Einige Eltern der Grundschüler aus der Gemeinde Eutingen wundern sich über die Änderungen der Schülerbeförderungssatzung im Landkreis Freudenstadt, die vor allem die Rohrdorfer und Göttelfinger Grundschüler und deren Eltern betreffen. Foto: Feinler

Ungerecht behandelt fühlen sich die Eltern von Grundschülern aus Eutingen. Sie kritisieren, dass sie für Fahrkarten ihrer Kinder bezahlen sollen.

Rund 20 Eltern haben sich am Samstag an der Grundschule getroffen. Nicht nur Göttelfinger und Rohrdorfer sind unter denen, die sich eine Alternativ-Lösung für die Grundschüler wünschen.

Seit März hat sich die Schülerbeförderungssatzung im Landkreis Freudenstadt geändert. Das heißt für die Grundschüler: Während früher das Busticket für die Rohrdorfer und Göttelfinger Grundschüler kostenfrei war, müssen sich die Eltern nun mit 50 Prozent (27 Euro/Monat) an den Kosten beteiligen. Die anderen 50 Prozent bezahlt der Landkreis Freudenstadt. „Wir haben etwa drei Wochen vor März Formulare von der Grundschule bekommen und hatten keine Zeit mehr, dagegen etwas zu unternehmen“, erklärt Nadine Zschirpe aus Rohrdorf. Sie habe in den Medien einen Bericht gefunden, aber nicht in der Ausgabe für die Gemeinde Eutingen. Mehr Kommunikation hätte sich auch Diana Bippus aus Göttelfingen gewünscht.

Änderungen vom Kreistag im Mai 2022 beschlossen

Sabine Eisele vom Landratsamt Freudenstadt erklärt, dass der Kreistag die Änderungen im Mai 2022 beschlossen hat und dass diese auch über die Zeitungen sowie zwischen Dezember 2022 und Mitte Januar 2023 über die Schulen kommuniziert wurde.

In der Eutinger Grundschule sei das aber erst später gewesen, was bei manchem für Unmut sorgt. Nicht nur die Kosten seien für Familien mit mehreren Kindern, sondern vor allem für finanziell Schwache eine Herausforderung. „Bei drei Kindern sind das 81 Euro im Monat und ein drittes Kind darf nur dann umsonst mitfahren, wenn es im gleichen Landkreis unterwegs ist wie die anderen beiden“, sagt Diana Bippus und verweist auf das Ticket für eine Zone.

Die Kinder könnten ihr Ticket in der Freizeit nutzen, habe ihr der Landrat auf ihre Beschwerde-E-Mail geantwortet. Von einer Verbesserung der Mobilität im Landkreis würden die Grundschüler nicht profitieren, da die Gemeinde Eutingen an der Kreisgrenze liegt. „Mein Sohn spielt Fußball in der SG. Wenn die Kinder in Hochdorf trainieren, kann er das Ticket nicht nutzen ( Hochdorf liegt im Landkreis Calw; Red.)“, sagt Diana Bippus und fügt hinzu: „Ich würde einen Grundschüler auch nicht allein abends mit dem Bus fahren lassen.“ Weitere Vorteile, wie das hinzubuchen eines On-Demandbuses im Landkreis für einen Euro ist möglich, in der Gemeinde Eutingen gibt es das Angebot noch nicht.

Das ÖPNV-Taxi befindet sich noch in der Pilotphase

Sabine Eisele erklärt: „Das ÖPNV-Taxi läuft aktuell in einer Pilotphase in Freudenstadt und Horb. Sollte der Kreistag im Mai einer Erweiterung auf den gesamten Landkreis zustimmen, wird das ÖPNV-Taxi im Sommer/Herbst auch in Eutingen verfügbar sein.“

Die Eltern in Eutingen bemängeln, dass hier eine Aufbau-Phase bezahlt wird und sie aktuell von diesem Angebot nichts haben: „Ein Kind, das in der Mittagsbetreuung ist, bezahlt den Ticketpreis für die Hinfahrt morgens und die Eltern müssen dieses nachmittags selbst abholen, da zu dieser Zeit kein Schulbus mehr fährt und es auch kein On-Demandbus gibt.“

Sabine Eisele nennt weitere Vorteile der Neuerung auf die Netzwirkung. Bisher konnten die Kinder mit ihrer Schülermonatskarte, bis 13.30 Uhr, die Strecke vom Wohnort zur Schule nutzen. Seit März haben sie ab 9 Uhr die Möglichkeit, mit der Schülermonatskarte im gesamten Landkreis Freudenstadt umherzufahren. Früher konnten nur Schüler mit einer Mindestentfernung von drei Kilometern eine Schülermonatskarte mit Bezuschussung erhalten, nun können alle Schüler diese bekommen.

Die Finanzierung

Einwand
 „Wer in Eutingen im unteren Dorf wohnt, zahlt keine 27 Euro, damit das Kind zur Grundschule kommt“, wenden Eltern ein. Es sollte eine gerechtere Finanzierung für alle Schüler im Kreis Freudenstadt, egal welche Schule die Kinder besuchen, geschaffen werden. „Das Ticket ist viel teurer als das neue 365-Euro-Ticket, denn da zahlt man im Monat rund 31 Euro und nicht 54 Euro. Bei einer 50-Prozent-Bezuschussung könnten die Eltern als und das Landratsamt sparen“, rechnet ein Vater vor.

Zuschüsse
Sabine Eisele vom Landratsamt erklärt, dass dieses Ticket vom Land und vom Landkreis stärker bezuschusst wird wie eine Schülermonatskarte. Ohne diese Zuschüsse wäre das 365-Euro-Ticket viel teurer als die Schülermonatskarte. Für 27 Euro im Monat könnte man sein Kind jeden Tag mit dem Auto vom drei Kilometer entfernten Göttelfingen täglich nach Eutingen fahren und würde günstiger stehen, rechnet ein Vater vor.

Bilanz
Sabine Eisele zieht bisher eine positive Bilanz: „Weder die Schülermonatskarte noch das landesweite Jugendticket sind unattraktiv. Beide Tickets werden sehr gut nachgefragt (über 2000 Bestellungen für das landesweite Jugendticket).“

Dialog
Der Kreis befinde sich mit Eltern im Dialog. „Leider sind oft fehlende Informationen der Grund von Kritik beziehungsweise einer Nachfrage“, erörtert die Landratsamt-Sprecherin: „Die Landkreisverwaltung steht weiter zu ihrer Entscheidung. Die neuen Eigenanteile sind nun gerechter auf alle Schüler verteilt. Die große Mehrheit der Schüler (aller weiterführenden Schulen) zahlt nun einen geringeren Eigenanteil und profitiert von einem besseren Angebot.“