Jörg Klasser hilft auch dabei, die giftige Pflanze zu entfernen. Foto: Zoller

Seit drei Jahren haben es sich die Pfadfinder in Bad Herrenalb zur Aufgabe gemacht, dem giftigen Riesenbärenklau den Garaus zu machen. Um das zu erreichen, sind sie tagelang unterwegs. Und haben schon beachtliche Erfolge vorzuweisen.

Bad Herrenalb - Eine wichtige Botschaft hat sich Frederik Neisen gleich für den Anfang zurechtgelegt: "Wir sind wirklich dankbar für Meldungen aus der Bevölkerung, wo noch Riesenbärenklaustauden zu finden sind", erzählt er.

Denn der Pfadfinderstamm Cherusker aus Bad Herrenalb hat es sich zum Ziel gesetzt, den invasiven und toxischen Riesenbärenklau aus dem Albtal zu entfernen – ein Projekt, dass bislang seiner Kenntnis nach in diesem Umfang noch nie an anderer Stelle umgesetzt wurde. Das bedeutet für Neisen, mit seinen Helfern zweimal jährlich vom oberen Gaistal bis nach Fischweier eine Streckenlänge von 15 Kilometern abzugehen und die Pflanzen auszugraben – Nebenstrecken wie das Dobelbachtal, den Bernbach und andere Vorkommen in den umliegenden Dörfern nicht mitgerechnet.

Brandblase entstanden

Weshalb das für Neisen ein Herzensanliegen ist, kann er ganz anschaulich erklären: Bei einem Freibadbesuch bildete sich bei einem Mädchen aus einer Pfadfindergruppe wie aus dem Nichts plötzlich eine größere Brandblase am Unterschenkel. Erst der dritte Arzt fand die Erklärung: Vor ein paar Tagen musste das Mädchen in Berührung mit dem Riesenbärenklau gekommen sein – in Verbindung mit Sonnenlicht entstehen phototoxische Reaktionen auf der Haut, die wie eine Verbrennung wirken.

Nun sei man schon im dritten Jahr entlang der Alb in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe – das Albtal und deren Seitentäler sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen – und den örtlichen Gemeinden beziehungsweise Grundstückseigentümern unterwegs.

"Das Schöne ist: Der Erfolg unserer Methode ist nun eindeutig belegt", freut er sich. "Wir sorgen dafür, dass keine Pflanze im Albtal zur Blüte gelangt – und graben die Populationen nach und nach komplett aus." In Moosbronn war dieses Jahr die Pflanze nicht mehr zu finden, an vielen Stellen entlang der Alb wie in Fischweier ebenfalls nicht mehr. "Wir haben die Population in den vergangenen drei Jahren um etwa 30 Prozent gemindert und hoffen damit, die Pflanze in unserer Region gänzlich zurückzudrängen", so auch Jörg Klasser von dem Pfadfinderstamm Cherusker.

15 Quadratmeter

"Aber wir sehen auch: Eine übersehene, zur Blüte gekommene Pflanze, kann im darauffolgenden Jahr eine Fläche von bis zu 15 Quadratmeter um sich herum mit einem dichten Wald einer neuen Generation von Pflanzen verursachen", sagt Neisen. Gelangen die Samen in die Alb, kann im Folgejahr an jeder beliebigen Stelle im Gewässerverlauf eine neue Initialpopulation entstehen.

Dieses Jahr habe man es sich zum Ziel gesetzt, in den oberen Bachläufen bis nach Bad Herrenalb möglichst vollständig alle Populationen auszugraben und flussabwärts die Pflanze dieses Jahr notfalls lediglich durch Abstechen für ein Jahr an der Verbreitung zu hindern. "Die Pflanze wächst natürlich nächstes Jahr wieder, aber wir müssen auch Prioritäten setzen."

Bereits im Frühjahr, aber hauptsächlich am Anfang der Pfingstferien, war Frederik Neisen mit 15 Jugendlichen seines Pfadfinderstammes im Albtal unterwegs und hatte erneut mehr als 1000 Pflanzen ausgegraben.

Die Zeit ist derzeit ideal, denn die Pflanze ist noch nicht zur Blüte gelangt. "Sobald der Samen sich im Ansatz bilden, müssen wir die Blütendolden aufwendig abschneiden, einsammeln und entsorgen – die Samen können selbst bei einer abgestorbenen Pflanze nachreifen."

Seinen Helfern mache der Einsatz viel Freude: Gemeinsam etwas Sinnvolles zu unternehmen – zumal im wunderschönen Umfeld des sonnigen Albtals – sei für alle ein attraktives Projekt. Zudem der Freibadbesuch am Spätnachmittag locke.