Festabend: Genossenschaft Weiler Wärme feiert mit ihren Mitgliedern das zehnjährige Bestehen
Mit mehr als 31 Kilometern Wärmenetz, an das in den vergangenen zehn Jahren rund 600 Gebäude angeschlossen wurden, E-Carsharing und Ökostrom sowie Breitbandversorgung blickt die Genossenschaft Weiler Wärme auf eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht.
Pfalzgrafenweiler. Demnächst wird das 1000. Mitglied gezählt, und nun wurde das erste Jahrzehnt gebührend gefeiert. Die Festhalle Pfalzgrafenweiler wurde zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Genossenschaft in herbstliches Licht getaucht. Die Tafeln zur Jubiläumsfeier hatte Natascha Gall nicht nur mit Kastanien und Maiskolben geschmückt – auch Hackschnitzel, die üblicherweise im Holzheizkraftwerk zur Wärmeerzeugung verwendet werden, dienten der Zierde.
Für Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Nitschke, der die Begrüßung übernahm, stand das Feiern im Vordergrund. Gekommen waren mehr als 150 Mitglieder und zahlreiche Ehrengäste. Zunächst stellte sich der neue Finanzvorstand Achim Wiedemann vor.
Was die Entwicklung der Genossenschaft angeht, verwies Vorstand Klaus Gall auf die Versammlung am Dienstag, 23. Oktober. Für ihn stand der Abend unter der Überschrift des gemeinsamen Feierns, auch der neuen Geschäftsfelder Carsharing und Ökostrom. Das zur Einweihung des Holzheizkraftwerks von der Gemeinde überreichte Bäumchen habe sich, wie das von Vorstand Siegfried Neub gezeigte Bild belegte, mittlerweile zu einem stolzen Strauch entwickelt – so wie die Weiler Wärme eben auch.
Bevor die Genossenschaft gegründet wurde, hatte die im Zusammenhang mit dem "Grünen Gockel" geborene Idee zur Versorgung der Jakobskirche mit Nahwärme gestanden. Aus ihr sei ein genossenschaftliches Unternehmen geworden, das trotz Startschwierigkeiten schnell an Fahrt aufgenommen und sich mit einer eigenen Dynamik zu einem Energieversorger entwickelt habe, der seiner Zeit voraus sei und dem Standard des Jahrs 2050 entspreche, so Neub. Mit Kraft, Liebe und Besonnenheit habe der Kraftakt der Aufbauarbeit gestemmt und es hätten wichtige infrastrukturelle Umsetzungen im Zuge der Energiewende realisiert werden können.
Festredner Roman Glaser, Präsident des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands, bezeichnete die Weiler Wärme als "unglaublich innovative Genossenschaft", die im Sinne von Raiffeisen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Gemeinde leiste. Er sieht die Genossenschaft als "echten Pionier und zentralen Akteur", nicht nur bei der Energieversorgung. Glaser zollte dem Unternehmen großen Respekt. In zehn Jahren habe die Weiler Wärme viel erreicht und im Sinne funktionierender Demokratie große Verantwortung übernommen.
Bürgermeister Dieter Bischoff bezeichnete Vorstand Siegfried Neub als "Macher mit Visionen" und unerschütterlichem Optimismus, der immer eine Lösung finde, mit einer guten Mannschaft aus Vorstandskollegen und Aufsichtsräten. Nicht unerwähnt blieb Heinz Weiß, der, früh verstorben, einen gewichtigen Anteil am Erfolg der Weiler Wärme habe. Die gute Versorgung in Pfalzgrafenweiler mit Wärmenetz, E-Mobilität, Strom und Breitbandversorgung ist für Bischoff ein eindeutiger Standortvorteil, bei dem die Wertschöpfung am Ort bleibe. Auch auf den Titel "Größtes Bioenergiedorf in Baden-Württemberg" dürfe man stolz sein. Bischoff dankte für das große Engagement der Weiler Wärme für ganz Pfalzgrafenweiler.
Nach einer Videobotschaft mit Glückwünschen seitens der Bürgerwerke sprach Aufsichtsrats- und Gründungsmitglied Karl Theurer die Schlussworte. Er ging auf die holprigen Anfänge mit elf Gründungsmitgliedern ein, aus denen mehr als 900 geworden sind. Die anfängliche Skepsis bei Abnehmern und Banken habe sich bald in Luft aufgelöst. "Plötzlich lief’s", so Theurer, inzwischen werde einem bei der Entwicklung "fast schwindlig".
Das Büfett hatten die Mitglieder weitgehend selbst zusammengestellt. Mit der Einladung waren sie um ein "kulinarisches Mitbringsel" gebeten worden. Diesem Wunsch kamen viele nach – mit Salaten zum Braten und einem großen Dessertangebot.