Peter Maffay in der Redaktion. Mehr Bilder gibt's hier. Klicken Sie weiter. Foto: Wagner

Er ist ein Rockstar, der nicht nur Musik macht: Peter Maffay hat auch noch einen Bauernhof.

Stuttgrt - Peter Maffay hat in mehr als 40 Jahren im Musikgeschäft einiges gelernt. Zusammen mit der ehemaligen Monrose-Sängerin Mandy Capristo verrät der 62-Jährige, warum er in seiner Freizeit Äcker pflügt, weshalb er Tabaluga in Rente schickt und wieso er auch heute noch zu seinen Schlagerhits der 1970er steht.

 

Er ist Musiker, Vorsitzender seiner eigenen Stiftung und Ökobauer. Mit seiner Musical-Show Tabaluga geht er bald auf große Abschiedstournee. Peter Maffay ist in bester Verfassung, bei seinem ruhelosen Alltag ist das wahrscheinlich notwendig. "Das liegt zum Teil an meiner körperlichen Arbeit auf dem Bauernhof", sagt er. Zu Beginn seines Redaktionsbesuchs sitzt Maffay jedoch ganz entspannt am Tisch. Nur seine vielen silbernen Ringe an den Fingern, einer davon in der Form eine Totenkopfs, outen ihn als Rocker. Maffay kann mittlerweile auf mehr als 40 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken, hat mehr als 35 Millionen Platten verkauft. 15 seiner Alben haben es in die Top Ten der deutschen Charts geschafft.

Ob er sich, um erfolgreich zu bleiben, in all den Jahren neu erfinden musste, wird er gefragt. "Bei mir gibt es nicht viel zu erfinden. Ich bin immer noch fast so groß wie früher", scherzt Maffay. In Bezug auf seine Körpergröße ist der Popstar mit einer ordentlichen Portion Selbstironie ausgestattet - die Lacher und Sympathien seiner Zuhörer hat er damit auf seiner Seite. Peter Maffay strahlt im persönlichen Gespräch bewundernswerte persönliche Größe aus. Wenn Maffay in seinem typischen Tonfall mit dem rollenden R und der leicht heiseren Stimme aus seinem Leben erzählt, wird schnell klar, dass diese Souveränität nicht angeboren, sondern gewachsen ist. "Es gibt Lieder, die werde ich bestimmt nicht mehr singen", antwortet Maffay auf die Frage nach seiner Schlagervergangenheit in den 1970er Jahren. "Und diese Liste ist nicht gerade kurz, aber ich bekenne mich zu meinen Anfängen und zu allen Entwicklungsstufen." Dabei hat der Musiker immer sein Publikum im Kopf. "Es gibt Menschen, die haben sich 1969 zu "Du" kennen gelernt, die Ehe hält noch und die begleiten uns deswegen bis heute. Das kann ich nicht ignorieren."

Genau diese Fähigkeit zu wachsen und zu lernen ist es, mit der es Maffay möglich war, 40 Jahre im Musikgeschäft nicht nur zu überleben, sondern beständig Erfolge zu feiern. "Heute ist es einfacher als früher eine Karriere zu beginnen, aber es ist viel schwieriger geworden eine dauerhafte Perspektive in diesem Geschäft zu haben", fasst der 62-Jährige die Entwicklung zusammen. Früher sei man von der Meinung einiger weniger Plattenbosse abhängig gewesen. "Heute stellt man seine Musik ins Internet, und wenn man genug Fans hat, dann sind die Plattenbosse auf einmal viel netter", sagt Maffay und lacht. Dabei zieht er seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, was sein Gesicht noch sympathischer aussehen lässt. "Aber ein Musiker verdient mit seinen verkauften Scheiben viel weniger Geld als früher, und deswegen verschwinden viele talentierte Leute nach den ersten Anläufen wieder", analysiert Maffay.

Als Mandy Capristo auf die Welt kam, hatte Maffay sein 20. Bühnenjubiläum bereits hinter sich.

Eine Situation, die seine Begleiterin nur zu gut kennt. Mandy Capristo ist Teil der neuen Tabaluga-Show, mit der Maffay im kommenden Jahr auf Tour gehen wird. Die Sängerin wurde 2006 im Rahmen der Castingsendung Pop Stars von den Fernsehzuschauern in die Mädchenband Monrose gewählt. "Was Peter sagt, stimmt zu 100 Prozent", sagt Capristo. "Man kommt heute ganz schnell nach oben, aber es wird wenig Wert auf das Künstlerische gelegt. Das einzige, was mir da übrig bleibt, ist genauso hart zu arbeiten wie Peter." Als Mandy Capristo auf die Welt kam, hatte Maffay sein 20. Bühnenjubiläum bereits hinter sich. Vielleicht spricht deswegen große Bewunderung aus ihren Worten.

Die Fähigkeit, hart zu arbeiten, verbindet Maffay und Capristo. "Im Moment fängt mein Tag um vier Uhr morgens an, denn da geht es schon in die Maske für die ersten Termine. Das geht den ganzen Tag so weiter. Um 23 Uhr komme ich ins Hotel, um Mitternacht geht es ins Bett. Da bleiben noch genau vier Stunden Schlaf", fasst sie ihren Alltag zusammen. Der Hang zu harter Arbeit geht bei Maffay so weit, dass er in seiner Freizeit voll auf dem Bauernhof arbeitet, auf dem er mit seiner Frau und seinem Sohn in der Nähe des Starnberger Sees lebt. Dort gibt es einen Bioladen, eine Käserei und viele Tiere, die versorgt werden wollen. Außerdem dient der Hof als einer von drei Orten, an dem Maffay im Rahmen seines sozialen Engagements, hilfebedürftige Kinder betreuen lässt. Die anderen Häuser stehen auf Mallorca und in Rumänien. "Für den Unterhalt der drei Häuser brauchen wir im Jahr rund eine Million Euro", sagt Maffay, "das bedeutet, pausenlos Spenden sammeln." Maffay ist ein Arbeitstier, daran besteht kein Zweifel. "Ich habe Freunde, die arbeiten ganz locker zehn Mal mehr als ich", sagt er. In seiner Bescheidenheit zeigt sich erneut die Größe und Souveränität des Peter Maffay.

Mit dieser Einstellung hat er etwas geschafft, was vielen Kollegen im Musikgeschäft nicht gelungen ist. Gab es Momente in Ihrer Karriere, bei denen er verletzt wurde, wird Maffay gefragt. "Ja", antwortet er. "Mein Ziel ist es aber, dadurch nicht hart zu werden. Hart sein ist ziemlich easy, weich bleiben ist dagegen sehr schwer, das musste ich erst lernen." Diesen Lernprozess vergleicht Maffay mit dem Boxen "Wenn es ein Kämpfer nicht schafft, zwölf Runden zu überstehen, dann muss er trainieren, um besser zu werden", sagt er. "Wenn er nicht hart genug an sich arbeitet, wird er einiges einstecken müssen."

Bei aller Altersweisheit denkt Maffay noch nicht daran, mit der Musik aufzuhören. "Auf meine Abschiedstourne müssen die Leute noch warten", sagt er. Anders wird es dagegen dem grünen Drachen Tabaluga ergehen. Im kommenden Jahr startet dessen Abschiedstournee. Am 2. und 3. November 2012 wird Maffay damit in der Schleyerhalle auftreten. "Aus meiner Sicht ist die Handlung dann fertig erzählt." Das Maskottchen seiner Stiftung bleibt der Drache aber: "Denn die Figur verkörpert die Werte unserer Arbeit", sagt Maffay.