Die gesamte Holzkonstruktion der Weigle-Orgel in der Peterskirche müsste entfernt werden, falls die Orgel aus dem Gemeindezentrum Stiegel eingebaut wird. Foto: Schweizer

Die Gebäudesituation beschäftigt die evangelische Kirchengemeinde Tailfingen weiter. In einer Gesprächsrunde mit den Gemeindemitgliedern ging es um die Zukunft der Peterskirche und ihrer Orgel. Jetzt gibt es zwei Optionen.

Albstadt-Tailfingen - "Wir haben große Dinge vor der Brust", kommentierte Pfarrer Johannes Hartmann die Gebäudesituation der evangelischen Kirchengemeinde eingangs. Da das Gemeindezentrum Stiegel mit dem Umbau einen höheren Stellenwert erhalten wird, hat der Kirchengemeinderat beschlossen, die eigentlich für einen späteren Zeitpunkt geplante Maßnahme an der Peterskirche vorzuziehen.

Schimmelsporen an der Orgel

Andreas Mader, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats, hat im Vorfeld viele Gespräche geführt. Die Resultate und seine Gedanken dazu stellte er rund 15 Personen, darunter auch die Pfarrer Gottfried Engele und Christoph Fischer, in der Peterskirche vor. In dem betagten Gotteshaus sei wegen der hohen Luftfeuchtigkeit das Raumklima schlecht. Bereits 2015 deckte ein Gutachten Schimmelsporen, auch an der Orgel, auf. Die zweistöckige Weigle-Orgel, Baujahr 1963, ist seit Jahren nicht mehr bespielbar und sei jahrelang vernachlässigt worden.

Seit Einbau der Orgel vor knapp 60 Jahren wurde das Instrument nie professionell gereinigt. Würde man sich für eine Ausreinigung entscheiden, würde das einmalig rund 75 000 Euro kosten – aufgrund des Schimmels wäre der Aufwand groß. Eigentlich sollte es alle 20 bis 25 Jahre eine Ausreinigung geben; die Kosten dafür betragen rund 35 000 Euro.

Die Alternative steht im Gemeindezentrum Stiegel

Als Alternative könnte die Orgel, Fabrikat Vier, aus dem Gemeindezentrum Stiegel in die Peterskirche ziehen. Diese könne man dort ausbauen und damit die Weigel-Orgel ersetzen. Zwar biete sich durchaus eine Chance zum Verkauf der Orgel aus dem Gemeindezentrum – laut Hersteller könnte man durchaus den Anschaffungspreis von 1992 verlangen – doch der Einbau in die Peterskirche wäre deutlich günstiger als die Ausreinigung der dortigen Orgel. Allerdings müsste dafür die gesamte Holzverkleidung vom Boden bis zur Decke entfernt werden, ebenso ein Stück der Empore. Ein Einbau des hochwertigen Instruments würde rund 50 000 Euro kosten.

Hinzu kämen in der Peterskirche notwendige Umbauten im Altarraum und der Empore. Beim Oberkirchenrat sei bereits angefragt worden. Bei der Kirchengemeinde würden Kosten zwischen 130 000 und 140 000 Euro verbleiben. "Wenn wir die Weigle-Orgel ertüchtigen, wären das Kosten von über 160 000 Euro", resümierte Andreas Mader. "Wir brauchen eine Denkgrundlage."

Holzkonstruktion würde wegfallen

Deswegen verlegte die Gruppe ihr Infotreffen in das evangelische Gemeindezentrum, um die Stiegel-Orgel genau zu betrachten und sich vor Augen zu führen, wie ein Einbau in die Peterskirche wohl aussehen könnte. Brigitte Leibfritz meinte, dass in der Peterskirche mit dem Einbau der Orgel ein ganz neues Bild entstünde und der Altarraum aus dem Gleichgewicht kommen werde. Der gesamte Holzkasten würde bei dem Umzug wegfallen. Birgit Beck regte an, mit älteren Gemeindemitgliedern Kontakt aufzunehmen und diese fragen, wie der vormalige Altar ausgesehen hat.

Mehrfach stand die Frage im Raum, ob die kleinere Orgel denn raumfüllend wäre in einem voll besetzten Gotteshaus. Daran hatte nämlich auch Kirchenmusikerin Dorothee Wohlfahrt ihre Zweifel. Pfarrer Gottfried Engele merkte an, dass in der Peterskirche nur noch kleinere Gottesdienste mit wenig Besuchern gefeiert werden: "Der Peterskirche wird eine ganz neue Bedeutung zukommen, sodass die kleinere Orgel reichen könnte". Dem schloss sich Vikarin Lydia Holm_ "Wie oft ist die Peterskirche rappelvoll?" Pfarrer Johannes Hartmann ergänzte, dass in der Pauluskirche ein tolles Instrument wäre, ebenso in den Kirchen in Talgang oder in Pfeffingen, die für Konzerte geeignet wären. "Wir müssen sehr gut überlegen, was wir uns ans Bein binden."

Optik wäre eine andere

Brigitte Leibfritz erkundigte sich nach dem Ablaufplan, wenn das Stiegel-Projekt angegangen wird. Die Orgelbau-Firma Vier hat angeboten, die Orgel zwei Jahre an ihrem Firmensitz im Badischen einzulagern, erklärte Kirchenpflegerin Brigitte Kohnert.

Kirchengemeinderat Bernd Haug erinnerte an die kunstvollen Schreinerarbeiten an der Weigel-Orgel in der Peterskirche, die dem Orgelwechsel zum Opfer fallen werde. Seiner Meinung nach sieht die Stiegel-Orgel in der Peterskirche verloren aus. Holger Klapper hingegen sieht das Positive: Man könnte damit viel Raum gewinnen. Er ergänzte, dass man nachhaltig denken müsste und den nachfolgenden Generationen keine hohen Kosten hinterlassen darf.

Auch wenn es keinen klaren Konsens gibt, nimmt Pfarrer Hartman die Anregungen aus dem zweistündigen Austausch mit in die Kirchengemeinderatsitzung in der kommenden Woche, wo das Thema erneut aufs Tableau kommt. Das Gesamtkonzept des neuen Gemeindezentrums Stiegel soll der Öffentlichkeit am Samstag, 2. Juli, ab 19 Uhr vorgestellt werden.