Die Volksbank-Filiale in Bösingen ist geschlossen. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Volksbank Nordschwarzwald begründet Entscheidung mit rückläufiger Entwicklung / Ortsvorsteher erbost

Von Simone Heinzelmann Pfalzgrafenweiler-Bösingen. Die Volksbank-Filiale in Bösingen ist geschlossen, aber Ruhe kehrt noch längst keine ein. Die Ortschaftsräte seien erbost, sagt Ortsvorsteher Adolf Gärtner. Volksbank-Vorstand Wolfgang Frey sieht triftige Gründe für die Schließung.Adolf Gärtner findet in einem Schreiben an unsere Zeitung klare Worte. "Mit wenig Fingerspitzengefühl, null Kompromissbereitschaft und ohne Rücksicht auf bisher großes Kundenpotenzial im größten Weilermer Teilort" sei die Schließung "gegen das örtliche Veto durchgeboxt" worden. "Das Vertrauen ist verspielt, der Schaden nicht absehbar", so Gärtner. "Zu schließen, was sich nicht rechnet, ist wenig kreativ und schon gar nicht nachhaltig", kommentiert er die Entscheidung der Volksbank Nordschwarzwald, sich von der Filiale in Bösingen zu trennen.

Dass "ganze Mitgliederfamilien kündigen", wie Gärtner wettert, will Volksbank-Vorstand Wolfgang Frey so nicht stehen lassen. Es habe gerade einmal vier Kündigungen von Mitgliedern gegeben, führt Frey im Gespräch mit unserer Zeitung auf. Vier Kunden habe die Bank verloren. Wie er bereits in einem Schreiben an die Bösinger Kunden mitgeteilt habe, habe sich die Anzahl der in der Bösinger Filiale getätigten Geschäftsvorfälle in den vergangenen sechs Jahren um 50 Prozent und mehr reduziert. Diese deutliche, in den vergangenen Jahren immer schneller werdende Entwicklung nach unten habe Vorstand und Aufsichtsrat zu der Entscheidung bewogen, die Filiale zu schließen. Davon, dass man vorgeprescht sei, könne also keine Rede sein. "Vorstand und Aufsichtsrat müssen allen Mitgliedern gerecht werden", argumentiert Frey.

Auch sei nicht richtig, dass der Vorstand derzeit versuche, mit Hausbesuchen bei Bösinger Kunden "zu retten, was noch zu retten ist", wie Ortsvorsteher Adolf Gärtner es in seinem Schreiben formuliert. Es habe lediglich Anfragen gegeben, auf die ein persönliches Gespräch gefolgt sei, wobei die meisten Gesprächspartner den Grund für die Schließung hätten nachvollziehen können, so Frey.

Der Vorstand räumt jedoch ein, dass er noch 2007 davon gesprochen habe, dass die Filiale in Bösingen nicht zur Disposition stehe. Das sei damals auch so gewesen, so Wolfgang Frey, doch die Situation habe sich eben verändert.

Das dürfte indes Ortsvorsteher Adolf Gärtner wenig trösten. Er ließ wissen, dass der Ortschaftsrat aufgrund der ihm vorgelegten Zahlen kein Verständnis für die Schließung habe, weil die Geschäftsstelle durchaus noch gut frequentiert gewesen sei. In seinem Schreiben erinnert Gärtner an die segensreiche Gründung der Bösinger Darlehenskasse vor 130 Jahren. Die neue Geschäftspolitik dagegen sei wenig mitgliederfreundlich. "Der Fluch neuzeitlicher Entwicklungen und bilanzhörigen Geschäftsgebarens beerdigt segensreiche Einrichtungen der Vergangenheit", meint der Ortsvorsteher. Unverständnis für die Reaktion Gärtners herrscht dagegen bei Volksbank-Vorstand Wolfgang Frey. Die Bankfiliale ist zu, aber Ruhe kehrt keine ein.