Einer neben dem anderen: Nachts prägen die Transporter das Straßenbild in Tailfingens südlicher Innenstadt. Foto: Kapak

Seit Anfang Dezember hatte Mustafa Kapak auf der Internetseite "openPetition" Voten gegen die Zweckentfremdung öffentlicher Parkplätze im Herzen Tailfingens gesammelt. 139 kamen zusammen. Jetzt Kapak sie der Stadt Albstadt zugestellt.

Albstadt-Tailfingen - Das Ärgernis ist ein deutschland-, ja europaweites: In zahlreichen größeren und kleineren Städten nisten sich Subunternehmer von Amazon in innerstädtischen Gebäuden ein und richten darin Paketlager für auszuliefernde Ware und Unterkünfte für die Fahrer ein. Die Transporter werden auf öffentlichen Parkplätzen vor der Haustür oder in benachbarten Straßen geparkt, mit der Folge, dass die Anwohner keine Parkplätze mehr für ihre Wagen finden.

Lieber nicht wegfahren

In Tailfingen hat im vergangenen Herbst eine Firma mit Namen Legno-Trans das ehemalige Stark-Gebäude in der Langen und der Oberen Bachstraße in Beschlag genommen; seither werden motorisierte Anwohner ihres Lebens nicht mehr froh.

Wer einen Parkplatz ergattert hat, überlegt es sich zweimal, ob er ihn aufgibt, denn er kann sich sicher sein, bei seiner Rückkehr einen weißen Transporter darauf wiederzufinden – auf 40, in Hochzeiten 50 schätzt Mustafa Kapak die Größe der Fahrzeugflotte.

Knöllchen genügen nicht

Damit nicht genug: In seiner Petition beanstandet er regelmäßige Parkverstöße, den Lärm warmlaufender Motoren und bis zum Anschlag aufgedrehter Musik, vermüllte Parkplätze und zugeparkte Fahrzeuge.

Kapak fordert die Stadt Albstadt auf, wirkungsvollere Maßnahmen gegen die Okkupation des öffentlichen Parkraums zu ergreifen als sporadische Knöllchen, die Legno-Trans nicht wirklich wehtun. Tagsüber, wenn die Parkzeit limitiert ist, sind die Transporter ohnehin unterwegs; am größten ist der Parkdruck zwischen 17 Uhr abends und 9 Uhr morgens, und ausgerechnet dann sind die Lange, die Erich-Kästner-, die Weber- und die Obere Bachstraße zum größten Teil rechtsfreier Parkraum.

Warum nicht der Thalia-Parkplatz?

Was also tun? Mustafa Kapak und die Unterzeichner seiner Petition fänden es durchaus angemessen, wenn die Behörden einmal überprüften, ob im Quartier der Kuriere die ordnungsrechtlichen Bestimmungen beachtet werden, ob die Nutzung zweckkonform ist und ob in punkto Brandschutz alles im grünen Bereich ist – vor allem letzteres sei ja durchaus im Interesse der Hausbewohner. Was nicht bedeutet, dass sie die neuen Nachbarn vertreiben wollen – ein gutes Miteinander ist ihnen allemal lieber.

Das setzt freilich voraus, dass das Parkproblem befriedigend gelöst wird. Mustafa Kapak räumt ein, dass die Zahl der Transporter periodisch zurückgegangen sei – aber eben nicht dauerhaft. Er plädiert dafür, Legno-Trans ein Kontingent von Stellplätzen auf dem Thalia-Parkplätzen zur Verfügung zu stellen – und vielleicht fünf in der Langen Straße. Die fünf Fahrer könnten ja dann ihre Kollegen zum Thalia chauffieren, wenn denen die fünf Minuten Fußmarsch zu weit sein sollten.