Windräder sind umstritten – auch wegen der Landschaftsgestaltung. In einem Vortrag wirft der Künstler Richard Schindler einen fachlichen Blick auf die ästhetischen Bedenken.
Windräder bewegen die Gemüter – ein wesentlicher Punkt ist dabei auch die Frage: „Wie sieht das am Ende aus?“ Von „Verspargelung“ und „Verschandelung“ der Landschaft ist dann häufig die Rede.
Auch im Kreis Calw wird das Thema heiß diskutiert, erst kürzlich gab es in Wildberg den Antrag auf ein Bürgerbegehren gegen die Windkraft im Lindenrain und in Sulz am Eck, gleichermaßen in Gechingen und Calw. Alle Begehren wurden von den jeweiligen Gemeinderäten als unzulässig eingestuft.
Der Künstler Richard Schindler, der auch bereits an den Hochschulen für Bildende Kunst in Nürnberg und Basel lehrte, hat sich mit der ästhetischen Frage von Windrädern befasst. In einem Vortrag in Neubulach am 17. Oktober bei der Vapic GmbH möchte er den Blick des Ästheten und Künstlers auf die umstrittenen Stromerzeuger werfen.
Kunst kann Beitrag zu gesellschaftlichen Problemlagen leisten
„Mit meinem Vortrag möchte ich dazu einladen, versuchsweise eine Sicht der Dinge einzunehmen, wie sie sich mir aus meiner Erfahrung als bildender Künstler erschlossen hat. Ich bin kein Experte für Windkrafttechnik, aber geübt darin, Phänomene – auch Windkraftanlagen – unter der Optik der Kunst wahrzunehmen. Diese Sicht möchte ich teilen, in der Hoffnung zu zeigen, dass Kunst heute einen wesentlichen Beitrag dazu leisten kann, gesellschaftliche Problemlagen zu bearbeiten – und zwar jenseits der traditionellen künstlerischen Arbeit im Atelier“, kündigt er an.
Ob Windräder ästhetischen Mehrwert haben oder nicht, sei eine Frage der Perspektive. „Perspektive bedeutet hier allerdings keineswegs Beliebigkeit! Keine ernstzunehmende Film-, Theater- oder Musikkritik kann sich begnügen mit der bloßen Behauptung, etwas sei gut oder schlecht“, erläutert Schindler auf Nachfrage unserer Redaktion. Argumente würden verlangt, um rational über die Ästhetik diskutieren zu können.
Zum Thema Windräder ist Schindler gekommen, als schon vor 20 Jahren eine heiße Diskussion aus Leserbriefen und Rundfunkbeiträgen zur „Verschandlung des Landschaftsbildes“ tobte. Mit diesem Vorwurf wurde eine ästhetische Frage aufgeworfen – und das falle „naturgemäß“ auch in den Zuständigkeitsbereich der bildenden Kunst.
Landschaftsanalyse erschien als Buch
Im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Stadt Freiburg und einer Betreiberfirma legte Schindler ein Gutachten vor, in dem er die Landschaft auf künstlerisch-wissenschaftliche Art analysiert. Dieses wurde später unter dem Titel „Landschaft verstehen: Industriearchitektur und Landschaftsästhetik im Schwarzwald“ als Buch veröffentlicht.
Und fällt die Landschaftsgestaltung auch in den Bereich der bildenden Kunst? Für Schindler absolut. Er weist auf die Kunstgeschichte hin. „Der Ausdruck ,Landschaftsbild’ entstand im 17. Jahrhundert, in unmittelbarem Anschluss an das neu entstehende Genre der Landschaftsmalerei. Mit anderen Worten: Ohne jene Künstler, die Natur überhaupt erst als betrachtenswerte Landschaft erfanden (!), gäbe es weder den Begriff noch die Sache“, erklärt er.
Das Landschaftsbild umfasse also auch die Erkenntnis, dass eine Landschaft überhaupt schön sein kann und nicht nur zweckmäßig. Damit sei die Landschaftsgestaltung direkt mit der Kunst verknüpft.
Der Vortrag
Der Vortrag von Richard Schindler ist am Freitag, 17. Oktober, ab 19 Uhr bei der Vapic GmbH in Neubulach-Oberhaugstett, Henry-à-Wengen- Straße 6. Er wird organisiert vom CDU Stadtverband Neubulach. Der Eintritt ist frei.