Ein Bagger macht derzeit das Werk der Firma Benz in Bösingen dem Erdboden gleich. Es weicht einem Wohngebiet mit 15 Bauplätzen. Foto: Gärtner

Arbeiten dauern wohl bis März an. Auf Gelände in Bösingen sollen 15 Wohnbauplätze entstehen.

Pfalzgrafenweiler-Bösingen - Der Abbruch des ehemaligen Werks der Rolf Benz AG in Bösingen – gegenüber von Kirche und Kindergarten – läuft derzeit auf Hochtouren. Es ist eines der größten kommunalen Projekte der vergangenen Jahre in Bösingen.

Dabei werden 24.800 Kubikmeter umbauter Raum dem Erdboden gleich gemacht und 3900 Quadratmeter Beton- und Asphaltflächen entsiegelt. Zuletzt fiel der rund 13 Meter hohe Späneturm.

Die Rolf Benz AG (ehemals bmp Wohnkollektion, Nagold) hatte im Oktober 1972 zunächst als Mieter die Betriebsräume der ehemaligen Möbelfabrik Matthäus Koch OHG bezogen und nach dem Kauf 1977 den Standort Bösingen mit einem großen Anbau auf rund 5000 Quadratmeter Produktionsfläche und 1000 Quadratmeter Nebenräume erweitert. Zunächst wurden noch Wohnwände hergestellt, später ausschließlich Polstermöbel. Insbesondere die Polsterei und Näherei hatten ihren Platz in dem großen Areal. In Spitzenzeiten waren rund 60 Mitarbeiter beschäftigt.

Ende Juni 2002 führten betriebswirtschaftliche Zwänge zur Aufgabe der Polstermöbelproduktion und Ende 2002 auch zur Aufgabe der Näherei. Danach diente das Werk Bösingen als Kartonagenlager und für die Exportverpackung. Mitte 2008 nahm eine Tochtergesellschaft (Polco GmbH) nochmals den Produktionsbetrieb nebst Näherei im Billigpolstermöbelsegment auf, was sich jedoch nicht als Dauerlösung etablieren konnte. Am 30. Juni 2013 wurde der Betrieb endgültig eingestellt und das Gebäude geräumt.

Das Ursprungsgebäude mit Wohnhaus und Werkstattanbau hatte der Bösinger Schreinermeister Christian Mast zusammen mit seinem Sohn Matthäus Koch im Jahr 1929 gebaut. Matthäus Koch und später dessen Sohn Gotthilf entwickelten die Schreinerei in den Nachkriegsjahren zur großen Möbelwerkstätte, in der zuerst Schlafzimmer und später Anbauwände hergestellt wurden.

Wegen der zentralen Ortslage hat sich die Gemeinde Pfalzgrafenweiler entschieden, das leer stehende Gewerbeobjekt zu erwerben. Dies mit dem Ziel, an dieser Stelle ein Wohngebiet zu entwickeln und damit den Flächenverbrauch "auf der grünen Wiese" einzudämmen.

Erste Konzepte des Bebauungsplans der Innenentwicklung wurden bereits im Bösinger Ortschaftsrat beraten. Demnach sollen auf dem ein Hektar großen, ehemaligen Werksgelände an der Beihinger Straße etwa 15 Wohnbauplätze entstehen. Die Nutzung innerörtlichen Potenzials ist auch Ziel des Landes Baden-Württemberg. Deshalb wurde im vergangenen Herbst für den Abbruch mit Kosten in Höhe von 340.000 Euro eine Förderung aus dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum in Höhe von 111.000 Euro gewährt.

Die Abbrucharbeiten sollen – sofern es das Wetter zulässt – bis Ende März abgeschlossen sein. Beim Bebauungsplan rechnet die Gemeindeverwaltung Pfalzgrafenweiler mit einer Verfahrensdauer von ungefähr einem Jahr. Im günstigsten Fall könnten also schon im kommenden Jahr Bauplätze zum Verkauf an Bauwillige angeboten werden.