auf der Alb einfallenden "Heckascheißerle" – gemeint sind damit Esslinger, Böblinger und Stuttgarter – wurden ebenso verulkt wie eine angenommene Urlaubsreise, die für viel Aufregung und Wortergüsse Stoff bot und letztlich einmal rund um den Globus führte.

Hiltrud Stoll und Franz Auber ergänzen sich prächtig, so zum Beispiel als Bauer und Bäuerin: Sie sagt Ja, er sagt Amen. Erzählungen über den roten Traktor, Marke Massey Ferguson, der im Gegensatz zu den grünen Traktoren für Establishment steht, waren genauso lustig wie die Erklärungen zu auf der Alb wachsenden Blumen, für die es dort eigene Bezeichnungen gibt: "Bettsoicher" für Löwenzahn oder "Schmalzkachel" für die Butterblume.

Die beiden ausgezeichneten Kabarettisten, für die der Sebastian-Blau-Preis das "schwäbische Oscarle" bedeutet, ernteten immer wieder viel Zwischenapplaus und blickten von der Bühne auf ein begeistertes Publikum, das den Abend voll genoss.

Publikumswunsch nach Zugabe erfüllt

Schallendes Gelächter ertönte auch bei der Szene, als Bäuerin Lena vom Physiotherapeuten Joachim behandelt wurde, der die Auffassung vertrat "Gekonnt gequält ist halb geheilt". Franz Auber zeigte, als Frau verkleidet, Bein und tat es damit seiner Bühnenpartnerin gleich, die den gleichen Geschmack beim Kauf von Unterhosen auf dem Markt demonstrierte.

Zum Schluss wurde für beide ein Bett auf der Bühne aufgebaut, in dem sich die letzte Szene abspielte und zur Melodie von "Guten Abend, gute Nacht" ein letztes Lied erklang, bevor die gewünschte Zugabe erfüllt wurde. Günter Tabbert dankte für den unterhaltsamen Abend. Mit viel Applaus wurden "Hillu’s Herzdropfa" verabschiedet.