Seit das Land den barrierefreien Umbau des Bahnhofs wieder gekippt hat, kocht die Volksseele in Hausach. Bei einer ersten Unterschriftenaktion haben Vertreter des Ortenauer Klima-Bündnisses das Gespräch mit den Bürgern gesucht.
Hausach - Am 29. Juni war die Landesregierung aus dem Bundesförderprogramm für barrierefreie Bahnhöfe ausgestiegen und hat damit die Co-Finanzierung für den Hausacher Bahnhof gekippt. "Es herrscht eine große Betroffenheit und absolutes Unverständnis über diese Entscheidung", erklärte Yannik Hinzmann vom Ortenauer Klimabündnis am Samstag. Denn eigentlich war der Umbau bereits zugesagt worden.
Bis mittags hatten bereits 300 Personen ihren Unmut per Unterschrift kundgetan und angekreuzt, ob sie den Zug mit Gepäck, dem Fahrrad, einem Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl oder sonstiger Beeinträchtigung nutzen. Ab dieser Woche sollen die Listen in den Hausacher Geschäften ausliegen, um bis in den September hinein möglichst viele Unterstützer der Petition zu gewinnen. Die Unterschriften werden dann Verkehrsminister Winfried Hermann und den lokalen Abgeordneten Kultus-Staatssekretärin Sandra Boser (beide Grüne) sowie Justizministerin Marion Gentges (CDU) überreicht.
Nachtragshaushalt ist das Ziel der Aktion
Auf dem Wochenmarkt waren sich die Unterzeichnenden am Samstag einig, dass es absolut nicht geht, den Bahnhof in seiner jetzigen Form zu belassen. "Hausach ist auch ein Verkehrsknotenpunkt", erklärte Hinzmann hinsichtlich des Schulstandorts und der ansässigen Unternehmen. 9,5 Millionen Euro – die der barrierefreie Umbau hätte kosten sollen – wären nicht viel Geld im Vergleich mit beispielsweise "Stuttgart 21", der sinnfreien Image-Kampagne "The Länd" oder dem Landespavillon in Dubai.
Jana Schwab erzählte von vielen Gesprächen, in denen sich die üblich Reisenden über die Treppen im Hausacher Bahnhof geärgert hatten. "Schon allein, wenn man das Gepäck erst hinunter und dann wieder hinauf schleppen muss, ist das eine Zumutung."
In der Petition fordert das Ortenauer Klimabündnis die Politiker auf, in einem Nachtragshaushalt Gelder für den Umbau einzuplanen. Schließlich könne die Verkehrswende nur gelingen, wenn auch die Bus- und Bahnhöfe komfortabel und barrierefrei nutzbar wären. Für die Verantwortlichen zählt jede Unterschrift, die in den kommenden Tagen und Wochen geleistet wird.
Am "Sonderprogramm zur Schaffung von Barrierefreiheit als Teil der Förderinitiative Attraktivitätssteigerung und Barrierefreiheit", so der Name des Bundesförderprogramms, von dem der Hausacher Bahnhof profitiert hätte, nehme das Land Baden-Württemberg aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht teil. So hieß es in einer Stellungnahme des Verkehrsministeriums.